Jüdisches Getto für die letzten Familien,
die 1942 noch in Wetzlar wohnten
die 1942 noch in Wetzlar wohnten
1942 mussten 28 jüdische Bürger*innen ihre Wohnung verlassen und in eine Baracke ziehen.
Dort lebten sie auf engstem Raum, ihren sicheren Tod vor Augen.
Der Hausrat der betroffenen Familien wurde durch das Finanzamt an »Arier« versteigert. Diese Menschen wurden am 10. Juni und 28. August 1942 gemeinsam mit allen anderen Jüdinnen und Juden, die noch im Altkreis Wetzlar lebten, über Frankfurt a.M. in die Vernichtungslager verschleppt. Das Ende der immer schärfer gewordenen Ächtung, Demütigung, Ausgrenzung und Verfolgung gegen jüdische Mitbürger*innen im NS-Staat.
Es haben nur einige wenige Wetzlarer Juden die Konzentrationslager überlebt. Zwei von ihnen sind nach Wetzlar zurückgekehrt.
Letzte Station in Wetzlar
Das Judengetto
In dem nachfolgenden Aufklappmenü können Sie detaillierte Informationen, Bilder und Dokumente einsehen, die von Ursula Fokken in Zusammenarbeit mit ihrem Mann Heiko zusammenstellt worden sind:
Wir danken Walter und Doris Ebertz, Susanne Meinl und Karsten Porezag dafür, auf Ihre Schriften zurückgreifen zu können, um den heutigen und den nachfolgenden Generationen über diese fürchterlichen Ereignisse berichten zu können.
Literaturliste
Alle Informationen wurden wörtlich oder dem Sinn nach aus folgenden Werken entnommen:
- Doris und Walter Ebertz: »Die jüdischen Familien in Wetzlar«
Ein Gedenkbuch,
Herausgeber Wetzlarer Geschichtsverein, Wetzlar 2010 - Susanne Meinl: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…«
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wetzlar 1918 bis zu ihrem Ende,
Herausgeber Wetzlarer Geschichtsverein, Wetzlar 2010 - Karsten Porezag: »Als aus Nachbarn Juden wurden«
Die Deportation und Ermordung der letzten Wetzlarer Juden 1938–1943/45,
Schriften zur Stadtgeschichte-Sonderausgabe, Wetzlar 2006
Schon wenige Wochen nach den letzten Wahlen in Wetzlar, am 5. März 1933, kam es mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bereits zu den ersten Aktionen gegen jüdische Mitbürger.
Gesetz über das Schächten von Tieren
Beginn des Terrors war auch in Wetzlar das reichsweite Vorgehen gegen das Schächten. Am 21. April 1933 wurde mit dem »Gesetz über das Schlachten von Tieren« das rituelle Schächten verboten. [1]
Bei Nacht und Nebel wurde das im Wetzlarer Schlachthof verwahrte Schächtinstrumentarium beschlagnahmt. Der seit 27 Jahren als Schächter und Kultusbeamte fungierende Josef Gerstel wurde sogar in seiner Wohnung aufgesucht, wo er das Schächtmesser angeblich freiwillig herausgegeben habe. [2]
[1] Vgl. Meinl, Susanne: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…« Wetzlar 2010, S.65 f.[2] Vgl. ebd. 2010, S.66 f.
Keine Woche später begannen der im großen Stil durchgeführte Boykott und die Schikanen gegenüber Inhabern jüdischer Geschäfte, gegen Ärzte und Rechtsanwälte.
So sammelte sich am 29.03.1933
[…] vorwiegend vor den Wohnungen hiesiger jüdischer Geschäftsleute […] eine höchst erregte Menge […] und verlangte, durch sehr erregte Rufe die Inhaftnahme der männlichen jüdischen Geschäftsinhaber […] Da die Gefahr bestand, dass die erregte Menge auch tätlich gegen die betroffenen Personen vorgehen wollte, wurden diese durch Polizeibeamte […] in Schutzhaft genommen. [1]
Ob die solchermaßen Inhaftierten noch am selben Tag oder erst einen Tag später durch die Intervention einiger Wetzlarer Bürger wieder freigelassen wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. [2]
In der zunehmend brodelnden Stimmung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in der Stadt wurden am 10. April 1933 in der Nacht verschiedene Geschäftshäuser beschädigt und beschmutzt. [3]
Geschäftsinhaber sahen sich darüber hinaus in der folgenden Zeit fortlaufenden Schikanen wie Sprechchören antisemitischen Inhaltes der Hitlerjugend vor dem Haupteingang der Geschäfte, Behinderung und Verängstigung von Kaufwilligen, bis hin zu grundlosen Inhaftierungen ausgesetzt.
Die Folge all dieser Vorkommnisse waren immer häufiger werdende Geschäftsaufgaben, Konkurse und Insolvenzen. Erste Familien verlegten Wohnsitz und berufliche Aktivitäten nach Frankfurt. [4] Einst florierende jüdische Betriebe in Wetzlar wurden zu Spottpreisen übernommen und neuen »arischen« Besitzern übertragen. Immer mehr jüdische Geschäftsinhaber kapitulierten und dachten über Auswanderung nach.
Der Kaufmann Georg Davidsohn
Am 06.03.1912 hatte der Kaufmann Georg Davidson in Wetzlar das »Warenhaus Frankfurt« eröffnet. Dieses florierte so gut, dass er im Jahre 1929, am 12.07., in der Bahnhofstraße ein großzügiges, neues, modernes Gebäude einweihen konnte.
Wetzlarer Anzeiger 13.07.1929 © Walter und Doris Ebertz: »Jüdische Familien in Wetzlar«, 2010, S. 21
Die stetig aufsteigende Entwicklung des Kaufhauses wurde anlässlich des 20-jährigen Kaufhausjubiläums ebenfalls im Wetzlarer Anzeiger gewürdigt. Durch die im Text beschriebene, immer stärker werdende Hetze gegen Juden und spezielle Schikanen gegenüber seinem Geschäft, sah sich Georg Davidsohn schließlich gezwungen, zu kapitulieren. Er wählte einen langjährigen Mitarbeiter zu seinem Nachfolger, und schloss mit ihm einen Kaufvertrag. Dieser wurde jedoch von der Partei und der Handelskammer nicht genehmigt. Vielmehr wurde das Kaufhaus an die Parteimitglieder Gerhard und Herbert Linke veräußert, die die Übernahme im Wetzlarer Anzeiger am 03.10.1935 so präsentierten:
Das Kaufhaus Frankfurter wurde an die beiden NSDAP-Mitgliedern Gerhard und Herbert Linke veräußert, die die Übernahme im Wetzlarer Anzeiger am 03.10.1935 so präsentierten. Dokument © Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden, Abt. 483, Nr. 4374a aus © Susanne Meinl: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…«, 2010, S. 217.
