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Die Geschichte von Abe Korn
* 15.03.1923 in Lipno (Polen) | † 07.08.1972 Augusta (Georgia, USA)
Lesung mit Chris Sima & Irmgard Mende
Musikalische Begleitung: Ina Steger
Fr., 26.01.2024, Einlass 18.30 Uhr
Stadtbibliothek Wetzlar
Bahnhofstraße 6 | D 35576 Wetzlar

Eintritt frei

Wie ein Wunder überlebt Abram Korn den Faschismus. Als polnischer Jude muss er zwischen 1939 und 1945 leidvoll erfahren, was es bedeutet, aus Sicht der Nazis ein »Untermensch« zu sein. Sein Martyrium in diesen sechs Jahren: September 1939 – Verfolgung von Juden nach dem Überfall auf Polen • 1940–41: Ghetto Kutno • 1941–1942:  KZ Hardt und KZ Groß Rosen • 1942–1943: Zwangsarbeit in Berlin • 1943–1945: KZ Auschwitz-Birkenau • Jan.–März 1945: Todesmarsch • März–April 1945: KZ Buchenwald

Nach der Befreiung am 11.04.1945 im KZ Buchenwald stellt sich für ihn die Frage, wie sein Leben weiter gehen soll. Wetzlar spielt bei der Findung von Antworten für die Zeit bis 1949 eine entscheidende Rolle, bevor Abe Korn in die USA auswandert.

In den 1960er Jahren beginnt er seine Erinnerungen an diese Zeit niederzuschreiben, sein Sohn Joseph veröffentlicht sie in Form des Buchs »Die Geschichte von Abe Korn«. Einzelheiten über Abram Korn, sein Buch und zu dieser Lesung finden Sie nachfolgend per Mausklick auf die Überschriften:

Von Bernd Lindenthal

»Es gibt kein Ende des Erinnerns«, hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 75. Jahrestag der Befreiung von dem menschenverachtenden NS-System verkündet. Eine Binsenweisheit für Historiker. Angesichts jüngster Umfragen muss der Akzent auf der richtigen Erinnerung bleiben. Nur 44 Prozent der Deutschen erachten Ehrungen zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft für wichtig (Ipsos Umfrage). 53 Prozent der Deutschen stimmen folgendem Satz zu: »Die Masse der Deutschen hatte keine Schuld, es waren nur einige Verbrecher, die den Krieg angezettelt und die Juden umgebracht haben.« Ein Volk weiterhin auf der Flucht vor der eigenen Vergangenheit?

Nur noch wenige Zeitzeugen können von persönlich Erlebtem berichten. Umso wichtiger werden schriftliche Aufzeichnungen wie die folgenden des polnischen Juden Abram Korn, die bisher nur in Englisch vorlagen (Abram Korn and Joseph Korn, Abe‘s Story, 1995) und von Thomas Welling aus Wetzlar nun dankenswerterweise ins Deutsche übersetzt sind.

Abram (Abe) Korn wurde 1923 in Lipno, einer Kleinstadt in der Nähe Warschaus, geboren. Vom Beginn des Krieges an bis zu seiner Befreiung am 11. April 1945 im KZ Buchenwald durchlitt er alle Phasen und Stationen des teuflischen Plans der Nazis, die Juden in Europa auszurotten. Er hat mit viel Glück, Mut und der Hilfe guter Menschen überlebt, seine Familie, Vater, Mutter und die beiden Schwestern, nicht. Als einen Überlebensfaktor nennt er die Hilfe einzelner Deutscher, die menschlich und mitfühlend waren. Ihnen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. In seinen nächtlichen Albträumen haben das Leiden und die Demütigungen nie aufgehört.

Abe Korn kam eher zufällig nach Wetzlar. Wetzlars Kasernen waren in Lager für Displaced Persons umgewandelt worden, aber er lebte nicht dort, sondern im Bootshaus und später in der Nauborner Straße. Bei Buderus konnte er eine Elektrikerlehre absolvieren, danach ein Studium an der FH Gießen. In Wetzlar lernte er seine Frau kennen, Ellie Müller. Sie heirateten am 6. August 1949, und bald darauf konnte er mit Hilfe eines amerikanischen Ehepaars, die ein Jahr für ihn bürgten, in die USA ausreisen. Seine Frau kam 1950 nach. Ab 1969 hat Abe Korn seine Erinnerungen aufgeschrieben.

Ab 1969 hat Abe Korn seine Erinnerungen aufgeschrieben. Am 7. August 1972, kurz nach Beendigung des letzten Kapitels, verstarb er. Von den drei Kindern war es vor allem der älteste Sohn, Joseph, der sich besonders der Memoiren seines Vaters annahm. Er reiste nach Warschau, Auschwitz und Buchenwald, sprach mit noch lebenden Freunden seines Vaters und bereitete die Aufzeichnungen für den Druck vor.

Das Buch erschien in den USA 1995. Thomas Welling übersetzte das Buch, nachzulesen im 52. Jahrband des Wetzlarer Geschichtsvereins.

Abe Korn Stationen des Martyriums 1939-1945

Bild: Nachzeichnung von Abe Korns Skizze, veröffentlicht in der US-amerkanischen Buchedition © Wetzlar erinnert e.V.

Wir bedanken uns bei Joseph Korn für die Zurverfügungstellung der wenigen Bilder, die es von Abram Korn und seiner polnischen Familie gibt © Alle Bilder: Joseph Korn, Florida (USA)

18.30 Uhr:
Einlass in die Stadtbibliothek

19.00 Uhr:
Eröffnung und Begrüßung für die Veranstalter: durch Ernst Richter (Vorsitzender von Wetzlar erinnert e.V.)

19.05 Uhr:
Grußwort für die Stadt Wetzlar durch den Kulturdezernenten Stadtrat Jörg Kratkey

19.15 Uhr:
Lesung aus dem Buch »Wieder Mensch sein«: Die Geschichte von Abram Korn durch

Irmgard Mende und Chris Sima
unter musikalischer Begleitung von Ina Steger

Abe Korn Das Ensemble Chris Sima, Irmgard Mende und Ina Steger

Von links: Die beiden Rezitatorinnen Irmgard Mende und Chris Sima, rechts von Ihnen: Ina Steger, die für die musikalische Begleitung sorgt. Bild © Wetzlar erinnert e.V., 2019

20.45 Uhr:
Ausklang mit Gesprächen und Getränken