Französische Kriegsgefangene
im Stalag IX Ziegenhain

Eine deutsch-französische Wanderausstellung
Museum und Gedenkstätte Trutzhain & ADAPG

Di., 26. bis Fr., 29. November 2024
im Neuen Rathauses Wetzlar
Galerie im 1. Obergeschoss

Eröffnung:
Mo. 25.11.2024, 17:00 Uhr

Die Ausstellung stellt die Situation der französischen Kriegsgefangenen des Wehrkreises IX und insbesondere des Stalags IX A Ziegenhain in den Mittelpunkt. Anhand zahlreicher Dokumente, historischer Fotos und biografischer Zeugnisse werden Lebens- und Arbeitsbedingungen der französischen Kriegsgefangenen beleuchtet und ihr Weg von der Gefangennahme bis zur Befreiung und Rückkehr nach Frankreich nachgezeichnet.

Einzelheiten zu der Wanderausstellung finden Sie in den nachfolgenden vier Kapiteln. Klicken Sie dort auf die Aufklappfelder:

Gehe direkt zu nachfolgenden Kapiteln per Mouse-Klick …

  1. Ausstellung in Wetzlar • Führungen
  2. Dokumentation der Ausstellungseröffnung
  3. Französiche Kriegsgefangene im Wehrkreis IX
  4. Was hat das alles mit Wetzlar zu tun?
  5. Wir suchen noch Zeitzeugen, die das in Wetzlar erlebten
  6. Werbe- und Informationsmaterial zur Ausstellung

Kapitel 1:
Ausstellung in Wetzlar• Führungen • Eröffnung

Das Museum und Gedenkstätte Trutzhain hat in Kooperation mit dem Nachkommen-Verein ADAPG aus Frankreich eine Wanderausstellung über die Erfahrungen französischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg erarbeitet. Auf 20 Tafeln und in einer Medienstation wurden die Ergebnisse der monatelangen Recherchen zusammengetragen. Darin teilen die Mitglieder des Vereins Geschichten ihrer Väter mit und die Gedenkstätte rahmt diese erläuternd mit den historischen Hintergründen ein. Die Ausstellung erfüllt damit ihren Auftrag, über die Umstände und Erfahrungen der Soldaten in deutscher Gefangenschaft zu informieren.

Da die ganze Region Hessen mit ihren Unternehmen von der Ausbeutung der Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter profitierte, ist es der Gedenkstätte auch wichtig, diese Ausstellung nicht nur in Frankreich zu zeigen, sondern als Wanderausstellung in Hessen einzusetzen, um ein Bewusstsein für diesen Teil unserer jüngeren Geschichte zu schaffen.

Deshalb wird WETZLAR ERINNERT e.V. gemeinsam mit dem Magistrat der Stadt Wetzlar und der Deutsch-Französischen Gesellschaft Wetzlar e.V. es interessierten Bürgerinnen und Bürgern in Wetzlar ermöglichen, die von Museum und Gedenkstätte Trutzhain zusammen mit ADAPG erschaffene Ausstellung im Foyer des Neuen Rathauses Wetzlar besuchen zu können.

Öffnungszeiten vom 26. bis 29. November 2024

  • Dienstag, den 26. November: 8:00 – 17:00 Uhr
  • Mittwoch, den 27. November: 8:00 – 17:00 Uhr
  • Donnerstag, den 28. November: 8:00 – 17:00 Uhr
  • Freitag, den 29. November: 8:00 – 15:00 Uhr

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Kapitel 2:
Dokumentation der Ausstellungseröffnung

Ausstellungseröffnung
Mo., 25. November,
Beginn 17.00 Uhr

Im Neuen Rathaus
Foyer 1. Obergeschoss

Es sprachen:

Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen

  • Dr. Andreas Viertelhausen
    Bürgermeister der Stadt Wetzlar
  • Ingolf Hoefer
    Vorsitzender der Deutsch-französischen Gesellschaft Wetzlar e.V.
  • Sebastian Sakautzki
    Leiter Gedenkstätte und Museum Trutzhain in Schwalmstadt-Trutzhain
    Paul Raveaud
    Sprecher der ADAPG, dem Verein der Nachfahren französischer Kriegsgefangener des Wehrkreises IX
  • Moderation:
    Ernst Richter
    Vorsitzender von Wetzlar erinnert e.V.

