WETZLAR ERINNERT e.V.
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Hausertorstollen
als Ort der NS-Rüstungsproduktion

Verlagerung der Arbeitsstätten
um sie vor Luftangriffen der Alliierten abzusichern

Im Juni 1943 erwirkte NS-Rüstungsminister Speer die Vollmachten von Hitler, die Produktion ziviler Güter zugunsten der Rüstungsproduktion einstellen zu können. Rüstungsrelevante Produktionsstätten waren so zu verlagern, dass sie vor den Fliegerangriffen der Alliierten geschützt wurden.

So musste z.B. die Fa. Leitz im Hausertor-Werk die Produktion der Leica einstellen und feinoptische Geräte für das Militär herstellen.

Als die Luftangriffe zunahmen, wurde der Hausertorstollen ausgebaut und die Produktion unter Tage verlagert. Für den Ausbau des Stollens und die Produktion im Stollen wurden Menschen aus den von Deutschland besetzten Ländern als Zwangsarbeiter*innen verpflichtet. Die Produktion erfolgte an sechs Tagen rund um die Uhr in 12-Stunden-Schichten.

Ein Teil der Stollen stand der Bevölkerung als Schutzbunker zur Verfügung.

Der Stollen ist ein kleines Mosaikteil in dem von Anbeginn geplanten Eroberungs- und Vernichtungskrieg des NS-Staates. Die gesamte Volkswirtschaft wurde so umgebaut, dass sie logistisch diesen Kriegen dienen konnte. Das setzte gleichzeitig voraus, die hierfür nötigen gigantischen Investitionssummen per Raub zu finanzieren.

In den nachfolgenden Abschnitten finden Sie detaillierte Informationen und Dokumente.

Gliederung Gehe direkt zu

  1. NS-Rüstungsproduktion im Hausertorstollen
  2. Eroberungsfeldzüge und Terror zuhause • Zwei Seiten derselben Medaille
  3. Danksagungen
  4. Tafelenthüllung • Tafelvorschau • Standortinformation
  5. Statements der Sponsoren

Kapitel 1:
NS-Rüstungsproduktion im Hausertorstollen

Im Lahnberg am Hausertor – gegenüber dem Hausertor-Werk – befand sich einmal das Grubenfeld »Ludwig« für das der Wetzlarer Bergwerksbesitzer Wilhelm Allmenröder von den Bergwerksbehörden 1842 eine Konzession ausgestellt bekam.

Allerdings stellte sich bald heraus, dass der Erzgang in diesem Felsen nicht abbauwürdig war. Deshalb wurde dort auch nie eine Mine betrieben.

Als zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Alliierten immer häufiger Luftangriffe auf die deutschen Städte flogen, befahl die faschistische Reichsregierung alle rüstungsrelevanten, industriellen Produktionsstätten möglichst so zu verlegen, dass sie vor den Bombenangriffen geschützt waren. Deshalb wurde am 14.01.1944 damit begonnen, den Hausertorstollen weiträumig auszubauen. Hierzu wurden heimische Bergleute, aber auch Kriegsgefangene unter Aufsicht der Organisation »Todt« eingesetzt. Die vergrößerten Katakomben wurden in drei Bereiche aufgeteilt:

  1. Produktionsanlagen für die Firma Ernst Leitz GmbH
  2. Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung, ausgelegt für mind. 800 Personen
  3. abgetrennter Befehlsstollen für den NSDAP Kreisleiter Haus, der in der nahe gelegenen Buderus Villa (NSDAP-Kreisleitung von 1933–1945) residierte.

1920 übernahm Ernst Leitz II die Unternehmensführung und beschloss 1924, trotz einer wirtschaftlich schweren Zeit, die Fertigung der Barnackschen Kleinbildkamera in Großserie. Die Kleinbildkamera »Leica« war ein großer Erfolg. Ab 1924 erfolgte die Produktion der »Leica« im hierfür durch die Fa. Ernst Leitz GmbH erworbenen Hausertorwerk. Im Gegensatz zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in der Weimarer Republik bis hin zur schweren Depression 1928–1931 konnte die Produktion der Leica aufgrund der stetig wachsenden internationalen Nachfrage (insbesondere in den USA) gesteigert werden und machte 70% des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus.

Auch nach 1933 war die Leica ein Exportschlager, der dem NS-Staat für die auf Pump finanzierte Aufrüstung der Deutschen Wehrmacht wichtige Devisen erbrachte.

Leica Camera klassic

Historische Leica Kleinbildkamera 1920 © Leica Camera AG

Die Leitz-Werke waren als Lieferant von Militäroptik im Rahmen der Wiederaufrüstung wichtig. Leitz hatte bereits im Ersten Weltkrieg Zielfernrohre, Marinegläser, U-Boot-Periskope, Scherenfernrohre, Auswertegeräte für Luftaufnahmen etc. gefertigt. Obwohl sich Leitz in den 1930er Jahren vornehmlich der Leica Fertigung widmete, besaß das Unternehmen für den Kriegsfall großes Know-how zur Herstellung u.a. von Geschützkollimatoren für die Artillerie.

Auch auf dem Gebiet der Rundblickfernrohre und der Waffenmess- und Prüfeinrichtungen lag Leitz im Vergleich zur Konkurrenz vorne. Die Leitung gerade dieses Werkes in den Händen eines Mannes mit »politisch nicht einwandfreier Gesinnung« zu wissen, war für das Regime nur schwer erträglich.

Eine Zusammenführung der beiden großen Hersteller hochwertiger Militäroptik (Zeiss und Leitz) hätte für das NS-Regime nicht nur den Vorteil gebracht, an beiden Standorten linientreue Geschäftsführer zu haben, sondern auch Synergieeffekte in Forschung und Entwicklung zu nutzen und damit die Entwicklungszeiten zu verkürzen.

Es wäre leicht gewesen, Ernst Leitz angesichts seines Pensionsalters, seiner politischen Vergangenheit vor 1933, seiner ablehnenden Haltung gegenüber den neuen Machthabern, seiner ständigen Provokation des Regimes durch seine Hilfen für Juden und seiner politischen Unzuverlässigkeit als Hersteller von Militäroptik in Pension zu schicken und ihm Hausverbot zu erteilen.

