Die Wetzlarer Goetheschule
in der NAZI-Zeit

»Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben …«

Die Machtübergabe an Adolf Hitler machte 1933 alles anders.
»Sie war eine »Schicksalswende«, die auf eine Schule traf, die die Erfahrungen der letzten Jahre unsicher gemacht hatte. Man wusste damals nicht, wie weit die Bildungsgüter, die die Schule weiterzugeben hatte, außerhalb ihres Bereiches noch als Werte angesehen wurden.«

(Zitat aus: Das Wetzlarer Gymnasium 1799 – 1949, Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Anstalt, Wetzlar 1953).
Ein ehemaliger Schüler aus der damaligen Zeit (Dr. Werner Kaps) formuliert allerdings noch 1999 in der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen wie folgt:

»Gründe, die nationale Revolution am 30. Januar mit […] Begeisterung zu begrüßen, ohne zu wissen wohin die Reise geht […].«

Aber natürlich wurden in der NS-Zeit die Lehr- und Lerninhalte auch der Goetheschule der nationalsozialistischen Ideologie angepasst bzw. unterworfen:

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Sie fußen auf den beiden Festschriften der Goetheschule zum 150-jährigen und 200-jährigen Jubiläum (Wilhelm Küchmann, Udo Fischer, Ulrike Rühl, Werner Kaps):

Adolf Hitler hatte in »Mein Kampf« das Ziel der Erziehung definiert als das Heranzüchten »wehrbereiter, opferwilliger, sich dem Führer gehorsam unterordnender Volksgenossen«. Ziel der NS-Bildungspolitik war es, die sogenannte »arische« Jugend zu „»rassenbewussten Volksgenossen« zu formen, »ihre jugendlichen Körper zu stählen« und sie zu überzeugten Nationalsozialisten zu erziehen. Mit der Ausbildung der jungen Generation sollte der Grundstein für die rassistische Volksgemeinschaft der Zukunft gelegt werden. Mit der »völkischen Erziehung« stellten sich die Verantwortlichen nationalsozialistischen Bildungspolitik bewusst gegen die Werte der Vernunft und Aufklärung, die insbesondere in höheren Bildungsanstalten bis dahin galten. An ihre Stelle traten sozial-darwinistische, chauvinistische und rassistische Prinzipien, aber auch anti-humanistische und anti-intellektuelle Konzepte.

Zunächst vermieden die Nazis jedoch tiefere Einschnitte und »begnügten« sich mit der Eliminierung unerwünschter Lehrer und Bildungsträger, mit der Zentralisierung des Bildungswesens und der Schaffung nationalsozialistisch orientierter großer Jugendorganisationen.

Einzelne Schüler der Goetheschule störte es so auch zunächst kaum, »dass völkische und rassistische Vorstellungen immer mehr an Boden gewannen, da die praktischen Konsequenzen nur einige wenige betrafen« (so Kaps, 1999).

In vorauseilendem Gehorsam mussten bereits im März 1933 alle Lehrer der Goetheschule unterschreiben, dass sie »nicht jüdischer Abstammung« und niemals »Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, der Eisernen Front, des Republikanischen Beamtenbundes, des Bundes der Freien Schulgemeinden Deutschlands oder der Liga der Menschenrechte« gewesen seien. Am 07.04.1933 wurde dieses Vorgehen durch das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« legalisiert.

Als erster wurde Hermann Watz aus Klein-Altenstädten, Mitglied der SPD und des Republikanischen Lehrerbundes und von Arbeitersängervereinen, entlassen. Aufgrund »seiner marxistischen und pazifistischen Weltanschauung sei er nicht geeignet, an einer höheren Schule zu unterrichten«, zudem sei er »von dem Oberstudiendirektor Dr. Franke (früher Fränkel, umgetaufter Jude!, SPD) an die Schule geholt worden«.

Auch Oberstudienrat Dr. Otto Kirchoff war als »stadtbekannter Demokrat und Liberaler« Repressalien ausgesetzt, wurde degradiert und nach Fulda zwangsversetzt. Studienrat Dr. Eschelbach musste wegen seiner früheren Reichsbanner-Zugehörigkeit die Schule verlassen und wurde immer wieder zwangsversetzt.

Am 27. August 1934 wurden die Lehrkräfte auf den »Führer und Reichskanzler« vereidigt und mussten im Oktober eidesstattlich erklären, nicht einer »Loge oder logenähnlichen Organisation« angehört zu haben. Zuvor schon wurde ein Kollege, der Mitglied in einer Freimaurerloge in Trier gewesen war, im April 1934 in den Ruhestand versetzt. Anstaltsleiter Professor Friedrich musste im Mai 1937 aus gleichen Gründen seine »Zurruhesetzung« beantragen.

