Tipps, was jede*r Einzelne von uns tun kann

»Ja ja, die AfD hat bisher nur 2% verloren und ist immer noch stark.
Aber 2% bei 50 Millionen Wählenden sind 1.000.000 Menschen!
Damit hat fast jede Person, die am Wochenende an einer Demo teilgenommen hat, quasi eine AfD-Stimme vernichtet.
Was für ein Erfolg! Weitermachen!« *)

*) Zitat von Erik Marquardt, Politiker und Mitglied des Europarlaments

Nur … wie?

Seid da, seid sichtbar, seid laut!
Der Großteil der Gesellschaft ist gegen Rechtsextremismus.
Je klarer ihr euch gegen Rechtsextremismus positioniert, desto weniger Räume kann Faschismus besetzen.

Hierzu nachfolgend einige Tipps (gewünschten Tipp anklicken zum Einsehen)

Zeigt, dass ihr hier seid
Teilt Content (Fotos, Texte, Videos) im WhatsApp-Status und auf euren Profilen in Sozialen Netzwerken.

Protest zuhause
Ihr könnt bei einer Demo nicht dabei sein? Kein Problem!
Ihr könnt:

  • Etwas aus oder an eure Fenster hängen.
  • Infomaterial zur Verfügung stellen.
  • Stickern.
  • Mit Kreidefarben eure Botschaften auf Gehwegen und Straßen hinterlassen.
  • Bücher zum Thema verschenken.
  • Petitionen unterschreiben.
  • Hatespeech melden.
  • Positive Amazon-Rezensionen für Bücher gegen rechtsextremes Gedankengut und Diskriminierung schreiben.
  • Desinformationen dekonstruieren (z.B. das Wahlprogramm der AfD in seiner wahren Bedeutung decodieren).
  • Rechtsextreme Accounts melden.
  • Opfern von Hetze auf sozialen Plattformen beistehen.

»Auch wenn es manchmal nicht so scheint, euer Engagement kann wirklich etwas bewirken! Dinge, die euch klein vorkommen, können einen Unterschied machen. Je mehr das tun, desto besser.«

Pia Lamberty, Psychologin und Autorin

Ehrenamtliches, soziales oder politisches Engagement stärkt das solidarische Miteinander. Das heißt nicht, dass du dich völlig dafür verausgaben musst. Mal da sein, mal was transportieren, mal Flyer verteilen kann einen großen Unterschied in Gang bringen.Wahlen fokussieren und Wähler:innen mobilisieren

Es wird immer schwieriger, ehrenamtlich engagierte Menschen für die kommunale Parteiarbeit zu finden, das ist aber die entscheidende Basis und das Fundament unserer Demokratie. Überlegt also auch, ob ihr euch auf einen Listenplatz bei der nächsten Kommunalwahl setzen lasst. Die meisten Parteien suchen Menschen, die bereit sind, sich in dieser Art zu positionieren. Weil meist nur die Menschen auf den vorderen Listenplätzen auch tatsächlich gewählt werden, droht damit nicht unbedingt Arbeit. Eure Stimme und euer Name sind wichtig und stärken sowohl die Partei als auch die Demokratie.

… ob sie Hilfe im Wahlkampf braucht.

Braucht sie bestimmt beim:

  • Flyer verteilen.
  • An Infoständen.
  • Bei Veranstaltungen und Festen.
  • Einfach nur mal was von A nach B transportieren.

Teilt euch mit:

  • Fordert das Demokratieförderungsgesetz.
  • Fragt, wie sie zur AfD stehen.
  • Sagt, dass ihr euch Sorgen macht.
  • Macht klar, dass ihr euch von ihnen wünscht, sich klar gegen Rechtsextreme zu positionieren.
  • Macht klar, dass sie unter keinen Umständen mit Rechtsextremen koalieren dürfen.

Die Abgeordneten brauchen diese Rückmeldung von uns, nur so können sie sagen, dass in ihrem Wahlkreis Menschen besorgt sind und einen klaren demokratischen Kurs wünschen.

Das gilt vom Grundsatz her auch für:

Ja,
Leser*innenbriefe werden gelesen.

Schaut, was bei euch auf kommunaler Ebene los ist:

  • Schreibt euren Bürgermeister*innen.
  • Geht in die Bürger*innensprechstunde der Landtags- und Bundestagsabgeordneten.
  • Stellt die unbequemen Fragen.
  • Teilt eure Sorgen.
  • Zeigt, dass ihr wissen möchtet, was in der Gemeinde oder Stadt vor sich geht.