Das neue Warenhaus Frankfurter in der Bahnhofstraße wurde am 12.07.1929 eröffnet, arisiert 1935. Seitdem im Besitz der Gebrüder Linke. Den Wetzlarern bekannt als das spätere »KaWe«. Foto: Hermann Eucker © Walter und Doris Ebertz: »Jüdische Famiien in Wetzlar«, 2010, 2010, S. 23
[1] Ebertz, Doris und Walter: Die jüdischen Familien in Wetzlar. Ein Gedenkbuch, Wetzlar 2010, S.70[2] Vgl. Meinl, 2010,S. 67[3] Vgl. ebd., S. 71[4] Vgl. ebd., S.78f.
Am 9. November, mit Beginn der Pogrome im Gau Hessen-Nassau, wurden in Wetzlar im Laufe des Tages die männlichen jüdischen Einwohner in Schutzhaft genommen. Die jüdischen Geschäfte wurden geschlossen. Auch Privatwohnungen wurden von Rollkommandos verwüstet. Bei den Plünderungen wurde der Hausrat rücksichtslos aus den Fenstern geworfen, zerstört, wie Müll auf LKW verladen und auf einen Sammelplatz gefahren und verbrannt. [1]
Die oben erwähnte Verhaftungsaktion fand am helllichten Tag statt. Verhaftet und teilweise nach Buchenwald deportiert wurden – entweder direkt von Wetzlar am 10. November oder von Frankfurt aus – 24 Männer. Zwei von ihnen wurden wohl wegen hohen Alters wieder entlassen. [2]
Die übrigen Inhaftierten konnten in unterschiedlichen Zeiträumen Buchenwald wieder verlassen. Ein Kriterium für den Entlassungszeitraum war der Nachweis eines Visums für ein Aufnahmeland oder ob man für die anstehenden Zwangsverkäufe gebraucht wurde.
Die »Verordnung zur Ausschaltung von Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben« vom 12. November 1938 hatte zur Folge, dass alle z.T. nur noch auf dem Papier existierenden jüdischen Geschäfte liquidiert und aus dem Handelsregister gelöscht wurden.
Immer stärker wurde auch der Druck auf die jüdische Bevölkerung, so rasch wie möglich aus Deutschland zu fliehen. So war auch eine der Auflagen an die aus Buchenwald wieder Entlassenen, so schnell wie möglich Deutschland zu verlassen.
Jüdische Familien, die bis nach Übersee gelangt waren, konnten nicht unbedingt darauf zählen, ihr in Wetzlar eingelagertes, mit Sonderabgaben belegtes Hab und Gut auch zu erhalten. Vielmehr wurde es wegen angeblicher Steuerrückstände sichergestellt und später versteigert. So konnte man anlässlich eines Rückerstattungsverfahrens ermitteln, dass sich Angehörige städtischer Ämter als Käufer des Hausrates entpuppten. [3]
[1] vgl. Meinl, 2010, S.139[2] vgl. ebd. 2010, S. 141f.[3] vgl. ebd. 2010, S.156ff.
Die Jahre zwischen 1933 und 1942 erlebten die Juden in ständiger Angst vor Übergriffen, unter andauernder sozialer Kontrolle und in immer größerer Armut. Die Männer wurden zu schwersten und unangenehmsten Arbeiten herangezogen, die Frauen versuchten mit geringen verfügbaren Mitteln den Lebensunterhalt zu gewährleisten. Viele von ihnen lebten von der jüdischen Wohlfahrt. [1] Die wenigen, die noch in Wetzlar verblieben waren, versuchte man gezielt von ihrem nachbarschaftlichen Umfeld zu isolieren, auch um an begehrten Wohnraum zu kommen. So richtete man in Ausübung des Gesetzes »Mietverhältnisse von Juden« sogenannte Gettohäuser ein.
Der Sohn der Witwe Hertha Rosenthal, Erich Rosenthal, beschreibt, dass das Haus seiner Mutter in der Bannstraße 14 in Wetzlar ursprünglich aus drei Wohnungen bestand, die von drei Familien bewohnt wurden.
»Im Jahre 1938 oder später haben die Nazis noch zwei jüdische Familien in das Haus gesetzt… Dieses Zusammenpferchen von jüdischen Familien in meinem Elternhaus betrachte ich als den ersten Schritt in der Freiheitsberaubung meiner Mutter.« [2]
[1] Vgl. ebd. 2010, S. 160[2] Meinl, 2010, S. 163
Die strikte Umsetzung des Gesetzes gipfelte in der Verhaftung und im Zusammenpferchen der noch verbliebenen jüdischen Bewohner Wetzlars in einem Sammellager in Niedergirmes in der Jahnstraße 3. Dieses war ursprünglich das Wirtschaftsgebäude einer ehemaligen Ziegelei, in dem sich vorher Notwohnungen für sozial Schwache befunden hatten.
Zwischen dem 20. Februar und dem 27. April mussten die letzten nicht in Mischehe lebenden Wetzlarer Juden ihre Wohnungen und Häuser verlassen und wurden in der lagerähnlichen Baracke mit drei Wohnungen mit neun Räumen und drei Küchen zusammengedrängt. Anfänglich mussten dort 25 Menschen hausen, ab Juli 1942 kamen noch fünf weitere dazu.
Über die demütigende, brutale und menschenverachtende Vertreibung der oft älteren Menschen aus ihrer angestammten Umgebung berichteten viele Nachbarn voller Entsetzen.
Möbel wurden mit Fußtritten aus den Wohnungen befördert, Hausrat einfach aus dem Fenster geworfen.
In offenen LKW wurden die Menschen in die Jahnstraße abtransportiert. Im Hof hatte man eine Art Möbellagerplatz eingerichtet, auf den der kärgliche Hausrat abgekippt wurde und dann verrottete, weil in der überfüllten Baracke kein Platz dafür war. [1]
»Zwei Häuser weiter wohnte der ›alte Kämpfer‹, Ortsgruppenamtsleiter von Niedergirmes, und Finanzbeamte Heinrich Hoss, der dann auch bei der Kasernierung und Deportation der dorthin Zwangseingewiesenen eine Rolle spielte.« [2]
Nach der Erinnerung eines 16jährigen Nachbarn hielt besagter Hoss die Menschen unter ständiger Beobachtung, um den Kontakt von Nachbarn zu den alten, oft hilflosen Menschen zu unterbinden. Auch wurde von menschenunwürdigen Maßnahmen wie Schlägen und Fußtritten berichtet. [3]
Steckte den Bewohnern jemand Lebensmittel zu, musste er mit einer Anzeige rechnen. So mussten Menschen, die helfen wollten, ihre Gaben in der Nacht vorbeibringen. Sie fanden dort apathische Menschen vor, die voller Trauer und Angst über ihr weiteres Schicksal, dennoch die Besucher davor warnten, sich durch ihre Hilfeleistung nicht selbst zu gefährden. [4]
[1] Vgl. Porezag, Karsten: Als aus Nachbarn Juden wurden, Wetzlar 2006, S.79[2] Vgl. Meinl, 2010, S. 163, nach Porezag, Nachbarn, 2006[3] Vgl. ebd. 2010, S.96[4] Vgl. ebd. 2010, S. 165
Der Elektroingenieur Klaus J. Mohr, der im Juni 1933 in Wetzlar-Niedergirmes geboren wurde und dort seine Kindheit verlebte, schildert am 26. März 2005 Karsten Porezag in einem Brief die Ereignisse, die sich im Frühjahr 1942 in der Jahnstraße abspielten:
BETRIFFT: Aufzeichnung über zeitliche Vorkommnisse im Kriegsjahr Juno – Sept. 1942 in Wetzlar Niedergrimes
MEINE DATEN:
Klaus Julius Mohr, geb. am 29.07.1933 in Wetzlar-Niedergirmes. Sohn von Julius Jacob Mohr und Frau Elisabeth Mohr, geb. Ketzler, Beruf des Vaters: Elektriker bei Stahlwerke Röchling-Buderus. [ … ] Die Großeltern betrieben eine Landwirtschaft in Niedergirmes. Großvater arbeitet als Zimmermann auf der Grube Raab Taubenstein.Meine Kinderjahre verlebte ich in Niedergirmes. Unser Elternhaus-Neubau wurde im Jahre 1937 in der Siechhofstraße 26 neu bezogen. Vater war bei Kriegsbeginn 1933 UK gestellt, obwohl nicht in der NSDAP. Ab 1940 wurde er aus beruflichen Gründen zur Technischen Nothilfe verpflichtet. Kurz nach meiner Einschulung 1939 in die Hans-Schlemm-Schule (Niedergirmes) wurde mein erster Klassenlehrer und Rektor Dr. Lichtenberger als Reserveoffizier zur Wehrmacht eingezogen, womit das Schleppklassendasein [1] seinen Anfang nahm.
