WETZLAR ERINNERT e.V.
  • Überreichung der Urkunde für die Ehrenmitgliedschaft in Wetzlar erinnert
  • Gisela Jäckel vor der Mauer am Museum "Jüdisches Ghetto" in Frankfurt
  • Gisela Jäckel vor der Mauer am Museum "Jüdisches Ghetto" in Frankfurt und zeit auf die Tafel von Jpseph Lyon
  • Die Familie Best 1940
  • Die beiden Töchter der Familie Best

Wetzlar Erinnert e.V.
Unser Ehrenmitglied Gisela Jäckel

WETZLAR ERINNERT heißt Gisela Jäckel als Ehrenmitglied willkommen

Anlässlich seiner Mitgliederversammlung am 16. August 2014 nahm der Verein WETZLAR ERINNERT e.V. die achtzigjährige Wetzlarerin Gisela Jäckel als ihr Ehrenmitglied auf. Die Satzung des Vereins legt fest, dass Personen als Ehrenmitglied ernannt werden können, »die sich in besonderer Weise um den Verein verdient gemacht haben«. In ihrer Laudatio würdigte Dr. Bergis Schmidt-Ehry Frau Jäckel »als eine bedeutende Zeitzeugin, die engagiert dabei hilft, die Erinnerung an die Gewaltherrschaft des Faschismus sowie an den Widerstand mutiger Menschen im Raum Wetzlar« zu fördern. Jäckel trete – trotz ihres hohen Alters – mutig und kompromisslos gegen Rechtsextremismus, Terrorismus und Rassismus ein.

In der Urkunde – die Gisela Jäckel überreicht bekam – steht:

Logo Wetzlar erinnert

»Der Verein WETZLAR ERINNERT e.V.
ernennt die Wetzlarer Bürgerin

Gisela Jäckel

zu seinem Ehrenmitglied

Gisela Jäckel ist – trotz ihres hohen Alters – unermüdlich engagiert als Zeitzeugin den jüngeren Generationen ihre Erlebnisse während des Faschismus zu schildern und dabei zu vermitteln, dass sich die damit verbundenen Verbrechen niemals wiederholen dürfen. Sie hat sich somit in besonderer Weise für das Anliegen unseres Vereins verdient gemacht. Als Verfolgte des Naziregimes war sie zugleich Betroffene, die in ihrer Kindheit den rassistischen und antisemitischen Demütigungen und Beschämungen des Regimes und der Mitmenschen ausgesetzt war.

Wetzlar, den 16. Juli 2014

Ernst Richter Andrea Neischwander
Vorsitzender Stellvertretende Vorsitzende

von Klaus Petri
In der Nazi-Zeit war Gisela Jäckel als »jüdisches Mischlingskind« abgestempelt und damit aus der sich »rein arisch« verstehenden Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Kontakte zu ihr waren verpönt oder gefährlich. Freundinnen oder Freunde hatte sie damals keine.

1938 musste sie als Vierjährige erleben, wie ihr Großvater Josef Lyon gemeinsam mit 23 anderen jüdischen Männern »in Schutzhaft« genommen wurde. Da er über 60 Jahre alt war, kam er zunächst wieder frei, die anderen Männer wurden ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Doch dies war nur ein Aufschub von ein paar Jahren. Der Altmetallhändler Josef Lyon und seine Frau Berta wurden im April 1940 in die Vernichtungslager abtransportiert. Zwei Jahre später wurde auch Gisela Jäckels Mutter Rosa Best nach Auschwitz gebracht und dort 1944 ermordet. Auch die Tanten Lina Wollmann und Paula Weber wurden von den Nazis ermordet. Hätte sich der Vormarsch der Amerikaner verzögert, wäre auch Gisela selbst noch Opfer des Rassenwahns geworden. Den Alltagsrassismus der Braunen erfuhr sie hautnah bei Luftangriffen auf Wetzlar: Obwohl ihr christlicher Vater bei der »technischen Nothilfe« arbeitete, verweigerte man dem als »Judenbalg« geschmähten Kind einen Platz im Bombenschutzkeller.

»Wenn Gisela Jäckel vor Schulklassen über die Umstände des Verlustes ihrer Puppe berichtet, wie sie hilflos vor der versiegelten Wohnung ihrer für immer verschwundenen Großeltern steht, gewinnt die Grausamkeit des ›Dritten Reiches‹ ein sehr konkretes Gesicht. Diese sinnliche Veranschaulichung gibt der historischen Erinnerung eine andere Qualität und trägt mit dazu bei, dass sich Vergleichbares nicht mehr ereignet«, führte Schmidt-Ehry aus. Dem vor knapp zwei Jahren gegründeten Verein WETZLAR ERINNERT sei es eine besondere Ehre, Gisela Jäckel ab jetzt zu seinen Mitgliedern zu zählen.