Anschließend folgte eine

Führung durch die Ausstellung
mit Sonja Klinke
Mitarbeiterin der Gedenkstätte und Museum Trutzhain
und Paul Raveaud
Sprecher der ADAPG
Ergänzungen über den Arbeitskommandos französischer Kriegsgefangener in Wetzlar
durch Ernst Richter

Abschließend zum Ausklang:

Umtrunk und Gespräche
Veranstaltungsende gegen 18:30 Uhr

es gilt das gesprochene Wort:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Viertelhausen,
sehr geehrte Stadtverordnete,
sehr geehrter Herr Richter,
sehr geehrter Herr Hoefer,
liebe Damen und Herren,

Während des Zweiten Weltkriegs wurden 1,6 Millionen französische Kriegsgefangene in Gefangenenlager ins Deutsche Reich verbracht. Die große Mehrheit von ihnen blieb fünf Jahre in deutschem Gewahrsam. Eines dieser Lager für französische Kriegsgefangene war das STALAG IX A Ziegenhain, gelegen im heutigen Schwalm-Eder-Kreis. Mit seinen zeitweilig über 50.000 registrierten Kriegsgefangenen, davon etwa 30.000 Franzosen war es das größte Stammlager auf dem Gebiet des heutigen Hessen. Mehr als 80% der Gefangenen lebten außerhalb des Lagers und arbeiteten zusammengefasst in Arbeitskommandos für die deutsche Kriegswirtschaft.

Der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen beschränkte sich dabei nicht nur auf den nordhessischen Raum, vielmehr waren beispielsweise auch hier in Wetzlar Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt.

Während des Zweiten Weltkriegs basierte die deutsche Wirtschaft zu einem großen Teil auf Zwangsarbeit. 13 Millionen Menschen mussten in Deutschland Zwangsarbeit leisten – darunter u.a. KZ-Häftlinge, zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Die Fortführung des Krieges und auch die Versorgung der deutschen Bevölkerung waren abhängig von Zwangsarbeiter:innen und deren rücksichtloser Ausbeutung. Alle Bereiche der deutschen Wirtschaft waren von Zwangsarbeit geprägt: Bergbau, (Rüstungs-)Industrie, die Baubranche, Land- und Forstwirtschaft, kommunale Betriebe, Verwaltung und Handwerk, Kirchen, Nahrungsmittelindustrie bis hin zu kleinen Bäckereien und Privathaushalten.

Trotz dieser Dimensionen sind die Themen Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft in der breiteren Öffentlichkeit wenig präsent – obgleich es bis heute an vielen Orten Hinweise auf den erzwungenen Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen und damit verbundene »Familienerinnerungen« gibt. Die Anwesenheit von Kriegsgefangenen auf den Straßen und am Arbeitsplatz gehörte zum Kriegsalltag der deutschen Bevölkerung und wurde – und wird oftmals auch heute noch – nicht als Verbrechen des NS-Regimes wahrgenommen.

Die hier gezeigte Ausstellung widmet sich aus diesem Anlass dem Schicksal französischer Kriegsgefangener unter dem NS-Regime. Am Beispiel der Geschichte des STALAG IX A Ziegenhain und der beiden weiteren Lager des Wehrkreises IX in Bad Orb und Bad Sulza soll deren Häftlingsalltag beleuchtet und in den historischen Kontext eingeordnet werden. Im Fokus der Darstellung steht die von Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Lagern und den Arbeitskommandos.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung und den Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

Sie ist eine ist ein Kooperationsprojekt der Gedenkstätte und Museum Trutzhain und der »Association des Descendants des Anciens Prisonniers de Guerre des STALAGS IX A, IX B, IX C«, kurz ADAPG, einem Zusammenschluss von Angehörigen ehemaliger französischer Kriegsgefangener. Für diese Zusammenarbeit bin ich unendlich dankbar – sie belebt und bereichert die Arbeit der Gedenkstätte auch über diese Ausstellung hinaus maßgeblich mit neuen Impulsen und neuen Erkenntnissen. Bedanken möchte ich mich bei allen Mitgliedern des ADAPG, die mit Dokumenten, Fotos und Erinnerungen zu dieser Ausstellung beigetragen haben. V.a. aber bei Paul Raveaud und Vincent Peton, die im letzten Jahr unermüdlich an dieser Ausstellung gearbeitet haben. Bedanken möchte ich mich auch bei Sonja Klinke und Werner Schwalm, die von Seiten der Gedenkstätte Recherchen, Koordination und Layout übernommen haben.