Dieses Damoklesschwert hing bis Kriegsende über ihm. Dennoch scheute er sich nicht, 1943 zusammen mit seiner Tochter und seiner Schwester der Jüdin Hedwig Palm zur Flucht zu verhelfen und politisch Verfolgte aus den Händen der Gestapo zu befreien.

Quelle: Bernd Lindenthal in Ernst Leitz II, ›Ich entscheide hiermit, es wird riskiert‹ «, 2. Auflage 2014, Heel-Verlag, Königswinter

Mitte 1943 war abzusehen, dass die Alliierten Bomberflotten auch kleinere Städte wie Wetzlar angreifen würden. Wie auch andere Firmen traf die Ernst Leitz GmbH nun die von der Reichsregierung befohlenen Vorkehrungen für den Ernstfall. Im November 1943 wurde der Bau von sechs Luftschutzdeckungsgräben in den Zwangsarbeiterlagern auf dem Stadiongelände bei den Behörden beantragt.

Anders als die Wetzlarer Schwerindustrie waren Leitz und Hensoldt in der Lage, bestimmte Betriebsbereiche auszulagern. So z.B. in ländliche Gebiete, wo die Gefahr massiver alliierter Luftangriffe eher gering war. Neben der Verlegung des Historischen Archivs und der wissenschaftlichen Bibliothek nach Gießen ist die Verlagerung der Produktion aus dem Hausertorwerk in den Stollen im Lahnberg belegt. Die Produktion unter Tage startete am 13. November 1944, allerdings nur für 4 ½ Monate (am 29. März 1945 nahmen die US-Streitkräfte Wetzlar ein).

Die Anlage war zuvor ausgebaut worden. Zunächst durch Feillingshäuser Bergleute unter der Aufsicht des Buderus‘schen Bergwerksdirektors Dr. Wilhelm Witte. Verzögerungen führten dazu, dass die Organisation »Todt« die Arbeiten übernahm und hierfür italienische Militärinternierte (IMIs) einsetzte.

—› Siehe nachfolgendes Aufklappfeld

Quelle: Karsten Porezag »Zwangsarbeit in Wetzlar«, 2020, ISBN: 3-9807950-1-2, S. 136-137

Die Organisation Todt (OT) war eine paramilitärische Bautruppe im NS-Staat, die den Namen ihres Führers Fritz Todt (1891–1942) trug. Die 1938 gegründete Organisation unterstand ab März 1940 diesem auch als Reichsminister für Bewaffnung und Munition (RMfBM) sowie dem Nachfolgeministerium unter Albert Speer).

Sie wurde nach Beginn des Zweiten Weltkrieges vor allem für Baumaßnahmen in den von Deutschland besetzten Gebieten eingesetzt. Bekannt wurde sie durch den Ausbau des Westwalls, den Bau der U-Bootstützpunkte an der französischen Küste sowie des »Atlantikwalls« (verbunkerte Artillerie- und Verteidigungsstellungen). Ab 1943 baute sie auch die Abschussrampen der V1- und V2-Raketen.

Bild Mitarbeiter der OT in Finnland 1943

Mitarbeiter der OT in Finnland 1943©Wikipedia

Im Sommer 1943 folgte im Reichsgebiet der Ausbau von Luftschutzanlagen für die Zivilbevölkerung und die »Untertageverlagerung« von Industriebetrieben. In der Organisation kamen seit Kriegsbeginn vielfach Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge zum Einsatz.

Es ist davon auszugehen, dass die für den Ausbau des Stollens eingesetzten Italiener NICHT dieselben Personen waren, die zwischen 1941 und 1943 bei der Ernst Leitz GmbH als »Fremdarbeiter« eingesetzt waren und zu deren Unterkunft die Leitz-Baracken errichtet worden sind.

Hausertorstollen Organisation Todt Italienische Militärinternierte IMIs

Quelle: Mitarbeiter der OT in Finnland 1943 © wikipedia

Karsten Porezag schreibt verwundert in seinem Buch »Zwangsarbeit in Wetzlar« darüber, dass in der Liste des Landrates der »Göths Garten« (Braunfelser Straße) nicht als eine Unterkunft für Zwangsarbeiter*innen der Fa. Leitz aufgenommen war:

»Obwohl diese Unterkunft in der Lagerliste des Wetzlarer Landrates vom 18.01.1945 nicht mehr erwähnt wurde, waren dort offensichtlich noch Zwangsarbeiter*innen untergebracht.«

Er hatte hierzu eine Zeitzeugenaussage von Lothar Karst aus Wetzlar aufgenommen, der sich 2002 wie folgt erinnerte:

»Mein Vater war damals Soldat in der Nachrichtenkaserne an der Braunfelser Straße und wir wohnten in der Scharnhorststraße (Anmerkung: heute: »Im Winkel«).

Als damals elfjähriger Hitlerjunge hat mich natürlich alles in Wetzlar sehr interessiert. So erinnere ich mich deutlich an etwa 80 bis 90 italienische »Badoglios«, die gleich um die Ecke bei uns in Göths Garten in dem kleinen Tanzsaal untergebracht waren. Der Saal war eigentlich viel zu klein für so viele Menschen und so herrschte drangvolle Enge in diesem Raum.

Was uns Jungen damals sehr verwunderte, war: die Italiener trugen noch ihre bräunlichen Uniformen und so komische Spitzhüte mit Federn darauf. Außerdem hatten sie noch alle Dienstgradabzeichen an den Uniformen. Ich erinnere mich deshalb noch so genau an die Abzeichen, weil die »Badoglios« uns diese Abzeichen gegen Zigaretten im Tausch anboten.«

Porezag schreibt nun weiter:

»In der Tat vermerkte die Lagerliste des Wetzlarer Landrates vom 18.1.1945 bei der Firma Leitz 80 Italiener und eine Italienerin. Diese waren demnach nicht zusammen mit den anderen Westarbeitern an der Lahninsel untergebracht.«

Diese Annahme ist unseres Erachtens irrig. Denn die 80 Italiener der Fa. Leitz aus der Landratsliste müssen im Westarbeiterlager der Fa. Leitz auf der Lahninsel untergebracht gewesen sein. Die waren auch nicht uniformiert. Die uniformierten Italiener, die Lothar Karst erwähnte, haben unseres Erachtens zwar für Leitz den Hausertorstollen ausgebaut, sind aber als »Beschäftigte« der Organisation Todt und nicht den Leitz-Werken zuzuordnen, da sie mit dem Ausbau des Stollens beauftragt waren.