Schließlich mussten alle Mitglieder des Kollegiums ab September 1936 den sogenannten »Ariernachweis« für sich und die Ehefrau vorlegen und dabei die »Blutreinheit« bis in die Großelterngeneration nachweisen. Studienrat Wilhelm Mackauer, dessen Schwiegereltern Juden waren, wurde im Juni 1937 in den Ruhestand versetzt.

Aber auch eher konservative, wie der Studienrat Kauer (Stadtverordneter der DNVP und Mitglied des »Kampfbundes Schwarz-Weiß-Rot«) entgingen der Zwangsversetzung nicht, wenn sie nicht strikt den neuen Regeln folgten.

Die meisten Lehrer*innen der Goetheschule aber passten sich den Bedingungen an und übten sich in der Vermittlung der NS-Ideologie. Einige taten sich dabei besonders hervor, so hielt Studienrat Dr. Schroeter viele – auch öffentliche – Vorträge über Rassenkunde und Familienforschung und Oberschullehrer Modis wurde NS-Kulturamtsleiter und ab 1943 verantwortlich für das Kreispropagandaamt.

Zentrale Auswirkungen auf die nationalsozialistische Ausrichtung des Lehrkörpers aber hatte, dass ab 1933 nur noch Studienreferendare und junge Studienräte an die Goetheschule berufen wurden, die Mitglieder entweder der NSDAP oder der SA und SS waren.

Ab 1936 griffen die Nazis dann uneingeschränkt in Schulstrukturen ein und richteten die Lehrpläne an den »Reichsdeutschen Erziehungszielen« aus. Lehrbücher wurden entsprechend der nationalsozialistischen Weltanschauung überarbeitet, Religionsunterricht zurückgedrängt, »Rassenkunde« Pflichtfach und die »deutschkundlichen Fächer« Deutsch, Geschichte und Erdkunde auf die »Errungenschaften und Bedürfnisse der arischen Rasse« ausgerichtet.

Dementsprechend sind die Arbeits- und Abiturthemen an der Goetheschule dann

  • »Altrömisches und deutsches Heldentum in unserer Zeit«,
  • »Was leistet die nationalsozialistische Regierung zur Erhaltung und Förderung der Volkskraft«,
  • »Der deutsche Soldat in Lessings Minna von Barnhelm«,
  • »Saarlandschicksal – deutsches Schicksal« und
  • »Mein nationalsozialistisches Erlebnis und mein nationalsozialistisches Gelöbnis«.

Im Geschichtsunterricht ging es dann um Themen wie

  • »Das Deutsche Volk«,
  • »Besiedlung des deutschen Bodens«,
  • »Bevölkerungsbewegungen im deutschen Volk«,
  • »Die deutschen Siedlungen« und
  • »Rassische Gliederung des deutschen Volkes«.

Für Hitler war Schule im Wesentlichen eine Vorstufe zum Wehrdienst und die Wehrmacht die eigentliche »Schule der Nation«, mit zynischer Ehrlichkeit schmetterte er am 2.Dezember 1938 Tausenden von Jugendlichen in Reichenberg im Sudetenland seine Vorstellungen zur Umerziehung des Volkes entgegen:

Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen, und dort oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitler-Jugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht wieder zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger [Lachen], sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK (Nationalsozialistische Kraftfahrkorps) und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen

[…]. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre [frenetischer Beifall], und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben! [anhaltender Beifall].

Entsprechend ging es nun auch im Wetzlarer Gymnasium nicht mehr um die Vermittlung von Wissen und wissenschaftlichem Denken, sondern um die Ertüchtigung zum »Wehrhaftmachen« und »Heranzüchten eines kerngesunden Körpers«. Die körperliche Ausbildung rückte an erste Stelle vor die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten, die wiederum im Wesentlichen auf »deutsche Tugenden« wie

  • »Treue«,
  • »Opferwilligkeit«,
  • »Verschwiegenheit« und
  • »Mut zur Tat«

ausgerichtet war, ganz nach den Vorstellungen, die Adolf Hitler am 14.September 1935 im Nürnberger Stadion vor 50.000 Hitlerjungen formuliert hatte: »Es wird nichts im Völkerleben geschenkt; alles muss erkämpft und erobert werden. […] Ihr müsst lernen, hart zu sein, Entbehrungen auf euch zu nehmen, ohne jemals zusammenzubrechen […] flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl«.

Mit mindestens fünf Wochenstunden wurde nun auch an der Goetheschule Sport zum wichtigsten Fach. Bei nicht ausreichenden »Leibesübungen« wurde die Aufnahme in die Sexta (5.Klasse) verweigert. Boxen wurde Teil der Abiturprüfung.

Mit dem am 1. Dezember 1936 erlassenen Gesetz über die Hitler-Jugend heißt es:

Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre künftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird.