Der Vereinsvorsitzende Ernst Richter überreichte dem neuen Ehrenmitglied die entsprechende Urkunde auf der geschrieben steht:

»Der Verein WETZLAR ERINNERT e.V.
ernennt die Wetzlarer Bürgerin Gisela Jäckel zu seinem Ehrenmitglied
Gisela Jäckel ist – trotz ihres hohen Alters – unermüdlich engagiert als Zeitzeugin den jüngeren Generationen ihre Erlebnisse während des Faschismus zu schildern und dabei zu vermitteln, dass sich die damit verbundenen Verbrechen niemals wiederholen dürfen. Sie hat sich somit in besonderer Weise für das Anliegen unseres Vereins verdient gemacht. Als Verfolgte des Naziregimes war sie zugleich Betroffene, die in ihrer Kindheit den rassistischen und antisemitischen Demütigungen und Beschämungen des Regimes und der Mitmenschen ausgesetzt war.

Wetzlar, den 16. Juli 2014

Andrea Neischwander
Stellvertretende Vorsitzende
Ernst Richter
Vorsitzender«

Gisela Jäckel bedankte sich für die herzliche Aufnahme und versicherte, dass sie auch künftig vor Schulklassen aus ihrem Leben erzählen werde. Sie habe lange gebraucht, bis sie in der Lage gewesen sei sich von Beschämungen zu befreien und offen über ihre Kindheitserlebnisse reden zu können: »Heute muss ich das tun. Ich kann gar nicht anders!« Ihrem Mann Manfred dankte Frau Jäckel für die erfahrene Unterstützung.

Interview mit Gisela Jäckel

Die Evangelische Jugend Wetzlar hatte 2015 die Patenschaft für den Stolperstein zu Ehren von Moritz Wertheim übernommen. Johanna Schmidt interviewte Gisela Jäckel als Zeitzeugin, die über die Deportation ihrer Großeltern und ihrer Mutter berichtet. Aber auch darüber, wie sie von einer Klassenkameradin und Freundin zum »Judenbalg« wurde. Das Gespräch mit ihr dauert knapp 40 Min. Aufgezeichnet von hessencam

Gisela Jäckel erhielt den Marie-Bittorf-Preis

Die Preisverleihung fand am 08.7.2023 in der Hofheimer Stadthalle statt. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Akademie für Kommunalpolitik Hessen an Frauen verliehen, die sich durch ihr besonderes kommunalpolitisches Engagement hervorheben. Marie Bittorf gehörte 1919 zu den ersten weiblichen Stadtverordneten in Frankfurt am Main. Sie war eine sozial engagierte Kommunalpolitikerin, Stadtälteste und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Die Laudatio zur Ehrung von Gisela Jäckel hielt Julia Ostrowicki (die stellvertretende Vorsitzende der Akademie für Kommunalpolitik [...]

Von |09.07.2023|Kategorien: Aktuelles, Ehrenmitglied, Verein|Schlagwörter: , , |Kommentare deaktiviert für Gisela Jäckel erhielt den Marie-Bittorf-Preis

Gisela Jäckel erzählte in der ARD

»Kinder des Kriegs« Frankfurt, 29.01.2020 Gisela Jäckel wurde 2020 für eine ARD-Fernsehsendung interviewt. Diese wurde am 4. Mai 2020 im Abendprogramm von der ARD ausgestrahlt. Neben anderen Zeitzeugen*innen des Kriegsendes 1945 erzählte sie von Ihrem Schicksal und dem ihrer Mutter und Großeltern. Am 29.01.2020 hat Gisela Jäckel in einem Frankfurter Fernsehstudio über zwei Stunden dem Historiker Jan N. Lorenzen als Gesprächspartnerin für eine Fernseh-Sendung zur Verfügung gestanden, deren Ausstrahlung am Mo., dem 4. Mai 2020, [...]

Von |04.05.2020|Kategorien: Aktuelles, Die Befreiung 1945, Ehrenmitglied, Gedenken|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Gisela Jäckel erzählte in der ARD

Die ev. Jugend Wetzlar interviewt Gisela Jäckel

Johanna Schmidt,
FSJ-lerin der Evangelischen Jugend Wetzlar, im Gespräch mit Gisela Jäckel – eine Zeitzeugin aus Wetzlar.

Johanna Schmidt im Gespräch mit Gisela Jäckel
»Mit der Erinnerung wird aus der Dunkelheit Licht. Die Erinnerung ist die Grundlage für die Gegenwart, aus der wir die Zukunft gestalten,« so Andrew Steinmann, der Rabbiner aus Frankfurt bei der Verlegung von 19 Stolpersteinen im September diesen Jahres in Wetzlar. Das Jugendpfarramt und der Gemeindedienst des Evangelischen Kirchenkreises Wetzlar hatte aus diesem Anlass junge Erwachsene zu einem Besondern »Ge(h)denken« eingeladen.

Frau Johanna Schmidt, freiwilliges soziales Jahr (FSJ), befragte dazu eine über 80-jährige Zeitzeugin, um zum Hintergrund der Stolpersteinverlegung zu Ehren von Moritz Wertheim in der Silhöfer Straße 6 etwas zu erfahren. Die Wetzlarer Bürgerin Gisela Jäckel hatte als Vierjährige miterleben müssen, wie ihr Großvater gemeinsam mit vielen anderen jüdischen Männern 1938 in sogenannte »Schutzhaft« genommen wurde. Einer dieser jüdischen Männer war der 1869 geborene Moritz Wertheim. Er kam nach Buchenwald, wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt (Tschechien) deportiert und schließlich im größten nationalsozialistischen Vernichtungslager Treblinka in Polen ermordet.

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