Quelle: Karsten Porezag »Zwangsarbeit in Wetzlar«, 2020, ISBN: 3-9807950-1-2, S. 168-169

—› Siehe auch die beiden vorherigen Aufklappfelder
—› Siehe auch Bilder von der Unterkunft der IMIs im nachfolgenden Aufklappfeld

Bilder von dem Gartenlokal »Goeths Garten« in der Braunfelser Straße 59. Im dortigen Tanzsaal wurden die Italienischen Militärinternierten (IMI) untergebracht, die 1944 für die Organisation Todd den Hausertorstollen zur Produktionsstätte ausbauten.

Ansicht vom Gartenlokal »Goeths Garten« Braunfelser Straße 59

Hausansicht vom Gartenlokal »Goeths-Garten« aus dem Jahre 1906. Der Querbau im Hintergrund ist der Ball-Saal, der den IMIs als Unterkunft diente © Bild: Privatsammlung Ralf Schnitzler.

Ansicht vom Gartenlokal »Goeths Garten« Braunfelser Straße 59

Der Ball-Saal im Gartenlokal »Goeths-Garten«, aufgenommen 1906. Der Saal diente den IMIs als Unterkunft  © Bild: Privatsammlung Ralf Schnitzler.

—› Siehe auch vorhergehendes Aufklappfeld »Unterkunft der IMIS im »Goeths Garten«

Die Mitarbeiter von I.eitz konnten während eines Fliegeralarms zwei Luftschutzstollen aufsuchen, vom Hauptwerk aus den Kalsmuntstollen und vom Hausertorwerk aus den Hausertorstollen. Mit Zunahme des Bombenkrieges im Jahr 1943 wurde am 28. Juni von Hitler »die Sicherstellung von Räumen zur Aufnahme von Rüstungsfertigung aus luftgefährdeten Gebieten und zur Unterbringung von Rüstungsarbeitern in luftgeschädigten Gebieten« gefordert. Das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion sah für Leitz unter dem Decknamen »Aal« eine Produktionsfläche von 3.000 qm vor. Geplant wurde die Anlage von Stollen im Uhnberg für das Hausertorwerk – erst Ende 1944 zu einem kleinen Teil fertiggestellt – und unter dem Kalsmunt für das Hauptwerk.

Eine Untertagefertigung in diesem Stollen fand nicht statt. Er diente allein Mitarbeitern von Leitz und der Zivilbevölkerung als Schutzraum.

Im Frühjahr 1944 begannen die Arbeiten im Hauserstollen, für die eine Baugenehmigung und die Beachtung von Richtlinien für den Bau von Stollenanlagen notwendig waren. Die Produktionsfläche im Hauserstollen sollte rund 500 qm haben und entsprach ohne Stangenlager in etwa der Fläche für den Zivilschutz im anschließenden Teil des Stollens. Im Vergleich zur Produktionsfläche im Hauptwerk, bei dem sich rund 39.000 qm auf zwei Hochhäuser und eine Vielzahl von Gebäuden, wie Optik, Schreinerei und Maschinenbau verteilten, entsprach die für die Untertageproduktion vorgesehene Fläche nur etwa einem Prozent der gesamten Fertigungsfläche.

Es wurde angeordnet, in dem neuen Stollen Automaten für die Herstellung von Patronenhülsen aufzustellen und Graugussteile für Scherenfernrohre und Panzerzielfernrohre zu bearbeiten. Belüftung und Beleuchtung mussten den behördlichen Vorschriften und den betrieblichen Anforderungen der Fertigung entsprechen. So wurden zwei Ventilatoren, ausgerüstet mit AEG-Motoren, für die Belüftung installiert. Da im Stollen auch ein Teil des Werkzeugbaus untergebracht werden sollte, wurde die Luft durch einen Wärmetauscher erwärmt. Zudem wurde für den besseren Luftaustausch noch Anfang 1945 ein Bewetterungsschacht zum natürlichen Luftaustausch angelegt, der gleichzeitig einen weiteren Notausgang darstellte. Während der Ausbauphase bis Januar 1945 gab es im Stollen noch keine sanitären Anlagen. Deshalb sollten die Mitarbeiter diese im gegenüberliegenden Hausertorwerk nutzen, das durch einen Verbindungstunnel unter der Straße mit dem Stollen verbunden war.

Mit der Besetzung Aachens am 21. Oktober 1944 kündigte sich das nahe Ende des Krieges an. Energie und Nahrungsmittel wurden von Tag zu Tag knapper. Der Post- und Paketverkehr war zunehmend eingeschränkt. Dennoch musste die kleine Untertagefertigung von Leitz noch Mitte November 1944 mit Facharbeitern und angelernten »Ostarbeiterinnen« im Dreischichtbetrieb aufgenommen werden. Am 29. März 1945 rückten amerikanische Truppen in Wetzlar ein. Damit endete schon nach vier Monaten die Untertagefertigung im Hauserstollen.

Quelle: Heidi Trabert in »Ernst Leitz II, ›Ich entscheide hiermit, es wird riskiert‹«, 2. Auflage 2014, Heel-Verlag, Königswinter S. 224, Fußnoten siehe im Original

Der für die Rüstungsproduktion vorgesehene Teil des ausgebauten Stollens wurde mit einem Betonboden versehen. Aufgrund der permanent kühlen Temperatur im Stollen wurde dieser Teil auch beheizt. Hierzu diente warme Luft, die als Fernwärme aus dem Hausertorwerk der Fa. Ernst Leitz GmbH in die Stollen geführt wurde.