Ein herzlicher Dank auch an die Stadt Wetzlar, den Deutsch-französischen Partnerschaftsverein Wetzlar und an „Wetzlar erinnert“, das wir die Ausstellung in dieser Woche hier im Rathaus zeigen dürfen. Besonders freut mich, dass durch zahlreiche zusätzliche Poster zur Situation der Kriegsgefangenen in Wetzlar, eines der wesentlichen Ziele unserer Ausstellung bereits jetzt sichtbar wird: Die Ausstellung soll dazu einladen lokale Recherchen und Gespräche anzustoßen, damit das Thema Kriegsgefangenschaft aus dem Erinnerungsschatten geholt wird.

Vielen Dank!

 

Es gilt das gesprochene Wort

Herr Bürgermeister,
Herr Hoefer,
Herr Richter,
sehr geehrte Damen und Herren!

Vor sechs Jahren, am 9. April 2018, war ich hier in der schönen Stadt Wetzlar. Zusammen mit Werner Schwalm, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte und des Museums Trutzhain, suchten wir nach den Spuren eines alten Flugplatzes, der während des Zweiten Weltkriegs existierte.

Ich hatte nämlich in den Nationalarchiven in Paris den Beweis gefunden, dass mein Vater im April 1945 mit einem Flugzeug der amerikanischen Luftwaffe nach Frankreich zurückgebracht worden war. Dieses Flugzeug, eine Dakota, startete von dem kleinen Flugplatz in Wetzlar. Wie Werner Schwalm nachweisen konnte, befand sich dieser Flugplatz neben der Spilburg-Kaserne.

Während meiner Recherchen über die Gefangenschaft meines Vaters wurde mir klar, dass viele Episoden der Gefangenschaft, wie die Rückführung von Gefangenen mit Flugzeugen, unbekannt waren und vor allem, dass die Gefangenschaft von 1,6 Mio. französischen Soldaten in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich und auch in Deutschland bis heute unbekannt ist.

Aus diesem Grund hat unser Verein der Nachkommen ehemaliger Kriegsgefangener der Gedenkstätte und dem Museum Trutzhain vorgeschlagen, eine Ausstellung zusammen zu realisieren, um die Realität des Alltagslebens der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zu vermitteln.

Diese Ausstellung ist eine deutsch-französische Ausstellung. Die Texte und Illustrationen stammen aus den Archiven der Gedenkstätte und des Museums Trutzhain und aus den Archiven unserer Familien. Vor allem aber ist sie deutsch-französisch, weil sie dazu beiträgt, eine gemeinsame Erinnerung an die Gefangenschaft, diese wichtige Tatsache des Zweiten Weltkriegs, zu schreiben.

Heute ziehen, wie in den 1930er Jahren, dunkle Wolken über den Himmel unserer Länder. Antisemitismus, Rassismus und Leugnung der Shoah werden von populistischen und nationalistischen politischen Kräften getragen. Wir wissen, wohin das führen kann.

Gemeinsam müssen wir gegen dieses gefährliche Gedankengut ankämpfen und dafür immer wieder an die Geschichte erinnern, unsere gemeinsame, so schmerzhafte Geschichte.

Die Realisierung dieser Ausstellung hat eine sehr starke Verbindung zwischen unserem Verein und der Gedenkstätte und dem Museum Trutzhain geschaffen. Heute kann diese Ausstellung als Wanderausstellung dazu beitragen, neue Bande zwischen uns, den deutschen und französischen Bürgern, zu knüpfen.

Diese Verbindungen sind unerlässlich, um unsere Demokratien zu stärken und ein Europa des Friedens, der Brüderlichkeit und der Freiheit aufzubauen.

Ich danke Ihnen sehr, dass Sie unsere Ausstellung hier in Wetzlar, wo mein Vater an einem Tag im April 1945 seine Freiheit wiedererlangt hat, willkommen heißen.

Bilder © Stefan Lerach und Ernst Richter

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Kapitel 3:
Französische Kriegsgefangene im Wehrkreis IX

Bis heute ist das Thema Kriegsgefangenschaft im Nationalsozialismus öffentlich wenig präsent, obwohl es nach wie vor an vielen Orten Deutschlands Hinweise auf die Internierung und den erzwungenen Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs gibt. Auch in Hessen.