Zu dieser Zeit war das Kriegsgeschehen noch überschaubar ohne besondere Vorkommnisse. Außer bei Verdunkelungsvergehen und Feindsenderabhörung, trat die Staatsgewalt nicht viel in Erscheinung.
Es muss dann im Sommer 1942 gewesen sein, als die Führungskräfte SA, Polizei und Gestapo einige jüdische Familien aus dem Bannviertel (in Niedergirmes wohnten nach meinen Kenntnissen keine Juden) zu uns nach Niedergirmes in die Jahnstraße 3, einen Flachbau das als Waschräume der früher hier ansässigen Ziegelei gedient hatten, eingewiesen wurden.
Mir waren einige der hierbei agierenden Herren bekannt, deren uniformiertes, zackiges Auftreten ich als Neunjähriger bewunderte. Im Einsatz waren:
- Ortsgruppenleiter Sinner (SA Niedergirmes)
- Polizeibeamter Ranft (Ortspolizist)
- Polizeibeamter Kutscher (Ortspolizist)
- Mehrere Kraftfahrer mit städtischen LKWs.
Für die hauptsächlichen menschenunwürdigen Maßnahmen wie Schläge und Fußtritte war ein Herr Köhlinger als Angehöriger der SS und GESTAPO zuständig.
Diese Leute wurden mit städtischen LKWs in die Jahnstraße befördert und führten entsprechendes Gepäck und zum Teil noch Kleinmöbel mit sich. Die Räumlichkeiten konnten jedoch nicht alle aufnehmen [gemeint sind hier die Möbel], sodass der im Verhältnis große Hof noch als Lagerstelle eingerichtet wurde. Über Tage wurden dann Registrierungsmaßnahmen durchgeführt mit entsprechenden Verhören und es erfolgte ständig ein Zu- und Abgang von Personen unter Bewachung von normalen, bewaffneten Wehrmachtsangehörigen. Auch das mitgeführte Gepäck und die Möbelstücke wurden veräußert oder beschlagnahmt. An bestimmten Tagen wurden unter dem Einfluss o.g. Staatsorganen (es waren fast immer die gleichen Beteiligten) Gruppen zusammengestellt und abtransportiert. Im Volksmund wurde als Ziel dieser Transporte von »Rüstungslager« gesprochen. Das Ganze dauerte nach meinem Empfinden zirka zwei Monate, so dass dann wieder der Alltag einkehrte. Bei den Leuten wurden auch Juden aus Ehringshausen gesichtet, welche meinem Großvater als Viehhändler bekannt waren.
Ich habe den Krieg im Verhältnis gut überstanden, nach Schulabschluss 1947 eine Lehre als Betriebselektriker bei Röchling-Buderus absolviert und nach weiterer Berufsausbildung als Meister und später als Elektroingenieur war ich bei der Firma Siemens bis zum Berufsruhestand tätig. Die Jahnstraße blieb mein Leben lang mein Betätigungsfeld, da ich ab 1950 am dortigen Feuerwehrdepot der »Freiwilligen Feuerwehr Stadt Wetzlar – Wache 2 Niedergirmes als Mitglied und hierbei 35 Jahre im Vorstand und 20 Jahre als Wehrführer tätig war.
[1] Der Begriff Schleppklassen
steht dafür, dass eine Lehrkraft aufgrund von eklatanten Raum- bzw. Lehrkräftemangel eine Klasse in Schlepp nehmen musste. Durch die Einberufung vieler Lehrer als Wehrmachtsoldaten war der Lehrkraftmangel vorprogrammiert, später verschärfte sich im Laufe des Kriegs und der Nachkriegszeit der Kapazitätsmangel durch fehlende Klassenräume bedingt durch die Zerstörungen in Folge der Luftangriffe. Der Unterrichtsbedarf konnte nur durch Schichtbetrieb in der Schule einigermaßen gedeckt werden.
Am Morgen des 10. Juni 1942 kamen die eingesetzten Gestapo-, Kriminal- und Polizeibeamten in die Jahnstraße und machten den ersten 24 zum Transport nach Frankfurt bestimmten Juden bekannt, dass sie die Baracke binnen zwei Stunden zu verlassen hätten und was sie mitnehmen sollten bzw. zurückzulassen hätten. [1]
Sie wurden zum Wetzlarer Bahnhof gebracht und von dort nach Frankfurt in den Keller der Großmarkthalle eskortiert und von dort per Bahn aus vermutlich über das Transit-Getto Izbica entweder nach Majdanek oder Sobibor deportiert und getötet.
Viele sind verschollen, man weiß weder, wohin sie verschleppt noch wo sie ermordet wurden. Zwei der Frauen aus der Jahnstraße haben die Deportation und Zwangsarbeit überlebt: Emilie Stern und Olga Kallmann kehrten 1945 aus Theresienstadt zurück.
Alle diese von Doris und Walter Ebertz und Susanne Meinl zusammengetragenen Schicksale machen zutiefst betroffen. Wie unermesslich war das Leid, das den jüdischen Menschen angetan wurde, die bis zum Beginn des Naziregimes als angesehene Bürger ihren Berufen nachgingen und in ihrem sozialen Umfeld beliebt und integriert waren.
Stellvertretend für alle möchte ich die tragische Geschichte und das leidvolle Ende zweier Familien näher betrachten, die mich besonders bewegt haben.
[1] Vgl. Porezag, 2006, S. 104
Deportation 1942:
Dieses Foto hat großen Seltenheitswert und ist ein Dokument der Zeitgeschichte geworden. Es entstand 1942 auf dem Wetzlarer Bahnhofsvorplatz und zeigt, wie, bewacht von SA und SS, die letzten Wetzlarer Juden weggebracht werden. Ein bekannter Wetzlarer hatte damals den Mut, heimlich mit der Leica die Deportation der Juden aufzunehmen.