Die Produktion erfolgte fast ausschließlich durch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Arbeit erfolgte rund um die Uhr in zwei 12-Stunden-Schichten. Die Arbeiterinnen und Arbeiter waren im Zwangsarbeiterlager auf der Lahninsel untergebracht.

Während der Produktionszeit wurden im Hausertorstollen produziert:

  • Periskope
    Das Periskop oder Sehrohr ist ein optisches Instrument zur parallelen Verschiebung des Strahlengangs. Ein Periskop wird auch von U-Booten genutzt, wenn sie sich unter Wasser befinden und wissen möchten, was um sie herum, oberhalb des Wassers vor allem, passiert und wo sich andere Schiffe befinden.
  • Scherenfernrohre
    Scherenfernrohre (auch Relieffernrohr) sind eine besondere Art Telestereoskope, binokulare Fernrohre, bei denen die beiden Objektive durch die scheren- oder V-förmige Konstruktion möglichst weit voneinander entfernt und einige Dezimeter über dem Kopf des Beobachters liegen. Das Bild wirkt dadurch plastischer, was eine bessere Distanzunterscheidung ermöglicht. Mit nahezu parallel gestellten Rohren dienen Scherenfernrohre als Periskope. Zur Vermeidung von verwackelten Bildern werden sie meist auf Stativen montiert. Sie wurden oft im Militär eingesetzt, um zur Beobachtung nicht aus der Deckung gehen zu müssen, und zur optischen Entfernungsmessung über den Winkel der Parallaxe. Manche, besonders geodätisch nutzbare Geräte lassen sich horizontal so weit ausklappen, dass die zwei Objektive eine meterlange optische Basislinie für genauere Entfernungsmessung bilden.
    Bild © Bundesarchiv, Von Bundesarchiv, Bild 101I-198-1363-29A / Henisch / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, veröffentlicht auf Commons-Wikimedia
    Perescop der Fa. Leitz
    Perescop der Fa. Leitz: Links Schema, rechts Ablichtung. In jedem U-Boot für die zielgerichtete Angriffe auf feindliche Schiffe erforderlich.
  • Kollimatoren
    Kollimatoren dienen zur Erzeugung von Licht mit annähernd parallelem Strahlengang aus einer divergenten Strahlenquelle. Diese Kollimation dient häufig dazu, dem Licht eine bestimmte Richtung zu geben. Kondensoren und Beleuchtungssysteme bestehen oft aus einem Kollimator gefolgt von einer Linse. In der technischen Optik werden Skalen mit einem Kollimator im Unendlichen abgebildet. Sie überlagern dann das Bild des Objektes und erlauben es, dessen Abmessungen zu bestimmen.

Quelle: Karsten Porezag »Zwangsarbeit in Wetzlar«, 2020, ISBN: 3-9807950-1-2, S. 176, sowie Aussagen des Teams für die Stollenführungen der Touristik-Information der Stadt Wetzlar.

Die zuvor schon beschriebenen Luftschutzmaßnahmen in den Barackenlagern auf der Lahninsel konnten die dort lebenden Menschen nicht schützen. Die Gebäude wurden bei einem amerikanischen Luftangriff am 20.06.1944 um die Mittagszeit schwer getroffen. Bei diesem Luftangriff wurden in Wetzlar 50 Tote, 104 Verletzte und 350 obdachlos gewordene Menschen gezählt. Der Angriff geschah zu einer Tageszeit, als sich fast alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an ihren Arbeitsplätzen im Leitzwerk beziehungsweise im Hausertorstollen befanden.

Eigentlich war es die Absicht der US Air Force an diesem Tag die Leitzwerke zu treffen. Die Bomben sind hier jedoch weitab westlich und nordwestlich in anderen Stadtgebieten niedergegangen. Die Gebäude der Leitzwerke erhielten dabei nur einige wenige Bombentreffer und so ist es lediglich dem Zufall zu verdanken, dass aus dem Kreis der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nur der Belgier Joseph Heumans ums Leben kam. Dieser befand sich während des Angriffs aber nicht im Lager, sondern wurde bei einer Bombendetonation am Eingang des Kalsmuntstollens getroffen.

—› Siehe auch Aufklappfeld »Der Hausertorstollen als Schutzbunker«

Quelle: Karsten Porezag »Zwangsarbeit in Wetzlar«, 2020, ISBN: 3-9807950-1-2, S. 176.

Hensoldt AG
Ebenso wie für die Ernst Leitz Gmbh wurde auch für die Hensoldt AG ab Sommer 1944 eine größere Stollenanlage in den Lahnberg an der Garbenheimer Straße gesprengt.

Zuerst sollte diese Anlage von einer privaten Firma begonnen werden. Wegen des schleppenden Fortgangs sei sie jedoch später ebenfalls von der Organisation Todt mit Hilfe von Kriegsgefangenen aus Italien und Frankreich fortgesetzt worden.

Die hierfür eingesetzten Ausländer dürften während dieser Zeit entweder in einer Unterkunft im Bereich vor dem Stollenmundloch oder aber – was wahrscheinlicher ist – im Stollen selbst gelebt haben.

Die Anlage bestand aus zwei im Winkel von 75° zur Straße angelegten parallel in den Berg getriebenen Stollen mit drei Querstollen, die jedoch bis Kriegsende nicht fertig gestellt werden konnten.

Pfeiffer Apparatebau GmbH
Ab Juni 1944 musste ein Teil der Rüstungsfabrikation der Firma Pfeiffer Apparatebau auf der Grundlage des Verlagerungsbefehls des Reichsluftministeriums in den Eis- und Bierkeller der Brauerei Guhr in Wetzlar an der Garbenheimer Straße verlegt werden. Der in den blanken Fels hineingeschlagene Keller wurde hierzu noch weiter bergmännisch ausgesprengt, so dass unterirdische Arbeitsplätze für die 170 dort arbeitenden Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter entstanden sind.

Quelle: Karsten Porezag »Zwangsarbeit in Wetzlar«, 2020, ISBN: 3-9807950-1-2, S. 377-388 und S. 391-398

Goebbels schwört die Deutschen bei seiner Rede vom 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast auf den »Totalen Krieg« ein:

»Wollt Ihr den totalen Krieg?«
ist eine knapp 108 Minuten dauernde Rede. Sie ist ein Paradebeispiel des Menschen- und Gesellschaftsbildes in der NS-Propaganda.

