Fahrt zur Ausstellung in der Vitos-Klinik, Gießen
Die Frage nach dem Wert des Lebens

Sa., 14 September 2024
mit dem Zug von Weilburg und Wetzlar nach Gießen

Wir wollten schon 2018 eine Gedenkstättenfahrt zur Vitos-Klinik Gießen durchführen. Die frühere »Heil- und Pflegeanstalt Gießen«, in der sich eine Ausstellung befindet, die sich mit der Geschichte dieser Anstalt bis in die Nachkriegszeit beschäftigt. Jedoch ein Starkregen beschädigte im Frühjahr 2018 die Ausstellungsräumlichkeiten auf dem Klinik-Gelände derart, dass eine Begehung nicht mehr möglich war. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten sollen aber inzwischen abgeschlossen sein. Corona machte uns in den Folgejahren wiederum einen Strich durch die Rechnung. Doch nun ist es endlich soweit:

Die Ausstellung »Die Frage nach dem Wert des Lebens« ist wieder hergestellt, nachdem ein eigens hierfür gegründeter Trägerverein sich der Renovierung und Neukonzeption der Ausstellung gewidmet hat. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie a.D. Herwig Groß stellt sich als Referent für diesen Thementag zur Verfügung. Wir bemühen uns um einen neuen Termin. Nachfolgenden finden Sie Informationen zur Geschichte der früheren »Heil- und Pflegeanstalt Gießen«, sowie zu der Ausstellung.

Die Frage nach dem Wert des Lebens

Mit der Gründung der Heil- und Pflegeanstalt Gießen im Jahr 1911 am Rande der Stadt Gießen hat alles begonnen. Über den Ersten Weltkrieg, die Schrecken des Dritten Reichs, die Psychiatriereform der 70er und 80er Jahre bis zur modernen Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie heute hat die Klinik viele Höhen und Tiefen erlebt.

Von dieser bewegten Geschichte will das Psychiatriemuseum erzählen. Ein wesentlicher Baustein ist hier die Gedenkausstellung »Vom Wert des Menschen«. Sie zeigt die Geschichte der Gießener Heil- und Pflegeanstalt von 1911 bis 1945. Dabei geht es um Themen wie die Einrichtung eines Reservelazaretts während des Ersten Weltkriegs oder Reformversuche während der Weimarer Republik – etwa das »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« und Zwangssterilisierung in Gießen. Zudem thematisiert die Ausstellung die Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung Kranker im Dritten Reich durch die »Aktion T 4« sowie den dezentralen Patientenmord.

Das Psychiatriemuseum informiert aber auch zur Geschichte der Psychiatrie im Allgemeinen. Es leistet Gedenkarbeit, klärt auf und bringt den Besuchern unbekannte Aspekte nahe.

Zur Geschichte der »Heil- und Pflegeanstalt« Gießen

Die Anstalt wurde 1911 am Rande der Stadt gegründet. Während des Ersten Weltkrieges war in einigen Gebäuden ein Reservelazarett für sog. Kriegszitterer eingerichtet worden. In der Weimarer Republik war die Anstalt geprägt von Reformversuchen und einer zunehmend schlechteren finanziellen Lage.

Durch den Nationalsozialismus veränderten sich auch hier für die untergebrachten Patientinnen und Patienten die Lebensbedingungen. Im Rahmen des »Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses«, das Anfang 1934 in Kraft trat, wurden auch Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Gießen sterilisiert. Im Rahmen der »T4-Aktion« (Deckname der Mordaktion an Kranken und Behinderten) wurden von Januar bis März 1941 265 Patientinnen und Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Gießen abgeholt und in Hadamar ermordet.

In der Heil- und Pflegeanstalt Gießen war, wie in vielen Anstalten, die Sterberate in den Jahren 1941 bis 1945 sehr hoch. Gründe waren vermutlich die niedrigen Pflegesätze und eine mangelhafte Versorgung der Kranken. Im Jahre 1940 war die Einrichtung Zwischenanstalt für jüdische Patientinnen und Patienten, die von Gießen aus in eine Tötungsanstalt deportiert wurden.

Außerdem wurde in drei Häusern der Heil- und Pflegeanstalt eine neurologisch-psychiatrische Beobachtungsstation für über 5.000 Angehörige der Waffen-SS eingerichtet. Im letzten Kapitel der Ausstellung wird kurz auf die Psychiatriereform der 70er und 80er Jahre eingegangen.

Von der Ausgrenzung über die Zwangssterilisation bis hin zur Massenvernichtung: Hunderttausende kranke und behinderte Menschen sind während des Nationalsozialismus der Selektion zwischen vermeintlich wertvollem und weniger wertvollem Leben zum Opfer gefallen. Das Schicksal dieser Menschen zeigt die Ausstellung »Erfasst, verfolgt, vernichtet«, die vom 22. Mai bis zum 25. Juni 2019 auf dem Gelände der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gießen zu sehen war.

Rund 400.000 Menschen wurden ab 1934 gegen ihren Willen sterilisiert, weil sie krank oder behindert waren. Rund 200.000 wurden ermordet – mehr als die Hälfte davon waren Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten.

Die Gedenkausstellung auf dem Vitos-Gelände in Gießen

Mit der Gründung der Heil- und Pflegeanstalt Gießen im Jahr 1911 am Rande der Stadt Gießen hat alles begonnen. Über den Ersten Weltkrieg, die Schrecken des Dritten Reichs, die Psychiatriereform der 70er und 80er Jahre bis zur modernen Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie heute hat die Klinik viele Höhen und Tiefen erlebt.

Von dieser bewegten Geschichte will das Psychiatriemuseum erzählen. Ein wesentlicher Baustein ist hier die Gedenkausstellung »Vom Wert des Menschen«. Sie zeigt die Geschichte der Gießener Heil- und Pflegeanstalt von 1911 bis 1945. Dabei geht es um Themen wie die Einrichtung eines Reservelazaretts während des Ersten Weltkriegs oder Reformversuche während der Weimarer Republik – etwa das »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« und Zwangssterilisierung in Gießen. Zudem thematisiert die Ausstellung die Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung Kranker im Dritten Reich durch die »Aktion T 4« sowie den dezentralen Patientenmord.

Das Psychiatriemuseum informiert aber auch zur Geschichte der Psychiatrie im Allgemeinen. Es leistet Gedenkarbeit, klärt auf und bringt den Besuchern unbekannte Aspekte nahe.

Führungen durch die Ausstellung und Thementage bietet an:

Herwig Groß
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Oberarzt a.D., Ansprechpartner Gedenkausstellung und Psychiatriemuseum
Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen.

Unser genaues Programm zu dieser Gedenkstättenfahrt wird im April bekannt gegeben.