Fest steht, dass die Deportationen der letzten jüdischen Familien aus dem Altkreis Wetzlar am 10. Juni und am 26. August 1942 nach Frankfurt verbracht und von dort jeweils einen Tag später in Güterzügen mit tausenden anderen Jüdinnen und Juden von der Frankfurter Großmarkthalle in die Vernichtungslager im Osten verschleppt wurden. Nur wenige Wetzlarer Jüdinnen und Juden haben die Konzentrationslager überlebt, zwei von ihnen sind nach Wetzlar zurückgekehrt.
Jenny Hess, geb. Kessler und ihre beiden Kinder Alfred und Linda
Jenny Kessler kehrte nach ihrer Scheidung am 18.12.1939 mit ihren beiden Kindern Alfred (13 Jahre) und Linda (12 Jahre) in ihr Elternhaus in die Lahnstraße 28 zurück.
Auch sie musste wie alle jüdischen Bürger eine Erklärung über ihre finanziellen Verhältnisse abgeben. Am 04.07.1940 schrieb sie an die Devisenstelle in Frankfurt am Main:
»Ich bin von meinem Mann schuldlos geschieden, sein Aufenthalt ist mir unbekannt. An der jüd. Wohlfahrt Frankfurt habe ich mich wegen Unterstützung angemeldet, bis jetzt habe noch keinen Bescheid. Ich habe mich am Arbeitsamt gemeldet wegen Arbeit, weil ich Jüdin bin haben sie mich arbeitsvermittlungsunfähig gemacht u. Arbeitslosenunterstützung bekomme ich keine, darum muß ich die jüdische Wohlfahrt in Anspruch nehmen.
Habe von meinem zurückgelegten Lohn mein Lebensunterhalt seither bestritten.
Ein Kind von mir ist in Amerika, das andere Kind ist in Frankfurt wird von der jüdischen Wohlfahrt unterhalten.« [1]
Tochter Linda besuchte die Volkschule in Wetzlar von 1933 bis 1937. Am 26.07.1937 musste sie ihre Familie und ihr gewohntes soziales Umfeld verlassen, da sie mit einem Kindertransport nach Amerika geschickt worden war, wo die Kinder an verschiedene Familien verteilt wurden.
Es ist gut vorstellbar, wie schwierig und belastend es für ein 10jähriges Mädchen gewesen sein muss, aus der vertrauten Umgebung gerissen, auf sich gestellt, und ohne Sprachkenntnisse auf einen anderen Kontinent verpflanzt zu werden.
1982 nahm Linda Keleishik, geb. Hess erstmalig Kontakt mit der Wetzlarer Stadtverwaltung auf, um nach ihrer Familie zu forschen. [2] Bei einem Besuch in Wetzlar im Jahre 1986 berichtete Frau Keleishik, dass sie von ihrer kompletten Familie nie wieder etwas gehört habe. Bei Ebertz wird berichtet, dass sie in einem Lebensbericht ihre bitteren Erfahrungen dargelegt hat.
Ihrem Bruder Alfred wurde ein anderes Schicksal zuteil.
Jenny Kessler »… versuchte verzweifelt, im Spätherbst 1938 ihren Sohn Alfred mit einem Kindertransport außer Landes zu schaffen, und ihm den Start für eine glücklichere Zukunft als in seinem Heimatland zu ermöglichen«. [3]
Sie musste für dieses Vorhaben nach Frankfurt zur »Gemeinnützigen Auswanderungsstelle« reisen und sich in die vermutlich langen Schlangen von Wartenden begeben. Dort wurden nach dem 10. November täglich bis zu 300 Nummern an Wartende ausgegeben. [4]
Zu diesem Zeitpunkt war Alfred 12 Jahre alt.
Wie die Passanträge aus dem historischen Archiv in Wetzlar zeigen, dauerte es bis zum Januar 1939 bis die bürokratische Maschinerie über die Genehmigung eines Kinderausweises entschieden hatte. Als der positive Bescheid im Januar kam, war der inzwischen fast 13jährige Alfred bereits in Frankfurt, wo er bis zu seiner Deportation in der Anlernwerkstatt ausgebildet wurde (eine jüdische Einrichtung zur Ausbildung von Jugendlichen in handwerklichen Berufen, die ihnen die Einwanderung in ein anderes Land erleichtern konnte).[5]
Die Rettungsversuche von Alfred Hess muss man als gescheitert betrachten. Er kam weder in Holland noch in England an, sondern wurde vermutlich auch Richtung Osten deportiert. [6]
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Bild links: Linda Keleishik (als Erwachsene in den USA lebende Tochter von Jenny Hess, geb. Kessler).
Bild rechts: Alfred Hess (Sohn von Jenny Hess, geb. Kessler) gilt als verschollen.
Beide Bilder © Walter und Doris Ebertz: »Jüdische Familien in Wetzlar«, 2010, S. 158.
Seine Mutter, Jenny Kessler, wurde am 20.04.1942 zusammen mit ihrer Mutter, Meta Kessler und ihrem Bruder Karl Kessler aus ihrer Hausgemeinschaft heraus verhaftet, in das Sammellager in der Jahnstraße eingeliefert und am 10.06.1942 zunächst nach Frankfurt »evakuiert« Die beiden Frauen wurden von dort aus mit unbekanntem Ziel deportiert und sind seitdem verschollen.
Karl Kessler wurde am 11.06.1942 nach Majdanek transportiert und dort am 29.07.1942 ermordet. [7]
Meta Kessler Mitte sitzend, 2. von links Jenny Hess, geb. Kessler, hinter Meta K. stehend Karl Kessler, Bild Privatbesitz Linda Keleishik, geb. Hess © Walter und Doris Ebertz: »Jüdische Familien in Wetzlar«, 2010, S. 156.
[1] Ebertz, 2010, S.157 nach HHStAW, 519/3, Nr. 609[2] Vgl. Ebertz, 2010, S. 157f.[3] Meinl, 2010, S. 152[4] Vgl. ebd. 2010, S.152[5] Vgl. Meinl, 2010, S. 153[6] Vgl. ebd. 2010, S.152f.[7] Vgl. Ebertz, 2010, S. 156ff.
Max Moses wurde am 10.11.1938 während der Pogrome in Wetzlar zusammen mit seinem Vater verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Als einer der letzten konnte er am 12.April 1939 wieder in den Zug in Richtung Heimat steigen.
Häftlingskarteikarte im KZ-Buchenwald für Max Moses. Eingeliefert am 10.11.1938, entlassen am 12.04.1939. Bild © Susanne Meinl: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…«, 2010, S. 235.
In der Zwischenzeit war in der Heimat seine 3-jährige Tochter Ingeborg Rosalinde an Diphterie verstorben:
Grab für Ingeborg Rosalinde Moses auf dem neuen jüdischen Friedhof Wetzlar in der Bergstraße (gegenübr Hotem Michel). Grabinschrift: »Hier ruht unser lb. Kind Rosalindchen Moses 26.12.1936 c 14.3.1939. Ruhe sanft!«. Foto © Marianne Peter, 2009, aus: © Susanne Meinl: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…«, 2010, S. 207.