Der Begriff des »totalen Krieges« wurde nicht von Goebbels, sondern schon nach dem Ersten Weltkrieg von Erich Ludendorff verwendet. Er bezeichnet damit den Vorrang des Krieges vor der Politik. Gegenüber Kriegsgegnern, die die Einheit und Geschlossenheit in Frage stellen können, könnten Maßnahmen wie Schutzhaft notwendig sein. Als Kriegsgegner wurden von Ludendorff das Judentum, die katholische Kirche und die Sozialisten benannt.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs glichen sich die Trümmerlandschaften deutscher Großstädte. Lediglich an markanten Punkten wie den Ruinen von Kirchen oder Rathäusern erkannte der Ortsfremde, welcher Stadt die Trümmerlandschaft zuzuordnen war. Was die deutsche »Legion Condor« im Spanischen Bürgerkrieg erstmals mit der Zerstörung von Guernica anrichtete, wurde in Warschau, Rotterdam, Belgrad oder Murmansk zum »Normalfall«.

Die Bombardierungen deutscher Städte war die Antwort der Alliierten. Diese erfuhren ab 1943 durch die Präzisionsangriffe amerikanischer Langstreckenbomber bei Tag, die sich mit den britischen Flächenbombardements bei Nacht abwechselten, eine Steigerung. Die Angriffe der viermotorigen »Fliegenden Festungen« vom Typ Boeing B17 und B24 stießen auf keine nennenswerte Gegenwehr der Flugabwehr oder deutscher Jagdflugzeuge. Ab März 1944 hatten die Alliierten die uneingeschränkte Luftherrschaft über Deutschland.

Dennoch verbanden sich mit den gezielten Angriffen auf die deutsche Industrie aufgrund der Verlagerung von Produktionsstätten in ländliche Gebiete oder unterirdische Anlagen kaum Einbußen für die Rüstungsproduktion.

Die Folgen des »totalen Krieges« bekamen die Wetzlarer Zivilisten mit den zunehmenden Luftangriffen der alliierten Streitkräfte zu spüren. Um der Bevölkerung im Bannviertel und der Bahnhofstraße einen Schutz zu gewähren, wurde ein Teil des ausgebauten Hausertorstollens als Luftschutzbunker für bis zu 1.000 Menschen ausgewiesen.

Das Team der Hausertor-Stollenführungen um Dieter Kositschek und Gerhard Ihle hat aus den Erzählungen älterer Menschen erfahren, wie dieser »Schutz« in der Praxis aussah: Es muss sehr feucht und unerträglich muffig gerochen haben. Dieser Teil des Stollens war auch nicht mit einem Betonboden versehen. An den feuchten Felsmauern entlang waren Bänke aufgestellt. Die Luft sei schnell sehr stickig und schlecht gewesen. Es gibt Erzählungen darüber, dass manche den Geruch nicht mehr ausgehalten und – trotz der Luftangriffe – den Schutzbunker wieder verlassen haben.

Dennoch ist Wetzlar vergleichsweise glimpflich davongekommen. Anders Gießen, dessen Innenstadt durch den Luftangriff in der Nacht auf den 6. Dezember 1944 (bis auf das Stadttheater) völlig zerstört wurde.

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Kapitel 2:
Eroberungsfeldzüge und Terror zuhause: Zwei Seiten derselben Medaille

Schon in »Mein Kampf« beschrieb Hitler die Notwendigkeit zur Eroberung anderer Länder als »Lebensraum für das deutsche Volk«. Der Terror im eigenen Land und die Eroberungskriege in ganz Europa waren gemeinsam und wechselseitig bedingt zwei lebensnotwendige Daseinsvoraussetzungen für die Existenz des völkisch geprägten faschistischen Systems der »Herrenmenschen«.

Von Anfang an verfügten die Funktionäre des NS-Staates über ein Höchstmaß krimineller Energie, um zunächst herrschendes Recht zu brechen und dann Schritt für Schritt Gesetze so umzuschreiben, dass das herrschende Recht an die Umsetzung ihrer völkischen Ideologie angepasst wurde. Alles wurde darauf ausgerichtet, Deutschland für die Führung von Vernichtungs- und Eroberungsfeldzügen zu einer militärischen Großmacht aufzurüsten.

Unmittelbar nach der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes (mit dem sich der Reichstag am 27. März 1933 mit den Stimmen der NSDAP und der bürgerlichen Parteien selbst auflöste) entwickelte Josef Goebbels einen streng geheim gehaltenen, teuflischen Plan, wie man die Gewerkschaften in die Knie zwingen wollte. Hitler segnete diesen Plan Mitte April ab. Am 2. Mai wurden reichsweit die Gewerkschaftshäuser besetzt und die Gewerkschaften zerschlagen.

Mit der Abschaffung der Koalitionsfreiheit (damit ist das Recht gemeint, sich zu Gemeinschaften zusammenzuschließen, um Tarifverträge auszuhandeln) und des Streikrechts wurden Tür und Tor geöffnet, neue Arbeitsverhältnisse einzuführen, wie die Reichsarbeitsdienste für »Arbeitslose«, »Kriminelle« und »Asoziale«, die mit ihrem »parasitären Verhalten dem deutschen Volkskörper« auf der Tasche lägen – so die Ideologie..
Anmerkung: Die in Anführungszeichen gesetzten Begriffe sind Originalbegriffe, die die Nazis in ihrem »völkischen Zeitgeist« benutzten und bewusst miteinander vermischten.

Die Zerschlagung der freien Gewerkschaften ist eine Grundvoraussetzung dafür, die Kultur in den Betrieben sowie die Arbeits- und Beschäftigungspolitik auf die völkischen Prinzipien anzupassen.

Ab nun wird der Unternehmer zum »Betriebsführer« und die »Belegschaft« zu seiner Gefolgschaft.

Quellen: Wetzlar erinnert e.V., Begleitband zum »Weg der Erinnerung« 3. Auflage 2018, S. 18-28.

