Gedenktafeln
zu Ereignissen der NS-Zeit

Unser Konzept für diese Erinnerungs- und Gedenkinitiative
mitten im Alltag von Wetzlar

Auf Initiative von WETLAR ERINNERT e.V. werden seit Mai 2018 schrittweise 90 x 70 cm großen Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit auf öffentlichem bzw. öffentlich zugehbaren Gelände aufgestellt. Die Schilder sollen an die Zeit des deutschen Faschismus erinnern, speziell an die Ereignisse in Wetzlar.

Sie sollen durch ihre farbliche Gestaltung, ihre Platzierung und Aufmachung als Blickfang wirken und vorbeigehenden Passanten ermöglichen, in kürzester Zeit beim Vorbeigehen das jeweilige Ereignis aus der NS-Zeit zu erfassen. Durch den QR-Code erhalten interessierte Bürger Hintergrundinformationen zum jeweiligen Thema und Ort über das Internet, aber auch eine Übersicht zu weiteren Tafeln dieser Art in Wetzlar. Sieben derartiger Schilder sind inzwischen aufgestellt worden, in den kommenden Jahren sollen insgesamt 22 Schilder installiert werden.

Im nachfolgenden Aufklappmenü finden Sie Details zum Konzept des Projektes, dem Design, der Abmessung, etwaigen Kosten für Produktion und Montage der Tafeln sowie zu Möglichkeiten der Kooperation beispielsweise mit Schulen bzw. Jugendorganisationen oder Unternehmen, um bei der Erforschung des Themas und der Realisierung der Tafeln Schulklassen und Jugendgruppen bzw. Interessengemeinschaften zu beteiligen.

Mit den Gedenktafeln zu »Ereignissen der NS-Zeit« wollen wir einen Beitrag für eine aktive Erinnerungs- und Gedenkkultur im öffentlichen Leben unserer Stadt leisten.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Grünanlagen und auf Friedhöfen der Stadt Wetzlar zahlreiche, kleinere Gedenkorte errichtet. Das gilt auch für die zwischenzeitlich 16 verlegten Stolpersteine. Allerdings sind diese Denkmäler, Gedenksteine bzw. gusseisernen Gedenktafeln oftmals sehr unauffällig und somit kaum bekannt und wahrnehmbar.

Die Erinnerungs- und Gedenktafeln sollen deshalb von ihrer farblichen Gestaltung, ihrer Platzierung und Aufmachung als Blickfang für vorbeigehende Passanten so wirken, dass in kürzester Zeit beim Vorbeigehen das jeweilige Ereignis aus der NS-Zeit erfasst werden kann und eine Informations-Möglichkeit für Interessierte eröffnet wird. Deshalb werden sie auch – wenn möglich – quer zur Gehrichtung oder z.B. bei Bushaltestellen installiert.

Hier als Beispiel der Standort IKEA:

Montage der Gedenktafeln bei Ikea Dez. 2018

Montage der Tafeln im Dezember 2018. In diesem Fall musste von der Fa. JUWE zunächst ein Fundament gesetzt werden und für die beiden Themen (Erich Deibel und Zwangsarbeiterlager) je zwei, also insgesamt vier Schilder, erstellt werden. Außerdem mussten aufgrund des Feuerschutzes rund um das Möbelhaus Platten aus Aluminium verwendet werden.

Zeile mit Logos der Tafelstifter NSDAP-Kreisleitung grün

Zeile der Tafelstifter auf der Tafel zur Erinnerung an das Zwangsarbeiterlager der Buderus’schen Eisenwerke Hermannsteiner Str. (heute IKEA)

Die Komposition in der Logozeile ändert sich je nach den gewonnenen Stiftern und Förderern der jeweiligen Tafel.