1,6 Millionen französische Kriegsgefangene wurden in Gefangenenlagern ins Deutsche Reich verbracht. Dafür wurden in 17 Wehrkreisen des Deutschen Reiches 47 Offizierslager und 80 Stamm-Mannschafts-Lager (Stalags) für Unteroffiziere und Mannschaften errichtet. Eines dieser Lager war das Stalag IX A Ziegenhain. Mit seinen zeitweise über 53.000 registrierten Kriegsgefangenen, davon etwa 30.000 Franzosen, war es das größte Stammlager auf dem Gebiet des heutigen Bundeslands Hessen.

Das NS-Regime wollte die Arbeitskraft der Franzosen − und Kriegsgefangenen zahlreicher anderer Nationen − ausbeuten und setzte sie flächendeckend in nahezu allen Wirtschaftsbereichen ein. Mehr als 80% der Gefangenen lebten außerhalb des Stammlagers und arbeiteten zusammengefasst in Arbeitskommandos für die deutsche Kriegswirtschaft. Auch in und um Wetzlar mussten Kriegsgefangene u.a. in der Industrie, der Stadtverwaltung und der Ortsbauernschaft arbeiten. Die große Mehrheit der französischen Gefangenen blieb fünf Jahre in deutschem Gewahrsam.

Die Ausstellung stellt die Situation der französischen Kriegsgefangenen des Wehrkreises IX und insbesondere des Stalags IX A Ziegenhain in den Mittelpunkt. Anhand zahlreicher Dokumente, historischer Fotos und biografischer Zeugnisse werden Lebens- und Arbeitsbedingungen der französischen Kriegsgefangenen beleuchtet und ihr Weg von der Gefangennahme bis zur Befreiung und Rückkehr nach Frankreich nachgezeichnet.

Die hessische Kleinstadt Ziegenhain liegt günstig an der Main-Weser-Eisenbahnlinie. Wenige Wochen nach den Überfall auf Polen wird hier das für den Wehrkreis IX zentrale Stammlager zur Aufnahme von Kriegsgefangenen eingerichtet: Das Stalag IX A Ziegenhain. Die ersten Gefangenen müssen in Zelten wohnen, der Ausbau mit Fachwerkbaracken beginnt ein knappes halbes Jahr später. Auf dem Areal von 47 Hektar entstehen nach und nach das Vorlager für die deutsche Verwaltung, das Hauptlager für Kriegsgefangene unterschiedlicher westlicher Nationalitäten – vor allem Franzosen – und als kleinster Teil das sogenannte »Russenlager«.

Das Stalag ist für eine Belegung von 10.000 Menschen vorgesehen. Pro Baracke gibt es 250 Schlafplätze. Zeitweise kommt es zu einer dramatischen Überbelegung, und bis zu 800 Menschen müssen sich eine Baracke teilen: für den Einzelnen steht nicht einmal ein Quadratmeter zur Verfügung. Zeitweise werden wieder Zelte aufgestellt. Mindestens 44.000 Kriegsgefangene in externen Arbeitskommandos werden von hier entsandt und verwaltet.

Bild von der Lagerstraße im Stalag IX Hirzenhain

Die Lagerstraße durch das Kriegsgefangenenlager © Bild: Museum und Gedenkstätte Trutzhain

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Kapitel 4:
Was hat das alles mit Wetzlar zu tun?

Während der Eroberungs- und Vernichtungskriege des Dritten Reichs rekrutierte der Staat in den besetzten europäischen Ländern aus der Bevölkerung Zivilisten zur Arbeit in Deutschland, da immer mehr Arbeiter als Soldaten an die Front einberufen wurden.

Denn gleichzeitig musste die Rüstungsindustrie zur Kriegsfortsetzung gesteigert werden. Nach der Rekrutierung von deutschen Frauen, Jugendlichen, den Alten und Häftlingen aus KZs und Gefängnissen ging man dazu über, aus den besetzten Ländern Zivilisten nach Deutschland zu holen. Erst freiwillig und mit Propagandakampagnen, später mit immer brutaler werdenden Methoden. In der NS-Sprache hießen sie »Fremdarbeiter«, heute reden wir zu recht von Zwangsarbeit. Aber auch gefangen genommene Soldaten wurden in den Stalags zu »Arbeitskommandos« zusammengestellt.