Die deutschen Kriegsverbrechen von 1939 bis 1945 waren nur möglich geworden, nachdem bis Mitte 1943 die deutsche Gesellschaft bis in die letzten Winkel – gemäß des völkischen Menschen- und Gesellschaftsbildes – gleichgeschaltet worden war.

Die Kriegsverbrechen waren gleichzeitig eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die Nazi-Diktatur nicht finanziell kollabierte. Die Unterdrückung und Ausbeutung der anderen Völker und der Terror gegen jeglichen Widerstand im eigenen Land waren zwei Seiten der gleichen Medaille des nazistischen Größenwahns.

Die Gleichschaltung war die unabdingbare Voraussetzung für die spätere Kriegsführung. Mit dem legalisierten Raub jüdischen Vermögens und der späteren Plünderung der Staatskassen aller besetzten Länder (insbesondere in Österreich, Belgien, Niederlanden, Frankreich, Polen und Griechenland) setzte sich diese Politik fort.

Arbeitsbeschaffung und Rüstung bedurften bereits ab 1933 des Einsatzes der Notenpresse zu ihrer Realisierung. Hjalmar Schacht als Reichsbankpräsident ermöglichte den Umlauf von »Sonderwechseln«, die von der Reichsbank gedeckt und vom Staat garantiert wurden. Die Zusammenhänge um diese Wechsel blieben der Öffentlichkeit zunächst verborgen. Einerseits sollte keine Klarheit über das Ausmaß der künftigen Rüstungsinvestitionen und damit über den Bruch des Versailler Vertrages bestehen. Andererseits sollte am Geldmarkt keine Unsicherheit über die Stellung der Reichsmark aufkommen und damit eine unerwünschte Entwertung (Inflation) erfolgen. Die ersten dieser Wechsel wurden 1938 fällig.

Für Rüstungsausgaben wurden so 11,9 Milliarden Reichsmark von 1934 bis 1938 gedeckt.

—› Siehe auch nächstes Aufklappfeld »Legalisierter Raub«

Göring ordnete noch am Tag der Reichspogromnacht als »harte Sühne« für die Juden an:

  • das Verbot von Einzelläden, Gewerbe- und Handwerksbetrieben, Versandgeschäften, Bestellkontoren,
  • das Verbot von Märkten, Messen, Ausstellungen, Werbung, Bestellannahmen,
  • das Verbot, Mitglied einer Berufsgenossenschaft zu sein,
  • die Verordnung zur Wiederherstellung des Straßenbildes bei jüdischen Gewerbebetrieben, nach welcher
    • Juden die vom 8. Bis 10. November entstandenen Schäden im Straßenbild auf eigene Kosten sofort zu beseitigen hätten, und dass
    • Versicherungsansprüche von Juden deutscher Staatsangehörigkeit zugunsten des Deutschen Reichs beschlagnahmt werden.

Die sogenannte »Sühneleistung« oder »Judenbuße« sollte innerhalb eines Jahres in vier Quartalsraten aufgebracht werden. [ … ] Jeder jüdische Bürger, der mehr als 5.000 Reichsmark Vermögen besaß, musste davon 20 Prozent als »Judenvermögensabgabe« an den Staat abgeben. Zugleich wurde den Juden verboten, Staatsanleihen zu verkaufen.

Sie mussten die »Sühneleistung« also durch Verkauf von Immobilien, Schmuck, Kunstgegenständen oder Sparguthaben aufbringen. Damit sollte das Staatsdefizit kurzfristig zur Hälfte gedeckt werden. Eine zweite Durchführungsverordnung legte eine fünfte Zahlung zum 15. Dezember 1939 fest, so dass insgesamt 25 Prozent des Vermögens abgegeben werden mussten.

Die Summe von insgesamt 1.126.612.495,00 Reichsmark erhöhte das damalige Steueraufkommen des Reiches von 16 auf über 17 Milliarden um gut sechs Prozent.
Quelle: Wikipedia

Am 3. Dezember 1938 erfolgte die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens, die von Hugo Dietrich, dem Hausjuristen des Flick-Konzerns, ausgearbeitet worden war.

Darin wurde allen Juden vorgeschrieben, ihre Gewerbebetriebe zu verkaufen oder abzuwickeln, ihren Grundbesitz zu veräußern und ihre Wertpapiere bei einer Devisenbank zu hinterlegen. Außerdem durften sie Juwelen, Edelmetalle und Kunstgegenstände nicht mehr frei veräußern.

Damit wurde es auch wohlhabenden Juden nahezu unmöglich gemacht, noch auszuwandern. In den Folgejahren wurden diese Maßnahmen präzisiert und radikalisiert, um Juden jegliche Existenzgrundlage in Deutschland zu nehmen. Dies wurde vom Regime ausgenutzt, um den verbleibenden und nunmehr arbeitslosen Juden Zwangsarbeit aufzuerlegen: Am 20. Dezember 1938 veröffentlichte Friedrich Syrup, der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung einen Erlass, wonach Juden in »staatspolitisch wichtigen Vorhaben«, das heißt, in der Rüstungsindustrie, streng getrennt von der regulären Belegschaft im geschlossenen Arbeitseinsatz ausgebeutet werden konnten. Für die Organisation waren die lokalen Arbeitsämter zuständig. Damit sich kein Jude dem entziehen konnte, wurde die seit 1935 bestehende Erfassung aller Juden in einer Judenkartei vervollkommnet, manche Verwaltungen legten eigene Judenregister an.

Quellen: Diverse Wikipedia-Seiten, siehe auch Links in diesem Text

Als »Raubgold« oder auch »Nazigold« werden Wert- und Vermögensgegenstände bezeichnet, die von den deutschen Faschisten vor und während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland selbst und im besetzten Ausland widerrechtlich von Privatpersonen und staatlichen Institutionen angeeignet wurden. Gemeint sind also nicht nur Gegenstände aus Gold. Das Raubgold stammt hauptsächlich aus geplünderten Goldreserven der Nationalbanken (wie z. B. Belgien) und von nie zurückbezahlten Zwangsanleihen (wie im Falle Griechenlands) sowie aus dem »arisierten« Besitz von Personen, die deportiert oder in Konzentrationslagern eingesperrt und dort zum Großteil ermordet wurden.