§ 1 Die gesamte deutsche Jugend innerhalb des Reichsgebietes ist in der Hitlerjugend zusammengefasst.

§ 2 Die gesamte deutsche Jugend ist außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.

Nun nahm die außerschulische Erziehung im Rahmen der Hitler-Jugend und ihrer Gliederungen (Deutsches Jungvolk, Jungmädelbund, Bund deutscher Mädel, Glaube und Schönheit) an Bedeutung zu. Hierzu mussten auch an der Goetheschule die Lehrpläne so angepasst werden, dass den Aktivitäten der HJ genügend Zeit eingeräumt werden konnte. So musste der Samstagvormittag (eigentlich ein normaler Schultag) für den »Jungvolkdienst« oder ähnliche Aktivitäten frei gemacht werden.

Die HJ sollte »sowohl die Gesamtheit der Jugend, wie auch den gesamten Lebensbereich des jungen Deutschen erfassen«. Seit 1933 war im Rahmen der Gleichschaltung die Hitlerjugend (HJ) der einzige staatlich anerkannte Jugendverband geworden, ab 1939 die Zugehörigkeit zu dieser für 10- bis 18-jährige Jungen und Mädchen obligatorisch:

  • Das »Deutsche Jungvolk« (DJ) umfasste nun die 10- bis 14-jährigen Jungen, genannt »Pimpfe«,
  • der »Jungmädelbund« (JM) umfasste die 10- bis 14-jährigen Mädchen,
  • die eigentliche »Hitlerjugend« umfasste die 14- bis 18-jährigen Jungen,
  • der »Bund Deutscher Mädel« (BDM) die 14- bis 18-jährigen Mädchen. Später wurde der BDM auf 17 Jahre Höchstalter begrenzt, ihm folgte
  • das BDM-Werk »Glaube und Schönheit« für 17- bis 21-jährige Mädchen
    Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerjugend.

Bereits 1938 war der Schülerschaft der Goetheschule eine Fahne verliehen worden, da sie die hundertprozentige Zugehörigkeit zur HJ erreicht hatte.

Es soll aber an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass nicht alle Lehrer bedingungslos dem NS-Wahn folgten. So kam es durchaus an der Goetheschule zu Auseinandersetzungen kritischer Lehrer mit den HJ-Führern, in denen aber immer die Lehrer den Kürzeren zogen. So wurde Studienrat Dr. Schumachers Kritik am HJ-Blatt »Fanfare«, in dem er diskriminiert wurde, durch den Schulleiter wie folgt gerügt:

[…] sie in aufgeregter und aufreizender Weise in der Schule und vor Hitlerjungen zu äußern, die in ihrem kämpferischen Glauben dadurch erschüttert werden könnten, ist nicht zu billigen. […]  Sein [also Dr. Schumachers] Verhalten ist geeignet, das vertrauensvolle Verhältnis zur HJ, das anzubahnen und herzustellen ich mich mit Erfolg bemühe, zu gefährden.

Die Durchführung des Vierjahresplans sowie der Nachwuchsbedarf der Wehrmacht und akademischer Berufe erfordern es, die Verkürzung der Schulzeit für höhere Schüler von bisher 13 auf 12 Jahre […] durchzuführen,

so begründete der Reichsbildungsminister Bernhard Rust im November 1936 die Schulzeit-Verkürzung, die aber hauptsächlich dazu diente, für 1939 zwei Offiziersjahrgänge zu erhalten. So verließen die Oberprimaner (13. Klasse, Abiturjahrgang 1937) ohne schriftliche Prüfung die Goetheschule und die Unterprimaner (12. Klasse) legten bereits im März 1937 ihre Reifeprüfung ab. Und die Rechnung der Nazis ging auf. »Fast alle hatten wir uns freiwillig zum Wehrdienst gemeldet, um danach ungehindert die Berufsausbildung zu beginnen. Vorerst aber mussten wir zum Arbeitsdienst, das war damals Gesetz.« (so Kaps,1999)

Im Rahmen des nationalsozialistischen Gleichschaltungs- und Ausrichtungsprozesses wurde das Gymnasium im Januar 1939 zur Goethe-Oberschule und der Unterricht noch radikaler auf die Erfordernisse eines »wehrhaften Volkes« ausgerichtet.

Spätestens mit Kriegsbeginn im September 1939 wurde regulärer Bildungsunterricht zunehmend unmöglich, Luftschutz- und Verdunklungsübungen sowie »Sammlungen zu kriegswirtschaftlichen Zwecken« bestimmten den Schulalltag. Im außerschulischen Bereich erfolgte die Ausbildung an der Waffe und zunehmend militärischer Drill durch die HJ.

