

Dr. Eva Umlauf
11.11.2021 | 19:00 - 21:30
| KostenlosDr. Eva Umlauf
hat Auschwitz überlebt
Anlässlich der Jahrestage der Novemberpogrome von 1938 hat das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Frau Dr. Eva Umlauf engagieren können, vom 07.bis 13.11.2021 in Matinee- und Abendveranstaltungen im Rhein-Main-Gebiet und Mittelhessen aufzutreten. Am
Do., 11.11.2021
Beginn: 19:00 Uhr
veranstaltet von WETZLAR ERINNERT e.V.
in der Stadtbibliothek Wetzlar
Bahnhofstraße 6 | D 35576 Wetzlar
findet ein Vortrags– und Gesprächsabend mit der Shoah-Überlebenden Dr. Eva Umlauf statt. Sie war Ende 1944 die jüngste der Auschwitzüberlebenden, als die Rote Armee das Lager befreite.
Die Veranstaltung ist kostenlos. Voraussetzung für die Teilnahme ist nach dem »G2-Konzept« die Vorlage seines Impf- bzw. Genesungsnachweises.
Wer ist Eva Umlauf?
Geboren wird Eva Hecht am 19. Dezember 1942 im KZ-Nováky in der Slowakei. Es ist bitter kalt. Selbst das Wasser gefriert im Eimer. Ihre Eltern sind zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die 19-jährige Mutter Agnes Hecht in der Schneiderei, der Vater Imrich Hecht in der Buchhaltung. Das KZ untersteht nicht der SS, sondern dem Slowakischen Innenministerium (slowenische Volkspartei – den Ludáci). SS-Oberscharführer Ernst Brückler fungiert »nur« als externer Berater.
Außerhalb des Städtchens Nováky hatte der von Hitler geförderte neue slowakische Staat 1941 eines von drei Arbeits-, Straf-, Sammel- und Durchgangslagern (DULAG) für slowakische Juden errichtet. Bereits von März bis Oktober 1942 werden in der sogenannten »Aktion David« in 57 Transporten 57.628 Juden aus der Slowakei in die Vernichtungslager in das Generalgouvernement Polen deportiert.
Das Deutsche Reich garantierte, dass die deportierten Juden nicht zurückkehren. Die Slowakei zahlt dem Deutschen Reich 500 Reichsmark pro deportierten Juden, plus Verpflegung für 14 Tage. Der Slowakische National-Aufstand vom 30. August bis in den September 1944 hinein wird mit Hilfe der deutschen Wehrmacht und SS brutal niedergeschlagen. Danach werden in einer letzten Welle von Oktober bis November 1944 alle noch verbliebenen Juden und Widerstandskämpfer nach Auschwitz deportiert. Die Züge verzögern sich durch die Zerstörungen der Bahnstrecken.
Mit dem letzten Zug aus Sered (Slowakei) kommt Eva mit ihren Eltern am 3. November 1944 in Auschwitz an. Eva sieht ihren Vater hier zum letzten Mal. Er marschiert mit einem »Todesmarsch« und landet im KZ-Mauthausen /Österreich, wo er am 21. März 1944 im Außenlager Melk an einer Sepsis stirbt. In Auschwitz wird Eva und ihrer Mutter eine Nummer in den Unterarm eintätowiert: A 2 6 9 5 9. Ihre Mutter erhält die 8. Bei der Tätowierung fällt das kleine Kind vor Schmerz in Ohnmacht. Die Tätowierung ist ein Akt der Entmenschlichung. Der Häftling hat keinen Namen mehr. Er ist jetzt eine anonyme Nummer. In den KZs wird alles peinlich genau festgehalten und dokumentiert.
Damit die Deutschen wissen, was sie vergessen sollen.
Die Weltöffentlichkeit sollte nämlich nie erfahren, welche Verbrechen die Deutschen in den KZs begangen haben. So wie z.B. die Wahrheit über das Konzentrations- und Vernichtungslager Treblinka. Es gibt so gut wie keine Dokumente mehr über die 950.000 Menschen, die im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden.
Auch nicht von Sobibor (250.000). Oder von Majdanek (78.000). Oder von Kulmhof (160.000). Oder von Belzec – (mehr als 450.000). Oder von Maly-Trostinez (60.000) und Bronnaja Gora (50.000) beide in Belarus. Oder auch von Jasenovac/Kroatien (mehr als 80.000).
In allen KZs kann die SS fast alle Dokumente vernichten. Aber eben nicht vom KZ-Auschwitz (>1.100.000 Morde). Die Fronten laufen zu schnell auf Deutschland zu. In aller Eile sprengt am 2. November 1944 die SS die Krematorien und stellt den Massenmord mit dem Gas Zyklon B ein.
Das rettet Eva das Leben. Es beginnen die »Todesmärsche« in Richtung Westen. Kleine Kinder sind hierfür ein Hindernis. Also verbleibt Eva mit ihrer Mutter im KZ-Auschwitz. Die herannahende Kriegsfront verhindert eine »ordnungsgemäße« Beseitigung der Dokumente der Nazi-Verbrechen. Die SS-Wachmannschaften (ca. 6.000 Mann) haben das KZ in Richtung Westen verlassen.
Die verbliebenen Häftlinge – mind. 7.300 – sind zu entkräftet, um sich in Bewegung zu setzen.
Am 27. Januar 1945 wird Eva mit ihrer Mutter und den weiteren mind. 7.300 Opfern von der Roten Armee im KZ-Auschwitz befreit. Viele der Befreiten sterben trotzdem noch in den folgenden Wochen und Monaten an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen, an Hunger/Unterernährung und Krankheit.
»Vergessen Sie das Kind, es wird nicht leben«, sagt ein Arzt zu Evas Mutter, die wieder schwanger war. Sie bleiben vorerst im KZ Auschwitz »wohnen«.
Nach Kriegsende und nach der Geburt ihrer Schwester Nora im April 1945 bündelt Evas Mutter im Frühsommer 1945 all ihre Energien. Mit ihrem Säugling Nora auf dem einen Arm und Eva an der anderen Hand reist sie zurück in ihre Heimat; dabei nimmt sie noch den elternlosen 6-jährigen Tommy mit, der auch aus ihrer Stadt Trencin kommt. Eva Umlauf sagt heute: »Die Verantwortung für die beiden Kinder gaben ihr die Kraft durchzuhalten«.
Zu Hause angekommen, stellen sie fest, dass keiner aus ihrer Familie überlebt hat. Die Krankheiten aus Auschwitz haben der kleinen Eva immer wieder sehr zu schaffen gemacht. Nach dem Abitur studiert Eva in Bratislava Medizin und geht nach dem Studium in das »Land der Täter«. Die Nummer auf ihrem Arm nimmt sie an. Nicht als Stigma, eher als ein besonderes persönliche Merkmal. Aber erst im Alter von 70 Jahren bezeichnet sie sich selbst als eine »Holocaustüberlebende«. Heute bedauert Eva sehr, dass sie mit ihrer Mutter nicht über die schlimme Zeit im KZ geredet hat. Wahrscheinlich waren die Erlebnisse für ihre Mutter zu dramatisch, was ihr die »Sprache verschlagen« hatte.
Programm am 11.11. in Wetzlar
Sie müssen für den Einlass dem Team der Stadtbibliothek ihren Impf- bzw. Genesungsnachweis vorzeigen.
Die Veranstaltung findet im Galerieraum im Tiefgeschoss statt, den Sie über die Treppe erreichen. Behinderte können auch den Hausaufzug nehmen. Wir bitten Sie dort ihre Plätze einzunehmen.
Sie können sich zuvor an dem Getränkebuffet bedienen, an dem Sie sich Fläschchen mit Wasser oder Apfelschorle nehmen können. Außerdem gibt es einen Bücherstand der Schnitzlerschen Buchhandlung mit Literatur zu diesem Themenabend:
- Dr. Eva Umlauf:
»Die Nummer auf Deinem Unterarm ist so blau wie Deine Augen«
Hoffmann und Campe, Preis: 12,90 €. - Alwin Meyer:
»Geboren in Auschwitz«
passend zur Ausstellung: »Ich konnte nicht schreien, nur deshalb lebe ich noch«
Steidl-Göttingen - Alwin Meyer:
»Vergiss Deinen Namen nicht – die Kinder von Auschwitz«
Steidl-Göttingen - Begleitband zum
»Weg der Erinnerung«
Wetzlar erinnert, Preis: 10,00 €
Zur Begrüßung im Ausstellungssaal im Tiefgeschoss.
Es spielen:
- Kristina Hänel
Akkordeon und Gesang und - Hans Kieser
Kontrabass