Die Gesamtmenge und der Verbleib des Raubgolds nach dem Zweiten Weltkrieg blieben bis heute weitgehend ungeklärt. Etwa zwei Drittel der geraubten Goldreserven konnten bis 1996 durch die damit beauftragte Tripartite Gold Commission an die Ursprungsländer zurückgegeben werden.

SS-Raubgut in der Reichsbank

Neben den bei Merkers (Ort liegt am Nordrand des thüringischen Teils der Rhön) gefundenen Kunstwerken, Währungen, Währungsreserven, Gold und Geld – den ausgelagerten Kunstschätzen Berliner Museen, den offiziellen Währungsreserven des Deutschen Reichs, tausenden Goldbarren, hunderten Säcke mit Devisen aller Länder und ungezählten Goldmünzen – lag auch SS-Beute mit persönlichen Wertgegenständen in vielen Koffern.

Die nach dem SS-Hauptsturmführer Bruno Melmer genannten Melmer-Goldlieferungen von Barren und Münzen an die Reichsbank beliefen sich von Mai 1943 bis April 1945 mindestens auf einen Wert von 2,5 Mio. Dollar. Melmer soll nach Zeugenberichten in den Nürnberger Verfahren die Einlieferung der Wertgegenstände persönlich überwacht haben. Der in Reichsmark umgerechnete Wert wurde bei der Reichshauptkasse des Reichsfinanzministeriums einem Konto unter dem Pseudonym »Max Heiliger« gutgeschrieben.

Andere Schätzungen gehen von einem Gegenwert bis zu 4 Mio. Dollar aus. Rechtlich relevant ist dabei die Tatsache, dass es sich nicht um ein Depot der SS bei der Bank, sondern um ein laufendes Konto der Bank handelte. Danach war dieses Gold Teil des internen und internationalen Zahlungsverkehrs der Reichsbank, der zu einem großen Teil (über 75%) über die Schweizerische Nationalbank abgewickelt wurde.

Der Reichsführung-SS war dann der Wert der Einlieferungen gutzuschreiben. Wann und bei wem und ob konkret diese Goldbarren durch die Reichsbank in Zahlung gegeben und genommen worden sind, ist damit nicht gesagt.

Quellen: diverse Wikipedia-Seiten, siehe auch Links in diesem Aufklappfeld

Am Ende des Zweiten Weltkriegs glichen sich die Trümmerlandschaften deutscher Großstädte. Lediglich an markanten Punkten wie den Ruinen von Kirchen oder Rathäusern erkannte der Ortsfremde, welcher Stadt die Trümmerlandschaft zuzuordnen war. Historisch gewachsene Stadtbilder wurden mit ihren materiellen und kulturellen Werten in wenigen Stunden dem Erdboden gleichgemacht. Waren die Städte des Hinterlandes vornehmlich von Luftangriffen betroffen, so kamen für die Städte im Frontbereich Belagerung und Artilleriebeschuss hinzu. Was die deutsche Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg erstmals mit der Zerstörung von Guernica anrichtete, wurde in Warschau, Rotterdam, Belgrad oder Murmansk zum »Normalfall«.

Ab Ende 1942 sollten die britischen Bombardements mit gezielten deutschen Terrorangriffen auf die britische Zivilbevölkerung beantwortet werden. Die Bombardierungen deutscher Städte erfuhren ab 1943 durch die Präzisionsangriffe amerikanischer Langstreckenbomber bei Tag, die sich mit den britischen Flächenbombardements bei Nacht abwechselten, eine Steigerung. Die Angriffe der viermotorigen »Fliegenden Festungen« vom Typ Boeing B17 und B24 stießen auf keine nennenswerte Gegenwehr der Flugabwehr oder deutscher Jagdflugzeuge. Ab März 1944 hatten die Alliierten die uneingeschränkte Luftherrschaft über Deutschland. Dennoch verbanden sich mit den gezielten Angriffen auf die deutsche Industrie aufgrund der Verlagerung von Produktionsstätten in ländliche Gebiete oder unterirdische Anlagen kaum Einbußen für die Rüstungsproduktion.

Goebbels-Rede vom Totalen Krieg im Berliner Sportpalast am 18.02.1943

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Kapitel 3:
Danksagungen

Eine Vielzahl von Anregungen und Tipps haben wir erhalten aus dem Team, welches für die Tourist-Information der Stadt Wetzlar im Stollen Führungen anbietet. Der spezielle Dank gilt Dieter Kositschek und Gehard Ihle, die immer wieder für Rückfragen zur Verfügung standen.

  • »Verschleppt • Entrechtet • Ausgebeutet«,
    Ausstellung der IG Metall, Verwaltungsstelle Wetzlar (1986), 26 Tafeln zur Zwangsarbeit in Wetzlar von 1941 – 1945. Die Alten Tafeln sind heute im Besitz von WETZLAR ERINNERT e.V. und sollen als Recherchematerial dafür dienen, eine neue, zeitgemäße Dokumentation des Themas als Teil der städtischen Museumslandschaft zu realisieren.
  • »Zwangsarbeit in Wetzlar – Der Zwangsarbeitereinsatz 1939 – 1945 | Die Ausländerlager 1945 – 1949
    Ein Buch von Karsten  Porezag, (2002) Eigenverlag, ISBN 3-9807950-1-2, 551 Seiten, (leider vergriffen, Neuauflage offen), mit zahlreichen Detailinformationen zu den Zwangsarbeiterlager in Wetzlar, aber auch dem Hausertorstollen.
  • Die Beiträge von Heidi Trabert und Bernd Lindenthal in »Ernst Leitz II, ›Ich entscheide hiermit, es wird riskiert‹«,
    2. Auflage 2014, Heel-Verlag, Königswinter

Stifter dieser Tafel sind:

  • Ernst Leitz Stiftung
  • Leica Camera AG
  • Leica Microsystems GmbH
  • Der Magistrat der Stadt Wetzlar
  • Wetzlar erinnert e.V.

