Warum wir die Gedenktafeln zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen.
Statement vom Dr. Andreas Viertelhausen
Der Landwirtschaftliche Verein wird regelmäßig mit dem Ochsenfest und den Veranstaltungen rund um das Museum in Finsterloh wahrgenommen. Besonders gerne erinnert man sich an die schönen Momente bei diesen Festen. Zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der fast 200jährigen Vereinsgeschichte gehört aber auch, die dunklen Momente nicht zu vergessen oder gar zu verdrängen. Deshalb war es für den Vorstand ohne jede Diskussion selbstverständlich, dass der Verein sich an dem Projekt Gedenktafeln zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar von »Wetzlar erinnert e.V.« beteiligt. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass die Ereignisse rund um das 1993 durch die Nazis okkupierte Ochsenfest dauerhaft dokumentiert und an Ort und Stelle erfahrbar werden.
Das 40. Ochsenfest wurde durch das Schreckensregime als Kulisse missbraucht, um lokal die erfolgte Machtergreifung zu feiern und sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der frisch gekürte NS-Minister für Ernährung und Landwirtschaft nutzte das Fest, um die völkischen und rassistischen Grundsätze der gerade verkündeten Gesetze zur Steuerung der Landwirtschaft zu lobpreisen. Alle Redner feierten Treuegelöbnisse auf den »Volkskanzler Adolf Hitler«. Die SA führte den traditionellen Festzug an. Nie zuvor war das Ochsenfest derart parteipolitisch dominiert worden. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund hat der Vorstand neben dem Wachhalten der Erinnerung auch ein besonderes Augenmerk darauf, das Ochsenfest auch künftig aus der Parteipolitik herauszuhalten und den Verein nicht durch diese vereinnahmen zu lassen.
Dr. Andreas Viertelhausen
Vorsitzender