Die Freilassung von Moses war verbunden mit der Maßgabe, Deutschland bis zum 15. Juni 1939 zu verlassen, ansonsten werde er im Konzentrationslager inhaftiert. (Androhung der Stapo Frankfurt) [1]
Einen Ausreiseantrag hatte er im Juli 1939 bei der Auswandererbehörde in Frankfurt a.M. eingereicht. Als Ziel wurde Richborough in Großbritannien angegeben. Dies war ein Transitlager für Juden im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, von denen man erwartete, dass sie in andere Länder ausreisen wollten.
Die Ausreisegenehmigung galt nur für ihn selbst, für seine Ehefrau Eva und den 4-jährigen Manfred war sie noch nicht erteilt worden. Deshalb wurde der Reichsvereinigung der Juden verordnet, Ehefrau und Kind so zu unterstützen, dass die öffentliche Fürsorge nicht in Anspruch genommen werden musste. [2]
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Brief der Stadt Wetzlar vom 22.07.1939 an die Kreisbehörde zwecks Reisepass für Max Moses © Quelle: Historisches Archiv Wetzlar, aus: © Susanne Meinl: »Eine Fahrkarte nach Palästina können Sie haben…«, 2010, S. 243f.
Moses, ein gelernter Metzger, war inzwischen zwangsweise als Bauhilfsarbeiter bei einer Baufirma in Nauborn eingesetzt.
Ende Juli 1939 – er hatte bereits die Liste seines Umzugsgutes (ein Handkoffer!) – bei der Devisenstelle eingereicht und am 3. August die Genehmigung für die Passerstellung erhalten, wurde er am 8. August wegen eines angeblich tätlichen Übergriffs auf den Inhaber der Baufirma verhaftet. Folgender Tathergang wurde geschildert:
»Am 8. August habe Firmenchef Wilhelm Viehmann für Moses Überstunden wegen Teerarbeiten auf der Straße zwischen Nauborn und Oberquembach angeordnet. Daraufhin solle dieser dem Firmenchef an die Gurgel gegangen sein.
Moses kam in U-Haft und wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Bittere Realität war die Tatsache, dass er nach Verlassen des Gefängnisses in Frankfurt Preungesheim im Februar 1940 als vorbestraft galt und nicht mehr legal auswandern konnte.«
Welche aufgestauten Gefühle mögen diese verzweifelte Tat am 8. August, so kurz vor der Auswanderung wohl ausgelöst haben?
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Am 21./25.04. 1942 wurden Max Moses (links) und seine Frau Eva (rechts) verhaftet und in das Sammellager in der Jahnstraße eingeliefert. Bilder © Walter und Doris Ebertz: »Jüdische Familien in Wetzlar«, 2010, S. 208.
Ihr sechsjähriger Sohn Manfred war laut Ebertz zu diesem Zeitpunkt bereits seit dem 07.08.1941 »nach Frankfurt a.M., Röderbergweg 87, verzogen.« [3]
Alle drei Familienmitglieder wurden von Frankfurt aus nach Majdanek deportiert.
Max Moses wurde nachweislich am 01.08.1942 im KZ Majdanek ermordet, seine Frau und sein Sohn gelten als verschollen.
[1] Vgl. Meinl, 2010, S. 212[2] Vgl. ebd. 2010, S. 244f.[3] Ebertz, 2010, S.158
Wir danken Doris Ebertz für die Gestattung, die Bilder der betroffenen Personen aus dem Buch »Jüdische Familien in Wetzler« nutzen zu dürfen.
Ursula Fokken danken wir für die Gestaltung des Beitrags während der Gedenkstunde anlässlich der Tafelenthüllung am 21. Mai 2022.
Weitere Details zum Getto:
Orientierungsplan zu den Standorten der Baracke, der 2005 am GEWOBAU-Wohnhaus Jahnstraße 3A angebrachten Tafel und dem genauen Standort der ehemaligen Baracke – – – – – – –
Nachfolgende Bilder aus der Jahnstraße sind in der Nachkriegszeit entstanden.
Wir danken Karsten Porezag dafür, dass wir die von ihm im Jahr 2005 von Anwohner*innen aus der Jahnstraße gesammelten Bilder hier veröffentlichen können © Karsten Porezag »Als Aus Nachbarn Juden wurden«, erschienen bei Wetzlar-Druck, 2004. Das Buch ist leider vergriffen.
Maßnahmen zur Ausgrenzung, Benachteiligung, Demütigung, Vertreibung und Ermordung von Juden
Mit Beginn der Naziherrschaft werden jüdische Mitbürger*innen im Deutschen Reich diskriminiert, erniedrigt, verfolgt und gejagt und später ermordet. Die Hetze gegen Juden prägte die NSDAP seit ihrer Gründung 1923.
Sie basierte auf der Verabschiedung von Gesetzen und Verordnungen des NS-Unrechtsregimes. Den NSDAP-Kreisleitungen oblag die administrative Überwachung und Koordination der »Maßnahmen«
Hier eine chronologische Übersicht 1933–1945:*
1933
- März:
erste lokale Ausschreitungen der SA gegen jüdische Mitbürger*innen - 1. April:
Boykott jüdischer Geschäfte - 7. April:
Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums; durch den »Arierparagraphen« werden die jüdischen Beamten (11. April), Arbeiter und Angestellte bei den Behörden (4. Mai) und jüdische Honorarprofessoren, Privatdozenten und Notare entlassen - 22. April:
jüdische Ärzte dürfen nicht mehr für Krankenkassen arbeiten - 25. April:
Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen; Begrenzung der Anzahl jüdischer Schüler und Studenten entsprechend dem Bevölkerungsanteil auf 1,5% - 16. Juni:
»Unerwünschten« (hierzu zählen auch Juden) kann die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt werden. - Im Deutschen Reich leben noch rund 500.000 Juden
- 14. Juli:
Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit; Gesetz richtet sich gegen die »Ostjuden« - 6. September:
Der Verkauf jüdischer Zeitungen im Straßenhandel wird verboten. - 29. September:
Reichserbhofgesetz: Bauer kann nur sein, wer deutscher Staatsbürger, »deutschen oder stammesgleichen Blutes« und ehrbar ist. - 28. Dezember:
jährliche Begrenzung der Neuaufnahme jüdischer Studenten an den Hochschulen auf 15.000
1934
- 5. Februar:
Ausschluss jüdischer Studenten von Examen für Ärzte und Zahnärzte - 21. April:
das rituelle Schächten wird verboten - 22. Juli:
jüdische Studenten werden nicht mehr zu Prüfungen beim Jurastudium zugelassen - 18. August:
Einschränkung der Zahl jüdischer Berufsschüler - 8. Dezember:
Jüdische Mitbürger*innen werden nicht mehr zur Apothekerprüfung zugelassen
1935
- 13. Februar:
Zulassungsbeschränkung für Zahnärzte - Mai/August:
Boykottpropaganda gegen jüdische Mitbürger*innen; gewaltsame Ausschreitungen in verschiedenen Städten; lokale Verbote verwehren jüdischen Mitbürger*innen den Zutritt zu Kinos, Schwimmbädern, Parkanlagen, Kurorten, Gaststätten - 21. Mai:
»Arierparagraph« für Offiziere, d.h. jüdische Männer dürfen kein Offizier mehr sein - 26. Juni:
jüdischen Mitbürger*innen wird der Eintritt in den Reichsarbeitsdienst verboten - 8. Juli:
»Ariernachweis« notwendig für die Aufnahme in die Reichsschaft der Studierenden - 25. Juli:
Nichtarier werden vom Wehrdienst ausgeschlossen - 6. August:
jüdische Künstler werden im Reichsverband jüdischer Kulturschaffender zwangserfasst - 10. September:
Reichserziehungsminister Rust will noch im Schuljahr 1936 eine möglichst vollständige Rassentrennung durchführen - 15. September:
auf dem NSDAP-Parteitag Parteitag der Freiheit werden die Nürnberger Gesetze verkündet; Reichsbürgergesetz, Gesetz zum Schutze des »deutschen Blutes« und der »deutschen Ehre«. Das bedeutet u.a.: Nur Staatsangehörige »deutschen oder artverwandten Blutes« können »Reichsbürger« werden. Jüdische Mitbürger*innen dürfen Staatsangehörige deutschen Blutes nicht mehr heiraten.
