Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Abram Korn
Neues Veranstaltungsformat für Lesungen an Schulen

WETZLAR/GERMERSHEIM den 21.03.2024

Der Zeitzeugenbericht des Holocaust-Überlebenden Abram Korn (1923–1972) lag seit 1995 gedruckt auf Englisch als »Abe’s Story« vor, erschienen bei Longstreet Press, Marietta, Georgia, USA. Die Übersetzung konnte erst 2021 als Bestandteil der Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins, 52. Band, S.155–312, realisiert werden. Kurz darauf entstand die Idee zu einer öffentlichen Lesung aus dieser Übersetzung, da nicht zuletzt ein Bezug zur Stadt Wetzlar vorhanden ist. Nun gibt es auch ein Angebot für Lesungen an Schulen.

Nachdem am 26. Januar 24 eine erste, von Wetzlar erinnert organisierte und von Chris Sima, Irmgard Mende und Ina Steger durchgeführte Lesung in der Stadtbibliothek Wetzlar stattfand, erreichte uns eine Anfrage zur einer ebensolchen Lesung aus Germersheim, und zwar für eine 8. Klasse des dortigen Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium. Die Klasse hatte sich im Vorfeld mit der Thematik beschäftigt und zeigte sich an einem Zeitzeugenbericht interessiert.

Nun müssen wir feststellen, dass es aufgrund des großen zeitlichen Abstands zu den Geschehnissen des Holocaust immer weniger Zeitzeugen gibt, die sich in der Lage sehen, in die Schulen zu gehen.

Margot Friedländer, eine mittlerweile über Hundertjährige Überlebende des Holocaust, fordert deshalb »Zweitzeugen«, die diese wichtige Funktion von den echten Zeitzeugen übernehmen. So entstand die Idee, diese Lesung in der Klasse durchzuführen. Thomas Welling – Übersetzer des englischen Originals »Abe‘s Story« – und Jochen Graf (ehemals Grund- und Sonderschullehrer) stellten eine Auswahl von Erlebnissen des polnischen Juden Abram Korn zusammen und trugen diese den Schülerinnen und Schülern vor.

Die Erinnerungen von Abram Korn zeichnen sich einerseits durch ihre sprachlich verständliche Form, andererseits aber auch durch ihre Differenziertheit aus. So gibt es nicht nur die detaillierten Schilderungen des unmenschlichen Lebens in den Konzentrationslagern, sondern auch die Berichte über Menschen, die dem Holocaust-Überlebenden dabei halfen, diese Zeit zu überstehen.

Als Lagerinsasse während der Nazi-Herrschaft dann nach überstandenem Martyrium »Wieder Mensch sein« zu können, ist das größte Geschenk, das Abram Korn genießen durfte.

Diese Erfahrungen einer jungen Generation nahe zu bringen war das Ziel der Lesung.