Projekte stärken, die sich für vulnerable Gruppen*) und Demokratie einsetzen

*) Vulnerable Gruppen: Menschen, die am meisten von Rechtsextremismus bedroht sind wie Migrant*innen, queere Menschen, Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen.

In vielen Orten gibt es mittlerweile Stellen wie Freiwilligenagenturen, bei denen ihr euch melden könnt, wenn ihr nicht wisst, wo eure Unterstützung gebraucht wird.

Oder ihr fragt Menschen, die ihr kennt, die aktiv sind.

Wenn ihr dafür keine zeitlichen Kapazitäten habt,
könnt ihr Geld spenden z.B. an folgende Organisationen:

Viele Menschen haben gerade Angst und sind in Sorge. Seid füreinander da, fragt nach, ob ihr konkret Unterstützung bieten könnt. Überlegt euch vielleicht konkrete Vorschläge, aber hört vor allem zu, was die Betroffenen gerade benötigen.

Wichtig: Betroffene haben keinen Bildungsauftrag, informiert euch bitte selbst und auf eigene Kosten.

  • Macht euch eure eigenen Privilegien bewusst und setzt sie für den Widerstand gegen Rechtsextremismus ein.
  • Achtet auf eure eigene Sprache.
  • Verzichtet auf ableistische, rassistische, antisemitistische und diskriminierende Formulierungen.
  • Nehmt an Argumentationstrainings teil, zeigt Zivilcourage.
  • Schreitet verbal ein, wenn jemand rassistisch angegangen wird.
  • Wenn ihr Zeug*innen werdet, leistet Beistand auch vor der Polizei oder Gericht.
  • Seid für marginalisierte Menschen da, hört ihnen zu, verbreitet ihr Wissen.
  • Fragt, was eure nichtweißen oder nichtdeutschen Freunde brauchen: nach Hause begleiten, zu Terminen begleiten, Gespräche mit Bekannten abnehmen.
  • Hört Zeitzeug*innen zu und verbreitet ihre Worte aktiv.
  • Handelt solidarisch, haltet zusammen.

Wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden aktuellen Umfragen zufolge 22 Prozent die AfD wählen. Es ist nur wahrscheinlich, dass eine Freundin, ein Nachbar, eine Kollegin oder ein Verwandter darunter sind. Das heißt: Wir müssen der Bedrohung im Alltäglichen, im Selbstverständlichen und in der nächsten Nähe entgegentreten. Also:

»Nicht nur vor der eigenen Haustür zu kehren, sondern auch dahinter – im Privaten, im Heimischen«.

Quelle: Elif Küçük, Künstlerin)

  • Rechtsextremes Gedankengut nicht verharmlosen
  • nicht wegschauen
  • nicht schweigen
  • stellt die unbequemen Fragen
  • motiviert sie dazu, sich zu positionieren
  • konfrontiert sie mit Zahlen, Daten und Fakten
  • versucht es immer wieder
  • gebt niemanden auf

Wir müssen erkennen, dass wir selbst Teil des Problems sind und somit auch Teil der Lösung sein können. Menschenverachtende Ideologien und Politik sind keine Randphänomene und waren auch nie welche. Wir dürfen nicht passiv darauf warten, dass andere einen Ausweg präsentieren.

(Angelehnt an Tyron Ricketts, Schauspieler, Musiker)

  • Sorge für eine angenehme Gesprächssituation.
  • Vermeide Streit.
  • Frage nach der genauen Überzeugung.
  • Wiederhole das Gesagte in deinen Worten, um sicher zu gehen, dass ihr über dasselbe Thema sprecht.
  • Frage, wie sicher sich dein Gegenüber bzgl. seiner Aussage ist auf einer Skala von 1-10.
  • Bei z.B. 8, frage, warum nicht 10. Bei z.B. 3 frage, warum nicht 0.
  • Frag nach, aus welchen Quellen die Person ihr Wissen hat.
  • Frag: Hast du Erfahrungen gemacht, die deine Meinung bestätigen oder widerlegen?
  • Teile deine eigene Meinung.
  • Frag nochmal nach, wie sicher sich dein Gegenüber nun seiner Meinung ist.
  • Bedanke dich für das Gespräch.