Jüdische Mitbürger*innen dürfen deutsche Hausangestellte unter 45 Jahren nicht beschäftigen (Nürnberger Rassengesetze).
Unabhängig davon, ob Menschen aus jüdischen Familien sich als gläubige »Juden« verstehen oder nicht, werden sie als »Juden« im Sinne einer Rasse definiert. - 30. September:
Alle jüdischen Beamte werden beurlaubt - 14. November:
Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz entfernt jüdische Mitbürger*innen aus dem Staatsdienst und den öffentlichen Ämtern
1936
- 11. Januar:
jüdische Mitbürger*innen dürfen nicht mehr als Steuerhelfer arbeiten - 7. März:
jüdische Mitbürger*innen besitzen kein Reichstagswahlrecht mehr - 24. März:
keine staatlichen Beihilfen mehr für kinderreiche jüdische Familien - 26. März:
jüdische Mitbürger*innen werden nicht mehr als Leiter oder Pächter von Apotheken zugelassen - 15. Oktober:
jüdische Lehrer dürfen keinen Privatunterricht an »deutschblütige« Schüler erteilen
1937
- 15. April:
jüdische Mitbürger*innen dürfen nicht mehr promovieren - 2. Juli:
durch Runderlass des Reichserziehungsministeriums werden Sonderklassen für »jüdische Schüler« an öffentlichen Schulen gebildet - 2. Juli:
jüdische Mitbürger*innen erhalten nur noch in besonderen Fällen Auslandspässe - 4. November:
jüdischen Mitbürger*innen wird der »Deutsche Gruß« verboten
1938
- 28. März:
jüdische Gemeinden werden von bisher Körperschaften öffentlichen Rechts zu privaten Vereinen herabgesetzt - 22. April:
Verordnungen gegen die Tarnung jüdischer Betriebe durch arische Geschäftspartner - 26. April:
Anmeldung jüdischen Vermögens über 5.000 RM - 19. Mai:
1. Verordnung zum Personenstandsgesetz; frühere Zugehörigkeit zur jüdischen Religion ist zu vermerken - 9. Juni:
Zerstörung der Münchener Synagoge - 14. Juni:
jüdische Betriebe sind als solche zu kennzeichnen (3. Verordnung zum Reichsbürgergesetz) - 15. Juni:
Juni-Aktion; ca. 1.500 jüdische Bürger werden, da sie als vorbestraft gelten (auch Verkehrsdelikte), verhaftet und in Konzentrationslager verbracht - Juni:
jüdische Mitbürger*innen und nichtjüdische Mitbürger*innen müssen in Krankenhäusern getrennt werden - 6. Juli:
jüdische Mitbürger*innen dürfen Auskunfteien, Maklergeschäfte, Bewachungsbetriebe, Heiratsvermittlungen, Hausverwaltungen, Fremdenführung und Wandergewerbe nicht mehr betreiben - 23. Juli:
Einführung einer mit »J« versehenen Kennkarte für Juden; gilt ab 01.01.1939 - 25. Juli:
allgemeines Berufsverbot für jüdische Ärzte; jüdische Ärzte dürfen nur noch jüdische Mitbürger*innen behandeln - 10. August:
Zerstörung der Synagoge in Nürnberg - 17. August:
jüdische Mitbürger*innen müssen ab 01.01.1939 den zusätzlichen Vornamen Sara bzw. Israel annehmen; Reichserziehungsminister Rust lässt die gesamte jüdische und hebräische Literatur in Deutschland erfassen - 27. September:
Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte; dürfen als Konsulenten nur noch jüdische Klienten vertreten - 5. Oktober:
Reisepässe von jüdischen Mitbürger*innen werden eingezogen; Neuausstellungen sind mit einem »J« versehen - 28. Oktober:
17.000 jüdische Mitbürger*innen polnischer Staatsangehörigkeit werden ausgewiesen und an die polnische Grenze gebracht - 9. November:
Reichspogromnacht (Reichskristallnacht); reichsweite Zerstörung der Synagogen, in der Regel durch Anzünden und Niederbrennen der jüdischen Gotteshäuser. In Wetzlar wird die Einrichtung der Synagoge geschändet und zerstört, aber nicht angezündet, weil Herr Waldschmidt befürchtet, dass der Brand auf die angrenzenden Fachwerkbauten seiner Brauerei übergreifen kann. - 10. November:
jüdische Zeitungen werden verboten; es erscheint nur das offizielle Jüdische Nachrichtenblatt - 12. November:
Der Gesamtheit aller »deutschen Juden« wird eine Sühneleistung von 1 Milliarde Reichsmark auferlegt.
Die »Juden« müssen alle Schäden des Pogroms auf eigene Kosten sofort beseitigen.
»Juden« dürfen keine Geschäfte und Handwerksbetriebe mehr führen.
