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EINLADUNG
Enthüllung von zwei neuen Gedenktafeln in Niedergirmes

zur Mahnung und Erinnerung
• an das Gräberfeld für NS-Zwangsarbeiter
• an das jüdische Getto 1942

Sa., 21. Mai 2021
• 11:00 Uhr: am Parkplatz vor dem Friedhof
• 11:30 Uhr: am und in der St. Walburgis-Kirche

Klicken Sie nachfolgende Details an:

11.00 Uhr Eröffnung und Begrüßung: Ernst Richter
(Vorsitzender von Wetzlar erinnert e.V.)
Tafelenthüllung vor dem Friedhof durch die Tafelstifter:

  • Viola Krause
    Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Hessen;
  • Dr. Hartmut Sitzler
    Superintendent des Ev. Kirchenkreises an Lahn und Dill;
  • Peter Hofacker
    Pfarrer der Katholischen Domgemeinde »Unsere liebe Frau«;
  • Oberbürgermeister Manfred Wagner
    für den Magistrat der Stadt Wetzlar;
  • Irmtrude Richter
    Wetzlar erinnert e.V.

11.10 Uhr Gemeinsamer Fußweg zur zweiten Tafel
über

  • das Gräberfeld für Zwangsarbeiter*innen auf dem Friedhof,
  • Zwischenstopp an der Jahnstraße 3 (alte Gedenktafel)
  • zur Nordseite der St. Walburgis-Kirche
  • Alternativ: Fahrt zum Parkplatz an der Kirche möglich

11.30 Uhr: Tafelenthüllung an der
St.Walburgis-Kirche
durch die Tafelstifter:

  • Pfarrer Wolfgang Grieb
    Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit;
  • Superintendent Dr. Hartmut Sitzler
    für den Ev. Kirchenkreises an Lahn und Dill;
  • Pfarrer Peter Hofacker
    für die Katholische Domgemeinde »Unsere liebe Frau«;
  • Oberbürgermeister Manfred Wagner
    für den Magistrat der Stadt Wetzlar;
  • Irmtrude Richter
    für Wetzlar erinnert e.V.

12.00 Uhr: Gedenkstunde im Gemeindesaal der Kirche
(Tiefgeschoss; Eingang an der Südseite, wo sich die Parkplätze befinden)

  • Einblick in den Alltag von Zwangsarbeiter*innen
    durch SchülerInnen einer 9. Klasse der August-Bebel-Schule unter der Leitung ihrer Lehrerin Agnes Adamietz.
  • Statements der Tafelstifter
    (siehe oben).
    Einblick in die Schicksale der jüdischen Menschen,
    die man in der zum Getto gewordenen Baracke einpferchte

    durch Ursula Fokken.

13.00 Uhr: Zeit für Gesprächen zum Ausklang der Veranstaltung
bei Getränken und Gebäck vom »Lahncafé am Rosengärtchen«.

Genau vor 80 Jahren fanden parallel zueinander zwei schreckliche Ereignisse der NS-Zeit in Wetzlar statt:
Tausende Zivilisten wurden aus den besetzten Teilen Europas zur Zwangsarbeit nach Wetzlar verschleppt. Vor allem, um sie Rüstungsmaschinerie in den stahlerzeugenden und eisenverarbeitenden Werken sowie der feinoptischen Industriebetriebe arbeiten zu lassen.

Zeitgleich wurden die letzten der in Wetzlar lebenden jüdischen Familien in die Vernichtungslager im Osten verschleppt mit dem Ziel, sie dort zu vernichten.

Für den Massentransport wurden dieselben Sonderzüge – bestehend aus Viehwagons – eingesetzt. So konnte man »Leerstände in den Zügen vermeiden«. Quer durch ganz Europa und für mehrere Tage waren die Menschen eingesperrt, ohne Versorgung oder die Möglichkeit, ihre Notdurft zu verrichten.

Das Gräberfeld für die Zwangsarbeiter*innen
auf dem Niedergirmeser Friedhof
Ende 1944 zählten die NS-Behörden knapp 10.000 »Fremdarbeiter« (wie man die zur Zwangsarbeit verpflichteten Zivilisten*innen aus den besetzten Ländern Europas nannte).

Auf dem Friedhof Niedergirmes wurden die Leichen von mind. 265 »zivilen Fremdarbeitern*innen« zwischen 1942 und 1946 würdelos vergraben. Auch Kinder sind dabei. Aus den später in den Boden verlegten kleinen Grabplatten wird ersichtlich, dass einige dieser Kinder am selben Tag verstarben, an dem sie geboren worden sind.

Heute befinden sich dort noch die Gebeine von 239 zu Tode Gekommenen aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion. Nach einer NS-Richtlinie von 1942 sollte für die Beisetzungen auf einen Sarg verzichtet und die Leiche »mit starkem Papier (möglichst Öl-, Teer- oder Asphaltpapier) oder sonst geeignetem Material vollständig eingehüllt […]« werden.

Bei gleichzeitigem Anfall mehrerer Leichen war die Bestattung in einem »Gemeinschaftsgrab vorzunehmen«. Beerdigungen von »Ostarbeitern« stellten »lediglich eine gesundheitspolitische Maßnahme« dar, die unter »Vermeidung jeglichen Aufsehens in der Öffentlichkeit […]« vollzogen wurde.

Das jüdische Getto 1942 in der Jahnstraße
Im Frühjahr 1942 mussten 28 Jüdinnen und Juden ihre Wohnungen verlassen und in eine Baracke auf dem heutigen Grundstück Jahnstraße 3 ziehen. Sie lebten dort auf engstem Raum, den sicheren Tod vor Augen.

Der Hausrat der betroffenen Familien wurde durch das Finanzamt an »Arier« versteigert. Die Menschen wurden am 10. Juni 1942 und 28. August
des 1942 über Frankfurt am Main in die großen Vernichtungslager im Osten verschleppt.
Das war das Ende der immer schärfer gewordenen Ächtung, Demütigung, Ausgrenzung und Verfolgung von jüdischen Mitbürgern*innen im NS-Staat.

Es haben nur einige wenige Wetzlarer Juden die Konzentrationslager überlebt. Zwei von ihnen sind nach Wetzlar zurückgekehrt.

Die Gedenktafeln zu Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar:
Die 90 x 70 cm großen Tafeln sollen auf öffentlichem bzw. öffentlich begehbarem Gelände in der Stadt Wetzlar an Ereignisse aus der Zeit des deutschen Faschismus erinnern. Zweiundzwanzig derartige Tafeln sind geplant.

Das Konzept:
Die Tafeln werden mit ihrer farblichen Gestaltung, ihrer Platzierung und Aufmachung als Blickfang wirken und Passanten ermöglichen, in kürzester Zeit beim Vorbeigehen das jeweilige Ereignis aus der NS-Zeit zu erfassen. Durch einen QR-Code erhalten Interessierte Hintergrundinformationen zur jeweiligen Tafel:

Zum Gräberfeld:

  • Volksbund Hessen
  • Ev. Kirchenkreis an Lahn und Dill
  • Kath. Pfarrei »Unserer lieben Frau«
  • Magistrat der Stadt Wetzlar
  • Wetzlar erinnert

Zum Getto 1942:

  • GCJZ Wetzlar | Gießen
  • Ev. Kirchenkreis an Lahn und Dill
  • Kath. Pfarrei »Unsere Liebe Frau«
  • Magistrat der Stadt Wetzlar
  • Wetzlar erinnert