Für die Mitträgerschaft und -finanzierung versucht WETZLAR ERINNERT e.V. jeweils Firmen, Institutionen, Organisationen bzw. Personen zu gewinnen, die eine Nähe aufgrund des Themas der Tafel und des jeweiligen Tafelstandortes aufweisen. Es sollen möglichst gewonnen werden:

  • Firmen, Institutionen bzw. Organisationen, die mit dem historischen Ereignis in einem Zusammenhang stehen; oder Nachfolgeunternehmen bzw. Nachfolgeorganisationen der damaligen Firmen, Institutionen bzw. Organisationen,
  • außerdem die Firmen, Institutionen bzw. Organisationen, die sich heute am selben Standort befinden.
  • Immer mit dabei sind:
    • Der Magistrat der Stadt Wetzlar
    • Der Verein WETZLAR ERINNERT

Zeile mit Logos der Tafelstifter NSDAP-Kreisleitung - blau

Zeile der Tafelstifter auf der Tafel zur Erinnerung an das Zwangsarbeiterlager der Buderus’schen Eisenwerke Hermannsteiner Straße (heute: IKEA)

Zeile mit Logos der Tafelstifter NSDAP-Kreisleitung Borderaux-rot

Zeile der Tafelstifter auf der Tafel zur Information über die Verbrechen der NSDAP-Kreisleitung vor der Buderusvilla (heute Alters- und Pflegeheim Haus Aloys)

Die Themen der Tafeln lassen sich in drei Themenfelder zusammenfassen:

  • BLAU: Für Tafeln zur Ehrung von Opfern des Faschismus
  • GRÜN: an Standorten von Zwangsarbeiterlagern
  • BORDEAUX-ROT: an Standorten von Behörden, Verbänden, Aktionen und Verbrechen des NS-Staates

Das ursprüngliche Konzept unseres Vereins sah eine braune Färbung der Tafeln vor. Die PR-Fachleute beteiligter Unternehmen setzten dem entgegen, dass das Braun eher unauffällig sei und unser Vereinsmotto Wetzlar BUNT statt BRAUN laute. Hieraus entstand die neue Farbgebung, die wir – wegen des Wiedererkennungswerts – nun gerne so beibehalten möchten.

Bisher aufgestellten Gedenktafeln 2018–2021

  1. Gewerkschaftshaus
    Niedergirmeser Weg 1
  2. Erich Deibel
    IKEA-Gelände
  3. Lager Buderus
    IKEA-Gelände
  4. NSDAP-Kreisleitung
    Buderus-Villa
  5. Tomasz Kiryllow
    Hessenkolleg
  6. Lager Pfeiffer
    Umgehungsstraße
  7. Lager Pfeiffer
    Taubenstein
  8. GESTAPO
    Aldefeld’sches Haus
  9. Zwangsarbeitergräber
    Friedhof Niedergirmes
  10. Getto 1942
    Jahnstraße
  11. Ernst Leitz II
    Am neuen Rathaus
  12. Lager Ernst Leitz GmbH
    Stadion Lahninsel
  13. Italienische Fremdarbeiter
    Franziskanerstraße (FRANZIS)
  14. Hausertor-Stollen
    Hausertorstraße
  15. Heinrich Mootz
    Rosengasse / Ecke Jäcksburg
  16. Ochsenfest 1933
    Bachweide & Finsterloh
  17. Jakob Sauer
    Alter Friedhof
  18. Christian W. Mackauer
    Goetheschule (Busstation)
    Weitere Tafeln in Planung:
  19. DP-Lager 1945-1952
    Westend (ehem. Westkaserne)
  20. DULAG Kriegsgefangene
    Dahlheim (Hohe Straße)
  21. Lager Hensoldt Idingschule
    Seibert- Ecke Sophienstraße
  22. Lager Hensoldt
    Sophien-/Ecke M.-Hensoldt-Str.
  23. Deportationen 1938, 1942-43
    Willy-Brandt-Platz | ZOB und Bahnhofsrückseite
  24. Nazi-Aufmärsche zum 1. Mai
    Auf dem Domplatz
  25. Ehemalige Synagoge
    Pfannenstielsgasse
  26. Lager Röchling-Buderus
    beim ehemaligen Schlachthof
    Legende:
    Bisher aufgestellte Tafeln

    Tafeln 1. – 16.
    Links aktiv (unterstrichene Texte)
    Geplante Tafeln: (kursiv)

Weitere Vorschlage sind erwünscht

Eckwerte zu den Tafeln:

  • Kunststoffbeschichtete Platten aus Neobond
  • Größe von 900 x 700 mm mit einem Eckradius von 40 mm
  • Montage an vorhandenen Schilderpfosten bzw. Laternenmasten mit Rohrschellen bzw. Klemmen oder Errichtung neuer Pfosten
  • Wetterfester Aufdruck von Texten, Bildern und Grafiken im Siebdruckverfahren, wie bei heutigen Verkehrsschildern (ggf. je nach Standort auf Vorder- und Rückseite)
  • Einheitliche Text- und Layoutgestaltung, um einen Wiedererkennungswert zu erzielen (siehe das Muster rechts)
  • Einheitliches Farbkonzept:
    • Tafeln zu Ehren von Opfern in Blautönen
    • Tafeln zur Erinnnerung an Zwangsarbeiterlager in Grüntönen
    • Tafeln zu Ereignissen, Verbrechen und Organisationen in Bordeaur-Rot und dazu passenden Pastelltönen
  • die kurzen Texte sollen von Passanten beim Vorbeigehen erfasst werden können
  • mit Hilfe des QR-Codes können Interessierte weitere Informationen auf diesen Seiten und ihren Themen finden

Gedenktafel zu Ereignissen der NS-Zeit - Mustertafel

Für die ersten Tafeln wurde die Herstellung und Montage ausgeschrieben. Die Firma Stempelspirale in Linden zeigte sofort Interesse an dem Auftrag und ist zu einem zuverlässigen Kooperationspartner für das Schilderprojekt geworden. Stempelspirale hat u.a. einschlägige Erfahrung in der Aufstellung von Verkehrsschildern und Leitsystemen und montiert dementsprechend die Tafeln auch.

 
Logo Stempelspirale

Je nach der örtlichen Möglichkeit fallen unterschiedliche Kosten für Produktion und Montage an:

  • bei Tafeln, die aus den kunststoffbeschichteten Neobond-Platten hergestellt und an eine hierfür geeignete Wand montiert werden, beträgt der Herstellungs- und Montagepreis bis zu 350,– €;
  • bei Tafeln die an vorhandene Pfosten vorder- und rückseitig angebracht werden, muss der doppelte Betrag veranschlagt werden;
  • bei der Errichtung neuer Pfosten müssen die Kosten für Erdarbeiten, Fundamentsetzung sowie die o.a. Fertigungs- und Montagekosten berücksichtig werden. Außerdem kann die Fundamentsetzung und Tafelmontage nicht am selben Tag erfolgen.
  • In besonderen Fällen müssen aus Gründen des Feuerschutzes statt der Nutzung der kunststoffbeschichteten Neobond-Platten Tafeln aus Aluminium verwendet werden. Dieses Material ist doppelt so teuer, wie die Neobond-Platten.

Die Stempelspirale erstellt für jeden Fall einen Kostenvoranschlag.

WETZLAR ERINNERT e.V. bietet interessierten Pädagoginnen und Pädagogen der schulischen und außerschulischen Jugendbildung an, sich mit ihrer Schulklasse bzw. Jugendgruppe an der Recherche für die Hintergrundinformation zu den jeweiligen Ereignissen zu beteiligen. Neben den Dokumenten, Bildern und Texten, die im Besitz von WETZLAR ERINNERT e.V. sind, soll den Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet werden

  • in Publikationen des Wetzlarer Geschichtsvereins;
  • im historischen Archiv der Stadt Wetzlar;
  • in Archiven beteiligter Firmen und Institutionen;
  • durch Firmenbesuche und Zeitzeugenbefragungen;
  • im / oder über das International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen

weitere Recherchen anzustellen und diese bei der Enthüllung der entsprechenden Tafel zu präsentieren. Je nach Interessen und der Zeitdauer des Kooperationsprojektes kann eine Schulgruppe, ein Geschichtskurs oder eine Jugendgruppe auch übernehmen

  • die Gestaltung der Tafel im Rahmen des Konzepts oder / und
  • die Gestaltung der Hintergrundinformationsseite auf wetzlar-erinnert.de;
  • die Vorbereitung und Durchführung der Enthüllungsveranstaltung.

Natürlich unter Anleitung bzw. Hilfestellung von Vertreter*innen unseres Vereins.

Für die Deckung dieser Kosten kann ein Antrag auf Förderung aus dem Programm »Demokratie leben« gestellt werden. Hierfür sollte aber eine Vorplanung von mind. einem halben Jahr eingeplant werden und das Projekt innerhalb eines Haushaltjahres des Bundes (01.01.–31.12. eines Jahres) begonnen und abgeschlossen sein. Antragsteller und Mittelverwalter wäre jeweils unser Verein. Die Mitgestaltung der Tafel würde auf der Tafel und in der Homepage (so, wie die Tafelstifter) erwähnt.