»Juden« dürfen keine Theater, Lichtspielhäuser, Konzerte und Ausstellungen mehr besuchen. - 15. November:
Alle jüdischen Kinder werden aus deutschen Schulen entfernt. - 19. November:
jüdische Mitbürger*innen haben nur noch Anspruch auf jüdische Wohlfahrtsunterstützung - 21. November:
Judenvermögensabgabe wird bei einem Freibetrag von 5.000 RM auf 20% des Vermögens festgesetzt - 23. November:
Alle jüdischen Betriebe werden aufgelöst. - 28. November:
jüdische Mitbürger*innen dürfen sich ab sofort nicht mehr zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Gebieten bewegen - 3. Dezember:
Führerscheine und Kraftfahrzeugzulassungen von jüdischen Mitbürger*innen werden eingezogen. Sie müssen ihre Betriebe verkaufen, ihre Wertpapiere und Schmucksachen abliefern. - 8. Dezember:
Verbot des Besuchs von Hochschulen für Juden - 12. Dezember:
Beschränkungen für Juden bei der Ausfuhr von Wertsachen und Devisen bei der Auswanderung - 21. Dezember:
jüdische Schulkinder weiterhin schulpflichtig; aber nur noch Besuch jüdischer Privatschulen erlaubt
- 28. Dezember:
Judenbann: Verbot des Besuchs bestimmter öffentlicher Einrichtungen; Fahrt in Schlaf- und Speisewagen wird für jüdische Mitbürger*innen verboten - 31. Dezember:
jüdische Verlage und Buchhandlungen geschlossen
1939
- 1. Januar:
Verbot aller jüdischen Organisationen
Juden müssen Kennkarten bei sich führen. Sie dürfen nur noch jüdische Vornamen haben. Wenn sie deutsche Namen führen, müssen sie zusätzlich den Namen »Israel« bzw. »Sara« annehmen. - 17. Januar:
jüdischen Zahn- und Tierärzten sowie Apothekern wird die Zulassung entzogen - 24. Januar:
Reichszentrale für jüdische Auswanderung geschaffen; Leiter wird der Chef der Sicherheitspolizei Heydrich - 21. Februar:
jüdische Mitbürger*innen müssen Schmuck und Edelmetalle abliefern - 4. März:
arbeitslose jüdische Mitbürger*innen werden zu Zwangsarbeiten verpflichtet - 24. März:
die zerstörten Synagogen sind durch die jüdischen Kultusvereinigungen abzutragen - 30. April:
jüdische Mitbürger*innen wird das Mietrecht eingeschränkt, sie müssen »arische Wohnhäuser« räumen und »Judenhäuser« beziehen. Auch in Wetzlar entsteht ein Judenghetto (Jahnstraße, Waldgirmes) - 17. Mai:
im Deutschen Reich leben noch rund 215.000 Juden - 16. Juni:
Heilbäder und Kurorte sind nur noch mit Sondergenehmigung und bei strikter Rassentrennung für jüdische Mitbürger*innen betretbar - 1. September:
Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Überfall der faschistischen Wehrmacht auf Polen
Ausgangsbeschränkung für jüdische Mitbürger*innen ab 20 Uhr, im Sommer ab 21 Uhr - 20. September:
jüdische Mitbürger*innen im Deutschen Reich und in den besetzten Ländern müssen Radioapparate abliefern - 21. September:
Juden-Pogrome durch die faschistische Wehrmacht und Waffen-SS im besetzten Polen. - 12./17. Oktober:
erste Deportationen von jüdischen Mitbürgern*innen aus Österreich und den Protektorat Böhmen und Mähren nach Polen - 19. Oktober:
als »Sühneleistung« wird die Vermögensabgabe der jüdische Mitbürger*innen von 20% auf 25% erhöht - 23. November:
Einführung des »Judensterns« in Polen
1940
- 23. Januar:
jüdische Mitbürger*innen erhalten keine Reichskleiderkarte, Lebensmittelkarten werden mit einem »J« versehen - 12./13. Februar:
erste Deportationen von jüdischen Mitbürger*innen aus dem Reichsgebiet - 6. Februar:
jüdische Mitbürger*innen erhalten keine Kleiderkarten mehr - Juni
jüdische Mitbürger*innen ist das Einkaufen erst ab 15.30 Uhr erlaubt - Juni/August:
Madagaskar-Plan Plan der Deutschlandabteilung des Auswärtigen Amtes, die europäischen jüdischen Mitbürger*innen auf die französische Insel zu deportieren - 29. Juli:
jüdischen Mitbürger*innen werden Telefonanschlüsse gekündigt - 1. September:
jüdische Mitbürger*innen müssen einen »Judenstern« tragen. Sie dürfen ohne polizeiliche Genehmigung ihren Wohnbezirk nicht mehr verlassen. - 14. Oktober:
Beginn der allgemeinen Deportationen aus Deutschland - 22./23. Oktober:
jüdische Mitbürger*innen aus Baden, Saarpfalz und Elsass werden ins unbesetzte Frankreich deportiert; Internierung im Lager Gurs - 24. Dezember:
jüdische Mitbürger*innen müssen neben der Einkommensteuer noch eine 15%ige Sozialausgleichsabgabe entrichten
1941
- 7. Januar:
jüdische Mitbürger*innen müssen Sondersteuer in Höhe von 15 % entrichten - 7. März:
jüdische Mitbürger*innen werden zur Zwangsarbeit herangezogen - 1. September:
jüdische Mitbürger*innen ab dem sechsten Lebensjahr müssen den »Judenstern« tragen - 18. September:
jüdische Mitbürger*innen benötigen Erlaubnis für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln - 1. Oktober:
Verbot der Auswanderung jüdischer Staatsbürger aus dem Deutschen Reich - 14. Oktober:
Befehl zur Deportation von jüdischen Mitbürger*innen aus dem Reichsgebiet (auch Berlin), Transporte bis Januar 1942 - 25. November:
deportierten jüdische Mitbürger*innen wird die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt; ihr Besitz verfällt dem Deutschen Reich - 30. November:
10.000 deutsche und einheimische jüdische Mitbürger*innen bei Riga erschossen
- 12. Dezember:
Verbot der Benutzung öffentlicher Telefone für jüdische Mitbürger*innen und von Telefonanschlüssen
1942
- 1. Januar:
im Deutschen Reich leben noch rund 130.000 Juden - 10. Januar
jüdische Mitbürger*innen müssen alle Woll- und Pelzsachen abliefern - 20. Januar:
Wannsee-Konferenz in Berlin: Maßnahmen zur »Endlösung der Judenfrage« beschlossen - 15. Februar:
jüdische Mitbürger*innen dürfen keine Haustiere halten - 17. Februar:
jüdische Mitbürger*innen dürfen keine Zeitungen und Zeitschriften beziehen - 13. März:
jüdische Mitbürger*innen müssen ihre Wohnungen mit einem »Judenstern« kennzeichnen - Ende März:
erste Transporte von jüdischen Mitbürger*innen aus Deutschland und Westeuropa auch nach Auschwitz - 24. April:
jüdische Mitbürger*innen ist die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel untersagt - 12. Mai:
jüdische Mitbürger*innen dürfen keine arischen Friseure aufsuchen - 15. Mai:
jüdische Mitbürger*innen wird das Halten von Haustieren verboten, sie müssen alle entbehrlichen Kleidungsstücke abliefern - Juni:
Beginn der Massenvergasungen in Auschwitz/Birkenau;
Deportationen nach Theresienstadt - 11./22. Juni:
jüdische Mitbürger*innen erhalten keine Rauch- und Eierkarten - 12. Juni:
jüdische Mitbürger*innen müssen alle elektrischen und optischen Geräte, Fahrräder und Schreibmaschinen abliefern - 20. Juni:
alle jüdischen Schulen werden geschlossen - 1. Juli:
Unterrichtsverbot für jüdische Schüler - 17. Juli:
blinde und schwerhörige jüdische Mitbürger*innen dürfen keine Armbinden zur Kennzeichnung im Verkehr mehr tragen - 30. Juli:
jüdische Gemeinden müssen jüdische Kultgegenstände aus Edelmetall abliefern - 19. September:
jüdische Mitbürger*innen erhalten keine Fleisch- und Milchmarken - 5. Oktober:
Himmler befiehlt die Deportation aller jüdische Mitbürger*innen aus Konzentrationslagern im Reich nach Auschwitz - 9. Oktober:
jüdische Mitbürger*innen dürfen nicht mehr in arischen Buchhandlungen kaufen
1943
- 27. Februar:
jüdische Mitbürger*innen aus Berliner Rüstungsfirmen nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert - 30. April:
jüdische Mitbürger*innen wird die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen - 19. Juni:
Reichspropagandaminister Goebbels erklärt Berlin für »judenrein« - 1. Juli:
jüdische Mitbürger*innen in Deutschland verlieren Rechtsschutz durch die Justiz und unterstehen nur noch der Polizei - 1. September:
im Deutschen Reich leben noch rund 15.000 Juden
1945
- 27. Januar:
Die Rote Armee der Sowjetunion befreit die dort noch lebenden KZ-Häftlinge von Auschwitz (erst 60 Jahre später wird dieser Tag von der UNO als »Holocaustgedenktag« proklamiert). - 29. März:
Eine Panzereinheit der US Armee rückt von Hermannstein kommend auf Wetzlar vor. Am selben Tag befreit die US-Armee Wetzlar vom Hitlerfaschismus. Die NSDAP-Kreisleitung versucht zuvor an der Buderus-Villa ihre Akten in Ölfässern zu verbrennen. Danach flüchten die höheren Nazifunktionäre. Die US-Armee beschlagnahmt die Buderus-Villa und findet die Akten von Transportbefehlen für »Halbjuden« (nach den Nürnberger Gesetzen Menschen, die Kinder von Mischlingsehen, also Christen und Juden) in die Vernichtungslager im Osten, die nicht mehr umgesetzt werden konnten. Hierunter zählen auch mind. zwei Wetzlarer Kinder.
