Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen.
Statement des Geschäftsführers Siegmar Roscher

Den Fördervereins Kulturzentrum Wetzlar e.V. »Franzis« würde es ohne die Leitz-Baracke in der Franziskanerstraße nicht geben. Und umgekehrt wäre die Baracke ohne das Franzis heute nicht mehr existent. Das Bewusstsein für die Hintergründe und Bedeutung des Gebäudes zu schaffen, ist ein Anliegen des Vereins. Die Baracke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stellt ein wichtiges historisches Bauwerk der NS-Zeit in Wetzlar dar, insbesondere der Kriegsjahre 1939-45. Ihr ungewöhnlich guter Erhaltungszustand macht sie zu einer der bedeutendsten Holzbaracken aus dieser Zeit.

Ursprünglich errichtet für die Unterbringung italienischer Fremdarbeiter der Fa. Leitz in 1941, war die Baracke im Gegensatz zu Zwangsarbeiterbaracken stabiler gebaut – komfortabler und unterkellert. So wurden die Räumlichkeiten auch nach dem Krieg weiter genutzt, es hatte zum Beispiel die griechische Gemeinde lange ihren Sitz in der Franziskanerstraße, auch das Ballettstudio von Berthe Krull, tief im Gedächtnis vieler Wetzlarer*innen verwurzelt, war hier angesiedelt. Berthe Krull war die Schwester der international bekannten Fotografin und Kriegsberichterstatterin Germaine Krull.

In 1991 sollten die Leitz-Baracken ursprünglich abgerissen werden. Eine Initiative junger Musiker, die im Keller des zu der Zeit mittlerweile ziemlich heruntergekommenen Gebäudes ihre Übungsräume hatten, wollte sie erhalten. Dabei hatten sie nicht nur den Eigennutz im Sinn. Die Baracke, die prägnant daran erinnert, dass auch Wetzlarer Unternehmen während des Kriegs von Zwangsarbeitern profitierten, sollte weiterbestehen und sichtbar bleiben. Damals ging die Initiative noch davon aus, dass auch die Baracke in der Franziskanerstraße als Zwangsarbeiterbaracke genutzt wurde.

Es entstand die Idee, an dieser Stelle einen Ort für junge Kultur zu schaffen, und man vereinbarte mit der Stadt Wetzlar die entsprechende Nutzung. In viel Eigenleistung bauten teils heute noch im Franzis aktive Wetzlarer die Baracke um und schafften mit viel Eigenleistung neben den Proberäumen auch den Veranstaltungsraum und Ateliers. Am 30.04.1992 konnte das Franzis mit einem Konzert eröffnet werden. Als Pächter der ehemaligen “Leitz-Baracken” verpflichtete sich der Förderverein zur Instandhaltung der Vereinsräume und damit dem Erhalt der Baracke.

Der Antrag, die Leitz-Baracken unter Denkmalschutz zu stellen, wurde nach langem Entscheidungsweg über die Ämter von Stadt und Kreis durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen unterstützt. Seit dem 17.02.2020 sind sie, als wichtiges historisches Bauwerk der NS-Zeit in Wetzlar, Kulturdenkmal.

Siegmar Roscher
Geschäftsführer des Fördervereins Kulturzentrum e.V.
FRANZIS
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