Warum unsere Akademie die Gedenktafel für Christian Wilhelm Mackauer unterstützt:
Statement von Prof. Dr. Martin Allespach,
Direktor und Leiter der europäischen Akademie für Arbeit in Frankfurt
Dass die Europäische Akademie der Arbeit (EAdA) heute besteht und bereits ihr 100. Jubiläum feiern konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Als die Akademie der Arbeit 1921 gegründet wurde, war die erste deutsche Republik noch jung und beständigen Angriffen der Reaktion ausgesetzt. Die Arbeiterbewegung war die tragende Säule dieser Republik, doch höhere Bildung war fast vornehmlich das Privileg der besitzenden Schichten. Die Akademie wurde gegründet mit der Absicht umfassend gebildete Vertreter der Arbeiterschaft auszubilden, die den demokratischen Geist in sich trugen und zu Schlüsselfiguren in den Gewerkschaften, dem Staat und in Verwaltungsgremien werden sollten. Die erste akademische Ausbildungsstätte für das arbeitende Volk war geboren.
Studienrat Christian W. Mackauer war einer der nebenamtlichen Dozenten der Akademie. Er lehrte im Gebiet der Staatslehre und Politik bis zum Jahr 1932, ehe er und seine Frau Clara geb. Oppenheimer, Bibliothekarin des nahegelegenen Instituts für Sozialforschung, aus Frankfurt vertrieben wurden.
Mit der Machtübernahme der Nazis kam es zu einem drastischen Bruch für die Akademie, die am 31. März 1933 gewaltsam durch die SA geschlossen wurde. Wir können nicht von der Geschichte der Europäischen Akademie der Arbeit sprechen, ohne an die Gewaltopfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu erinnern. Zu viele unserer ehemaligen Hörer*innen, zu viele unserer Dozent*innen waren betroffen von Emigration, KZ-Haft und Tod.
Nie wieder darf es zu solch einem Bruch der Gesellschaft kommen. Nie wieder ist jetzt!
1947 wurde die Europäische Akademie der Arbeit wiedereröffnet und heute können wir stolz sagen, dass wir als Bildungs- und Ausbildungsstätte den kritischen Geist unserer Studierenden schärfen und sie auf einem wissenschaftlichen Niveau befähigen, Teilhabe im wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben zu organisieren.
Unser Ziel ist es, unsere Teilnehmenden fachlich zu stärken und sie zu befähigen, die Interessen von Arbeitnehmer:innen im Sinne einer mitbestimmen Arbeitswelt zu gestalten und damit die demokratischen Werte der Gesellschaft schützen. Die EAdA profitiert mit jedem Lehrgang von engagierten Menschen, die unterschiedliche Herkünfte haben, unterschiedliche Hintergründe aufweisen und persönlich unterschiedliche Ziele verfolgen, jedoch vereint sind, in einem solidarischen Miteinander für eine mitbestimmte Arbeitswelt.
Die Unterstützung der Gedenktafel zu Ehren Christian W. Mackauer ist für uns eine Selbstverständlichkeit, denn sie bekräftigt, dass ein klarer Geist und eine plurale Wissenschaft ein kostbares Gut sind, dass es zu schützen und weiterzutragen gilt.
Frankfurt, den 13.02.2024
Prof. Dr. Martin Allespach