- Eröffnung und Begrüßung
durch WETZLAR ERINNERT e.V. - »mir lejbn ejbig«
Das bekannteste Lagerlied aus Auschwitz zur Melodie der »Ostseewellen«
vorgetragen durch Kristina Hänel (Akkordeon und Gesang) und Hans Kieser (Kontrabass) - Danksagung und Grußwort des Auschwitz-Komitees
Neithard Dahlen
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In ihrem Vortrag reflektiert Dr. Eva Umlauf ihre Erlebnisse danach
- als Überlebende von Auschwitz,
- erzählt von ihrer eigenen Aufarbeitung
- als Kind
- als Erwachsene
Und es geht um die Fragen:
- Wie wird man damit fertig?
- Wie gehen andere damit um?
- Wie erging es anderen Überlebenden danach?
- Wie lange braucht der Mensch, bis er wieder Vertrauen gewinnt und sich seine Sprache »normalisiert?«
Moderiert durch Wetzlar erinnert e.V.
von Dr. Eva Umlauf durch Wetzlar erinnert

Auf Wunsch schreibt Dr. Eva Umlauf in das erworbene Buch
- »Die Nummer auf Deinem Unterarm ist so blau wie Deine Augen«
Hoffmann und Campe, Preis: 12.90 €.
eine Widmung.