In Wetzlar konzentrierten sich große Unternehmen der Schwer- und feinoptischen Industrie, deren Produkte rüstungsrelevante Güter waren. Deshalb wurden in der Stadt ab 1941 immer mehr Barackenlager errichtet, in denen die Menschen leben mussten, die zur Zwangsarbeit herangezogen worden sind. In den letzten Kriegsjahren vermischten sich in den Lagern die Gruppen von Zivilisten mit Kriegsgefangenen aus denselben Ländern.

Das heißt: In den letzten drei Kriegsjahren sind französischen Kriegsgefangene aus dem Stalag IX A Ziegenhain an vielen Stellen dieser Stadt zum Arbeitseinsatz gekommen. Deshalb werden die Wetzlarer Ausrichter zu der Wanderausstellung ergänzende Informationen über den Arbeitseinsatz der Franzosen in unserer Stadt präsentieren.

Die Gedenkstätte Trutzhain hat im Rahmen ihrer Recherchen festgestellt, dass von den dortigen französischen Kriegsgefangenen zwischen 1942 und 1945 19 derartige Arbeitskommandos nach Wetzlar abgeordnet wurden.

Die Arbeitskommandos (Ak) im Einzelnen:

  1. Ak 1277, Stadtverwaltung, überführt in Ak 1012, Datum unbekannt
  2. Ak 1012, Stadtbauamt Hermannsteiner Straße 61, 25.10.1943 – 11.1944
  3. Ak 1010, Buderus, 08.1942 – ?, Unterbringung Hermannsteiner Straße 13
  4. Ak 1773, Fa Seitz, 04.1942 – Auflösung 30.03.1943, Unterbringung Baracke
  5. Ak 1502, Heeresstandortverwaltung Garbenheimer Straße, 03.1942 – 27.02.1943, Unterbringung Taubenstein
  6. Ak 1426, Buderus, 01.1942 – 25.05.1943, Unterbringung Hermannsteiner Straße 13
  7. Ak 1420, Röchling-Buderus und Sophienhütte, Bewachung Unteroffizier Göbel
  8. Ak 1579, 04.1943 – ?, Unterbringung Synagoge (Siehe auch Erzählung von Gisela Jäckel)
  9. Ak 1786
  10. Ak 1772, Hansetorwerke + Leitz + Fa Röchling-Buderus, Unterbringung Carolinenhütte
  11. Ak 1769, Carolinenhütte, 07.1943 – ?, Bewachung Unteroffizier Löchel
  12. Ak 1529, Baugeschäft Theis Altenberger Straße 35 (auch Unterkunft), ? – 21.06.1943, überführt in Ak 1502
  13. Ak 1582, Gebrüder Waldschmidt, Unterbringung Synagoge
  14. Ak 3132 Stahlwerke Röchling, ? – 22.09.1944, überführt in Zivi
  15. Ak 1011, ? – 10.09.1943, Unterbringung Hofmann, Einsatzort Nauborn, überführt in Zivi
  16. Ak 1591, Ortsbauernschaft, Unterbringung Gemeindehaus, Einsatzort Hermannstein
  17. Ak 1517, 05.1944 – ?, Unterbringung Altenbergerstraße, Bewachung Oberschütze Schaub, Stärke 35
  18. Ak 472, Röchling-Buderus, 09.1943 – ?, Einsatzort Naunheim, Bewachung Unteroffizier Schmidt und Oberschütze Franke, Nassenerfurth
  19. Ak 474, 05.1942 – 09.1943 oder Ak 474, Röchling-Buderus, Wetzlarer Straße 36-55 und Zigarrenfabrik, 07.1942 – 08.1943
Stadtplan Wetzlar 1940 mit Standorten der Unterkünfte französischer Kriegsgefangen

Eine Übersicht wo im Stadtgebiet von Wetzlar während des 2. Weltkrieges die Unterkünfte für französische Kriegsgefangene standen. Auf einem nachgezeichneten Stadtplan von Wetzlar 1940 @ Grafik: Wetzlar erinnert e.V.

