Tagesfahrt mit Rundgang • Führung • Vorträgen
Wahrscheinlich am Sa., 14. Oktober 2023 in der Gemeinde Rodgau
(Landkreis Offenbach)

Ziel der Fahrt war die Gedenkstätte »Strafgefangenenlager Rollwald« zwischen den Ortsteilen Nieder- und Oberroden. In dem 47.500 m² großen Kernbereich des Lagers waren 15 Baracken für die Häftlingsunterbringung erbaut worden. In jeder Baracke wurden 100 Männer untergebracht. Das Lager war durch einen vierfachen, drei Meter hohen Stacheldrahtzaun gesichert. Ab Kriegsbeginn 1939 befanden sich im Lager ca. 1.500 Gefangene und 200 Mann Wachpersonal. Die Inhaftierten stammten aus allen Teilen Deutschlands und der von Deutschland besetzten Gebiete.

Die Fahrt beinhaltete eine Führung über das als Gedenkstätte hergerichtete Gelände des ehemaligen Lagerfriedhofes, einen Spaziergang durch den heutigen Ortsteil, dessen Entstehungsgeschichte mit der Errichtung des Strafgefangenenlagers begann,  sowie ein Gespräch mit Vertreter/-innen des Vereins munaVeRo (Verein für multinationale Verständigung Rodgau e.V.) über ihre Initiativen zur Recherche über das Lager und der Realisierung der Gedenkstätte. Nachfolgend finden Sie in der nächsten Zeit eine Dokumentation der Fahrt.

 

NS-Strafgefangenenlager Rollwald Grafik

Hintergrundinformationen über das NS-Strafgefangenlager Rollwald:

Passende Passagen zum Lesen im Akkordeon anklicken.

  • 8:50 Uhr: Bereitsstellung des Reisebusses der Fa. Menges-Reisen
    9:00 Uhr: Abfahrt mit dem Reisebus am ZOB, Bahnhof Weilburg

    Einstieg der aus Weilburg mitfahrenden Teilnehmer*innen
  • 9:25 Uhr: Zwischenhalt in Wetzlar, Festplatz Bachweide
    Zustieg der ab Wetzlar mitfahrenden Teilnehmer*innen über A 45 und B 45 nach Rodgau
  • 10:50 Uhr: Ankunft in Rodgau-Rollwald
    an derRhönstraße | D 63110 Rodgau
  • Fußweg zur Gedenkstätte Rollwald
  • 11:00 Uhr: Programm
    Begrüßung durch Franz Dürsch und Elske und Dr. Rudolf Ostermann (Verein munaReVo).
    Besichtigung der Gedenkstätte auf dem ehemaligen Friedhof des Lagers
    • Erläuterungen von Dr. Rudolf Ostermann
    • Selbststudium der Ausstellungstafeln
  • 11.45 Uhr: Exkursion zur alten Lagerglocke
    (steht als aktives Läutwerk im Freigelände der Katholischen Kirche.
  • Rückweg über die alte Lagerstraße
    (heute Rhönstraße) entlang der ehemaligen Wohnhäuser vom Wachpersonal bis zur Lokalität
    »Taverne Alt Athen«
  • 12.30 Uhr: Mittagspause im Restaurant
    »Taverne Alt Athen« (Rhönstraße)
    Evtl. Aktualisierung vorbehalten
  • 13.30 Uhr: Fortsetzung des Programms
    (In der Gaststätte »Taverne Alt Athen«)
    • Geschichte des Lagers
    • Vergangenheitsbewältigung
    • Die Arbeit des Vereins munaReVo e.V.
    • Rückfragen und Diskussion
  • 15.15 Uhr: Fußweg zurück zum Bus der Fa. Menges-Reisen
    dort Einstieg in den Reisebus
  • 15.30 Uhr: Rückfahrt nach Weilburg über Wetzlar
    16.50 Uhr: Ankunft in Wetzlar
    Verabschiedung der in Weilburg aussteigenden Teilnehmer*innen
    17.15 Uhr: Ankunft in Weilburg
    Verabschiedung der restlichen Teilnehmer*innen

Gefundene Zeichnung eines Gefangenen vom Lager Rollwald aus nord-östlicher Sicht © Wikipedia

Das »Lager Rollwald« war das größte von drei Stammlagern der »Gefangenenlager Rodgau«, die von Dieburg aus verwaltet wurden. Es wurde nicht von der SS geführt, sondern war eine Strafvollzugseinrichtung der Justiz, in der rechtskräftig verurteilte Strafgefangene einsassen. Also Kleinkriminelle und Gewaltverbrecher, aber auch politische Gegner des NS-Staates, Nichtsesshafte, Bettler, Homosexuelle und Menschen, die aus religiöser Überzeugung den Kriegsdienst verweigerten. Bis zu einem Drittel der Gefangenen waren nach heutigem Recht keine Straftäter. Während des Krieges saßen hier auch Tausende von Ausländern aus ganz Europa ein, die in ihren Heimatländern gegen die deutsche Besatzungsmacht gekämpft oder gegen deren Verordnungen verstoßen hatten.

Die Gefangenen wurden u.a. zur Zwangsarbeit für Rodungs- und Erschließungsarbeiten, Entwässerung der Sumpflandschaft und Bachregulierung eingesetzt. Mit Kriegsbeginn wurden sie von diesen Arbeiten abgezogen und überwiegend mit Aufträgen für die Wehrmacht, in der Rüstungsproduktion, im Munitionslager Münster/Hessen, als Hilfskräfte in der Landwirtschaft und zum Beseitigen von Kriegsschäden eingesetzt.

Die Arbeit im Lager und bei den Außenarbeiten war hart und die Bekleidung sowie Schuhwerk der Gefangenen unzureichend. Die Essensrationen reichten nicht aus und die ärztliche Versorgung war ungenügend. Zudem kamen Viele in den letzten Kriegsjahren bereits unterernährt im Lager an. Mehr als 200 Menschen starben im Lager Rollwald. Anfang 1944 wurde wegen stark ansteigender Todesfälle ein eigener Lagerfriedhof eingerichtet.

Am 26. März 1945 nahmen amerikanische Truppen das Lager Rollwald ein. Es wurde zunächst zur Festsetzung ehemaliger SS-Angehöriger genutzt und später als Kriegsgefangenenlager. Bis 1949 hatte das US-amerikanische »Prisoner of War Information Bureau« hier seinen Sitz.

Gedenkstätte zum NS Strafgefangenenlager Rollwald

Gefundene Zeichnung eines Gefangenen vom Lager Rollwald aus nord-östlicher Sicht

Zeichen der Nazis zur Katalogisierung von Gefangenen (Quelle: Bundesarchiv, Berlin)

Bilder © Wetzlar erinnert