(Nach Elisabeth Noelle-Neumann)

Die Theorie der Schweigespirale lässt sich in folgende Kernaussagen zerlegen:

  • Die meisten Menschen fürchten soziale Isolation.
  • Menschen beobachten daher ständig das Verhalten anderer, um einschätzen zu können, welche Meinungen und Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit Zustimmung
 oder Ablehnung finden.
  • Menschen üben Isolationsdruck auf andere aus, beispielsweise, indem sie den Mund verziehen oder sich abwenden, wenn jemand etwas sagt oder zeigt, das von der öffentlichen Meinung missbilligt wird.
  • Menschen neigen dazu, ihre eigene Meinung zu verschweigen, wenn sie denken, dass 
sie sich mit ihrer Meinung dem Isolationsdruck anderer aussetzen würden.
  • Diejenigen hingegen, die öffentliche Unterstützung spüren, neigen dazu, ihre Meinung laut und deutlich zu äußern.
  • Laute Meinungsäußerungen auf der einen und Schweigen auf der anderen Seite setzen den Schweigespiralprozess in Gang.
  • Dieser Prozess entzündet sich typischerweise an emotional aufgeladenen Themen.
  • Herrscht in einer Gesellschaft Konsens, ist es unwahrscheinlich, dass eine Schweigespirale in Gang kommt. Es sind üblicherweise kontroverse Themen, bei denen ein Schweigespiralprozess entsteht.
  • Die tatsächliche Stärke der Meinungslager muss nicht ausschlaggebend sein für ihr Gewicht in einem Schweigespiralprozess. Die Meinung einer Minderheit kann in der Öffentlichkeit als Mehrheit erscheinen, wenn ihre Anhänger nur selbstbewusst genug auftreten und ihre Meinung öffentlich mit Nachdruck vertreten.
  • Die Massenmedien können einen maßgeblichen Einfluss auf Prozesse der öffentlichen Meinung ausüben. Wenn die Medien wiederholt („kumulativ“) und übereinstimmend („konsonant“) ein Meinungslager unterstützen, hat es deutlich erhöhte Chancen, aus der Schweigespirale als Sieger hervorzugehen.
    Isolationsfurcht und Isolationsdrohung sind unterschwellig wirksam, die meisten Menschen denken nicht bewusst darüber nach, inwieweit sie ihr Verhalten an der öffentlichen Meinung orientieren.
  • Öffentliche Meinung stabilisiert und integriert die Gesellschaft, weil Konflikte durch Schweigespiralen zugunsten jeweils einer Auffassung beigelegt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Integrationsfunktion der öffentlichen Meinung.

Bücher
Sachbücher, um sich Wissen anzueignen:

  • Timothy Snyder – Über Tyrannei.
  • Madeleine Albright – Faschismus-
  • Alice Hasters –Identitätskrise-
  • Dana Buchzik – Warum wir Familie und Freunde an radikale Ideologien verlieren – und wie wir sie zurückholen können.
  • Peter R. Neumann – Logik der Angst.
  • Matthias Quent – Deutschland rechts außen: Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können.
  • Max Czollek – Versöhnungstheater.
  • Michael Wolffsohn – Nie wieder? Schon wieder!: Alter und neuer Antisemitismus.
  • Çetin Gültekin – Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland: Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau.
  • Tupoka Ogette – exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen.
  • Alice Hasters – Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten.
  • Fatma Aydemir – Eure Heimat ist unser Albtraum: Mit Beiträgen von Sasha Marianna Salzmann, Sharon Dodua Otoo, Max Czollek, Mithu Sanyal, Olga Grjasnowa, Margarete Stokowski uvm.
  • Fake Facts – Pia Lamberty, Katharina Nocun.
  • True Facts – Pia Lamberty, Katharina Nocun.
  • Verschwörungsmythen – Dr. Michael Blume.
  • Fakt und Vorurteil. Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen – Ulrike Schiesser, Holm Gero Hümmler.

Romane, die Solidarität fördern:

  • Tsitsi Dangarembga – Überleben.
  • Mustafa Khalifa – Das Schneckenhaus.
  • Hisham Matar – Die Rückkehr.
  • Maria Stepanova – Nach dem Gedächtnis.
  • Mohamed Mbougar Sarr – Die geheimste Erinnerung der Menschen.
  • Fernanda Melchior – Paradais.

Erarbeitet von Natalie und Dominic Harapat

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