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Kapitel 5:
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesucht

Eine Wetzlarerin erzählte uns Ihre Erinnerungen an einen Franzosen:

Die kleine Gisela Best war nach den NS-Rassegesetzen als »Halbjüdin« dem Argwohn der Mitmenschen ausgesetzt. Ihre Mitschülerinnen und Lehrkräfte verachteten sie. Ihr Vater arbeitete beim Fuhrgeschäft Wick, das seine Ställe für Zugpferde in der Gasse »Hinter der Stadtmauer« hatte. Er bekam während des Kriegs einen französischen Kriegsgefangenen, der Lucian hieß, als Hilfskraft zugewiesen.

»Lucian war einer der wenigen Menschen, von denen ich als Kind mit Fürsorge und Zuneigung beschenkt wurde«, sagt die heute 90-järige Gisela Jäckel über den Soldaten aus Frankreich. Lucian erhielt von seinen Verwandten aus Frankreich Pakete, »und die Blockschokolade schenkte er immer meiner Schwester und mir«. Er war der einzige Franzose bei Wick. »Die hatten ansonsten Russen und Ukrainer als Zwangsarbeiter«,

sagt Gisela Jäckel. Der Soldat Lucian (der Nachname ist Frau Jäckel unbekannt) war in der 1938 geschändeten Synagoge mit 34 anderen Franzosen untergebracht worden.

Die Erinnerungen von Renate Wagner an französische Kriegsgefangene,
die in einer Kappelle spielten:

Die leider 2023 verstorbene Vorsitzende des Wetzlarer Seniorenbeirates Renate Wagner hatte unserem Verein Dokumente und Bilder zum Thema Zwangsarbeit übergeben. Darunter die zwei beiliegenden Bilder einer französischen Musikkapelle, die in Naunheim (Vorort von WZ) entstanden waren. Sie – Renate Wagner – kam aus einer sehr musikalischen Familie und ihr Vater war während des Krieges als Aufseher für französische Kriegsgefangene eingesetzt worden. Sie konnte sich an die Musikkapelle erinnern, die auch an unterschiedlichen Festen aufgetreten sei.

Ihr Vater hätte aber seinen Posten wegen »ungenügender Strenge gegenüber den Strafgefangenen« verloren. Das Lager dieser Kriegsgefangenen war im Hinterhof eines Hauses in der Wetzlarer Straße von Naunheim.

Siehe auch die beiden nachfolgenden Bilder, entstanden im Lager in Naunheim:

Vielleicht haben Sie – wie Gisela Jäckel – auch noch Erinnerungen an französische Kriegsgefangene, die in Wetzlar zur Zwangsarbeit leben mussten?

Dann melden Sie sich bitte!

Ingolf Hoefer nimmt Ihre Schilderungen gerne entgegen. Nehmen Sie bitte mit ihm Kontakt auf:

Tel:  06441 – 2 62 06
Mobil: 01764 – 1 35 87 86
—› oder per Mail (klicke hier)

Wir freuen uns auf ihre Erzählungen!

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Kapitel 6:
Werbe- und Informationsmaterial

Folgende Informations- und Werbematerialien haben die lokalen Veranstalter dieser Wanderausstellung vom 26. bis 29. November 2024 in Wetzlar erstellt, die Sie auf dieser Seite als PDF Dokument downloaden können:

  1. DIN A 4 großer Aushang für schwarze Bretter, Schaufenster etc.
    den man wahlweise auf entsprechenden Kopierern auch auf DIN A3-Format vergrößern kann.
  2. DIN A 5 großes Faltblatt
    auf einem DIN A4-großem Bogen

Für beide Dokumente gilt:

  • Beim Ausdruck im Druckermenü darauf achten, dass »automatische Seitenanpassung« abgewählt bzw. »in Originalgröße drucken« angewählt wurde. Beide Dateien haben einen umlaufenden Rand, so dass weder der PC Drucker oder der Kopierer Informationen am Papierrand verschluckt.
  • Beide PDF Dokumente sind interaktiv, d.h. z.B.:
    die Logos der Veranstalter sind mit einschlägigen Websites verlinkt, die QR-Codes ebenfalls.

Für den Flyer gilt außerdem:

  • Beim Ausdruck oder kopieren darauf achten, das ¬beidseitiger« Ausdruck aktiviert ist und dabei ausgewählt wird: »An kurzer Kante spiegeln«, sowie Audsruck auf Originalgröße markiert wurde. Dann lasst sich das ausgedruckte DIN A4-Blatt zu einem vierseitigen DIN A5-großen Flyer einmal in der Mitte faltern und die Rückseiten stehen nicht auf Kopf.