Von den Täter*innen der NS-Verbrechen konnten sich sehr viele einer gerechten Strafe entziehen. Die wenigen Überlebenden bzw. viele der Nachfahren haben sehr oft demütigende Befragungen und unerträgliche Nachweisführungen erbringen müssen, wenn sie im Nachkriegsdeutschland einen Anspruch auf Regress, Wiedergutmachung oder einfach nur eine Entschuldigung verlangten.
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Quellen:
- Das Leben eines jüdischen Jugendlichen in der NS-Zeit in Lemgo
- Das Dritte Reich im Überblick. Chronik, Ereignisse, Zusammenhänge.
- Graml, Hermann: Reichskristallnacht. Antisemitismus und Judenverfolgung im Dritten Reich. München 1988.
- Eine Präsentation von Schüler*innen der IGS-Solms,
anlässlich der ersten Stolpersteinverlegung in der Stadt Solms.
Gedenktafel seit 2006 am Wohnhaus der GEWOBAU
Anfang 2000 recherchierte Karsten Porezag für sein Buch »Als aus Nachbarn Juden wurden« und befragte hierzu Anrainer aus der Jahnstraße über die Ereignisse im Jahre 1942. Und er wurde fündig. In schriftlichen Berichten schilderten manche, wie sie als Kinder erlebt haben, dass die jüdischen Menschen in die Baracke einziehen mussten. Und wie Nazischergen die Bewohner auf offener Straße misshandelten. 2004 ergriff er die Initiative dafür, dass diese Gedenktafel realisiert wurde. Die GEWOBAU erteilte hierzu am 24.01.2005 ihr Einverständnis. Die Tafel wurde im Namen des Magistrats 2006 montiert.
Die Gedenktafel vor dem heutigen Wohnhaus Jahnstraße 3 © Bild: Ernst Richter, 2014
Die Tafelstifter:
Gesellschaft Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Statement von Pfarrer Wolfgang Grieb Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung. Ohne Erinnerung gibt es keine tragfähige Zukunft. Nur mit wachsamer Erinnerung können wir der Gegenwart wachsam begegnen und die Zukunft achtsam bauen. Das Projekt der Gedenktafeln ist ein weiterer Beitrag, Erinnerungskultur in unserer Stadt lebendig und vielfältig zu gestalten. Die Erinnerungstafeln an öffentlichen Plätzen sind auffällige Hingucker, die auch dem zufälligen [...]
Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill
Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Statement von Superintendent Pfarrer Dr. Hartmut Sitzler Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr. Sprüche 20,12 In den vergangenen Jahren hat sich eine bemerkenswerte Redewendung etabliert. Es ist üblich geworden, von einem »kollektiven Gedächtnis« zu sprechen. Im kollektiven Gedächtnis sind prägende Erinnerungen einer Gemeinschaft aufbewahrt. So wie einen Einzelnen die Erfahrungen, die er in seinem Leben macht, [...]
Katholische Pfarrei Unsere Liebe Frau Wetzlar
Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Statement von Pfarrer Peter Hofacker 2021 steht unter dem Jubiläum »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Dies ist eine Riesenchance einen neuerlichen, vielleicht sogar neuen Blick auf das jüdisch-christliche Verhältnis zu wagen. Dieses Gedenkjahr macht neugierig auf die reiche jüdische Geschichte, weil es Lust macht, den jüdischen Glauben und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland heute näher kennenzulernen. Ebenso wichtig ist die Erinnerung [...]
Magistrat der Stadt Wetzlar
Warum wir die Gedenktafel zu Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Ein Statement von Oberbürgermeister Manfred Wagner »Zukunft braucht Erinnerung« Dieses Wort will ich meinem Statement voranstellen und gerne beschreiben, warum es der Stadt Wetzlar wichtig ist, das vom dem Verein WETZLAR ERINNERT e.V. angestoßene Projekt »Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit« zu unterstützen. In unseren Tagen erleben wir leider immer wieder, dass der Geist derer, die uns die dunkelsten Stunden in der Geschichte unseres [...]
WETZLAR ERINNERT e.V.
Gruppenbild oben v.l.n.r.: Natalija Köppl (stellv. Vorsitzende), Stefan Lerach (Beisitzer), Andrea Grimmer (Schatzmeisterin), Arne Beppler (Beisitzer), Irmtrude Richter (Schriftführerin) und Ernst Richter (Vorsitzender) Warum haben wir das Projekt Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit initiiert? Ein gemeinsames Statement unseres Vorstandes In der Satzung von WETZLAR ERINNERT e.V. steht: »Damit sich deutscher Faschismus nicht wiederholt, ist es erforderlich, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Wege zu eröffnen, die auch denen Zugang ermöglichen, die diese Zeit nicht [...]
Demokratie leben
Förderung unserer HomepagesFörderung von Projekten unseres Vereins Der Verein WETZLAR ERINNERT e.V. hat schon mehrere seiner Erinnerungs- und Gedenkprojekte zur NS-Zeit mit Hilfe der Programme »Demokratie leben!« und dem Vorläufer-Programm »Toleranz fördern – Kompetenz stärken« durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert bekommen. Die Entscheidung über die Förderung fällt innerhalb der lokalen Partnerschaft für Demokratie Wetzlar | Lahn-Dill-Kreis ein Begleitausschuss. Hierzu zählen unter anderem die Projekte: der Weg der Erinnerungunsere antifaschistische Stadtführung [...]