Im Herbst 1939 »schoss die Flamme des Krieges empor, in dem wie die gesamte Nation auch die Schule ihren schwersten Zeiten entgegen gehen sollte«, wie es Oberstudiendirektor Küchmann in der 1953 erschienen Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Goetheschule (1799-1949) formulieren ließ.

Der Schulleiter Oberstudiendirektor Schweikart und sechs weitere Lehrer wurden als erste zum Kriegsdienst eingezogen. Bereits im September ereilte der Tod die ersten ehemaligen Schüler auf den polnischen Schlachtfeldern (Karl Helbig aus Dorlar, Karl Heinz Zisseler und Gerhard Freitag aus Wetzlar).

 

Der Blutzoll sollte gewaltig werden. Zweihundertvierundsechzig Angehörige der Goetheschule werden in der Festschrift zum 150jährigen Bestehen als gefallen oder vermisst gelistet und das mit der Vermutung, dass die Zusammenstellung nicht vollständig sei, »da das Schicksal vieler, namentlich ehemaliger Schüler trotz aller Bemühungen unbekannt geblieben ist“«

So fraß die NS-Kader-Schule ihre eigenen Kinder!

Einige der Lehrer aus der »schweren Zeit«, die den Krieg überlebt hatten, durften trotz nachgewiesenem nationalsozialistischem Handeln und Denken nach schnellen »Entnazifizierungs-Verfahren« und Ausstellung der »Persilscheine« den Unterricht wieder aufnehmen.

Manche Wetzlarer*innen glaubten und glauben, die Goetheschule sei eine Adolf-Hitler-Schule (AHS) gewesen. Das ist falsch.

Allerdings wurden auch in Wetzlar Schulen nach Nazi-Größen umbenannt:

  • die Volksschule in Büblingshausen erhielt den Namen »Dietrich-Eckert-Schule«,
  • die Schule in Niedergirmes »Hans-Schemm-Schule«,
  • die Idingschule (an der Sophienstraße) »Jakob-Sprenger-Schule« und
  • die spätere Kestnerschule »Adolf-Hitler-Schule«

1923 konnte die Stadt die nach dem 1. Weltkrieg stillgelegte Kaserne kaufen und zu einer Schulstadt mit gemeinsamer Sportanlage umbauen ließ. So konnte der vorher bestandene Raummangel für Wetzlars Schulen aufgelöst werden. U.a. konnte die Goetheschule von der Arnsburger Gasse in das neue Areal einziehen. Doch ab 1934 mussten die in der Schulstadt untergebrachten Schulen Schritt für Schritt die Spilburg wieder verlassen und teils in ihre alten, baufällig gewordenen Unterkünfte zurück. Grund waren die Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen Hitlerdeutschlands. Die Spilburg wurde wieder Kaserne.

Für die Goetheschule errichtete man an der Friedenstraße, Ecke Bergstraße ein neues Schulgebäude, welches im Frühjahr 1939 bezogen werden konnte.

Allerdings erhob wenige Monate später das Militär Anspruch auch auf diese neu für die Goetheschule geschaffenen Räumlichkeiten und das Gymnasium musste teils in den Arnsburger Hof und teils in das Schulgebäude ausweichen, das für die später als »Kestnerschule« getaufte Volksschule auf dem Gelände zwischen Frankfurter- und Kestnerstraße geschaffen worden ist.

Am 10.10.1937 von dem »Reichsstatthalter und Gauleiter« Jakob Sprenger eingeweiht, erhielt die noch namenlose Volksschule mit Genehmigung des damaligen Reichskanzlers 1938 die Bezeichnung »Adolf-Hitler-Schule«.

Allerdings war sie keine Adolf-Hitler-Schule (AHS, das waren im engeren Sinne Internate, die wie die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten {»Napolas«} und SS-Junkerschulen zu den Ausleseschulen der Nazis gehörten). Das sie dennoch die Bezeichnung »Adolf-Hitler-Schule« tragen durfte, ist der Fürsprache Jakob Sprengers zu verdanken. Der NSDAP-Gauleiter, der »ein enger Freund Adolf Hitlers war, erwirkte die Ausnahme, dass eine ganz gewöhnliche Volksschule Hitlers Namen tragen durfte« (Quelle: 50 Jahre Schulentwicklung Kestnerschule Wetzlar 1937-1987).

Hieraus kann sich aber erklären, warum viele Wetzlarer bei dem Schul- und Ortswechsel wie auf einem Verschiebebahnhof nicht begriffen, dass während des Krieges die Goetheschule in der Haut eines Schulgbäudes (quasi als Untermieter) lebte, welches man als „Adolf-Hitler-Schule« getauft hatte.

Hitlers Rede über die Erziehung der deutsche Jugend am 02.12.1938

Heimatgeschichtliche Aufsätze
für die Lokalzeitungsrubrik »DAMALS«