Gefördert durch das Bundesprogramm “Demokratie leben!“

—› Eine Übersicht zu den Statements der Tafelstifter finden Sie am Ende dieser Seite

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Kapitel 4:
Tafelvorschau • Tafelstandort • Tafelenthüllung

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Kapitel 5:
Statements der Tafelstifter:

Leica Microsystems

Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen. Statement von Dr. Annette Rinck, Präsidentin von Leica Microsystems Gerne unterstützen wir seitens Leica Microsystems die Initiative des Vereins »Wetzlar Erinnert«. Die Gedenktafeln erinnern uns an Orten des Geschehens, wo wir heute unterwegs sind, leben und arbeiten. Die Firmen Leitz und in Nachfolge Leica Microsystems sind seit über 170 Jahren als Arbeitgeber am Standort Wetzlar ansässig und mit der Geschichte von Wetzlar [...]

Von |04.10.2022|Kategorien: Gedenktafelstifter, Leica Microsystems, Sponsoren, Tafelstifter|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Leica Microsystems

Leica Camera AG

Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen. Statement von Dr. Andreas Kaufmann, Mehrheitsanteilseigner und Aufsichtsratsvorsitzender Leica Camera AG Die Unterstützung des Projekts »Wetzlar erinnert« und deren Gedenktafeln ist für die Leica Camera AG ein besonderes Anliegen. Eine Verbeugung vor dem couragierten und vorbildhaften Handeln der Familie Leitz, ihrem selbstlosen Einsatz für Verfolgte des Nazi-Regimes. Ein Vorbild, das unsere Unternehmensgeschichte und Kultur bis heute prägt und uns antreibt, es Augenzeugen [...]

Von |30.09.2022|Kategorien: Gedenktafelstifter, Leica Camera AG, Sponsoren, Tafelstifter|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Leica Camera AG

Ernst Leitz Stiftung

Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Statement von Dr. Oliver Nass Die 2011 von Elsie Kühn-Leitz’ Kindern, Knut Kühn-Leitz und Cornelia Kühn-Leitz (verh. Nass), gegründete gemeinnützige Ernst Leitz Stiftung hat den Erhalt des von Ernst Leitz II gebauten und von Bruno Paul gestalteten Haus Friedwart in Wetzlar sowie die Förderung von Kultur und Völkerverständigung im Andenken an die Wetzlarer Ehrenbürger Ernst Leitz I, Ernst Leitz II und Elsie [...]

Von |08.11.2020|Kategorien: Ernst-Leitz-Stiftung, Gedenktafelstifter, Sponsoren, Tafelstifter|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Ernst Leitz Stiftung

Magistrat der Stadt Wetzlar

Warum wir die Gedenktafel zu Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen Ein Statement von Oberbürgermeister Manfred Wagner »Zukunft braucht Erinnerung« Dieses Wort will ich meinem Statement voranstellen und gerne beschreiben, warum es der Stadt Wetzlar wichtig ist, das vom dem Verein WETZLAR ERINNERT e.V. angestoßene Projekt »Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit« zu unterstützen. In unseren Tagen erleben wir leider immer wieder, dass der Geist derer, die uns die dunkelsten Stunden in der Geschichte unseres [...]

Von |02.05.2018|Kategorien: Gedenktafelstifter, Sponsoren, Stadt Wetzlar|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Magistrat der Stadt Wetzlar

WETZLAR ERINNERT e.V.

Gruppenbild oben v.l.n.r.: Natalija Köppl (stellv. Vorsitzende), Stefan Lerach (Beisitzer), Andrea Grimmer (Schatzmeisterin), Arne Beppler (Beisitzer), Irmtrude Richter (Schriftführerin) und Ernst Richter (Vorsitzender) Warum haben wir das Projekt Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit initiiert? Ein gemeinsames Statement unseres Vorstandes In der Satzung von WETZLAR ERINNERT e.V. steht: »Damit sich deutscher Faschismus nicht wiederholt, ist es erforderlich, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Wege zu eröffnen, die auch denen Zugang ermöglichen, die diese Zeit nicht [...]

Von |02.05.2018|Kategorien: Gedenktafelstifter, Wetzlar erinnert|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für WETZLAR ERINNERT e.V.

Demokratie leben

Förderung unserer HomepagesFörderung von Projekten unseres Vereins Der Verein WETZLAR ERINNERT e.V. hat schon mehrere seiner Erinnerungs- und Gedenkprojekte zur NS-Zeit mit Hilfe der Programme »Demokratie leben!« und dem Vorläufer-Programm »Toleranz fördern – Kompetenz stärken« durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert bekommen. Die Entscheidung über die Förderung fällt innerhalb der lokalen Partnerschaft für Demokratie Wetzlar | Lahn-Dill-Kreis ein Begleitausschuss. Hierzu zählen unter anderem die Projekte: der Weg der Erinnerungunsere antifaschistische Stadtführung [...]

Von |01.09.2012|Kategorien: Demokratie leben, Gedenktafelstifter, Sponsoren|Schlagwörter: , , , |Kommentare deaktiviert für Demokratie leben

Zum Thema
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Weg der Erinnerung Klassenführung ABS Kl. 10 div am 14.03.2022
Buchcover Ernst Leitz II

Literaturhinweis:

Literaturhinweis:

Literaturhinweis:

Das Buch über Ernst Leitz II

Ernst Leitz II:
»Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert.«
2014| 2. Auflage

Herausgeber: Dr. Knut Kühn-Leitz

Deutschsprachige Ausgabe
erschienen im:
HEEL-Verlag GmbH
Pottscheidt 1
D-53639 Königswinter

‎Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3868529411
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3868529418
Maße: 22,3 x 2,8 x 28,8 cm
49,95 € bei Amazon

21.05.2022 Gedenktafelenthüllung
Orientierungspöan Gedenktafelstandorte
Tomasz (2.v.l.) und seine Freunde, die mit ihm nach Wetzlar kamen
DMV-Haus Fahradgruppe Reichsbanner vorm DMV Haus WZ (Überführung 3)
Gedenktafelenthüllung am 19.12.2019 Sparkassenpassage
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