Gefundene Zeichnung eines Gefangenen vom Lager Rollwald aus nord-östlicher Sicht © Wikipedia
Das »Lager Rollwald« war das größte von drei Stammlagern der »Gefangenenlager Rodgau«, die von Dieburg aus verwaltet wurden. Es wurde nicht von der SS geführt, sondern war eine Strafvollzugseinrichtung der Justiz, in der rechtskräftig verurteilte Strafgefangene einsassen. Also Kleinkriminelle und Gewaltverbrecher, aber auch politische Gegner des NS-Staates, Nichtsesshafte, Bettler, Homosexuelle und Menschen, die aus religiöser Überzeugung den Kriegsdienst verweigerten. Bis zu einem Drittel der Gefangenen waren nach heutigem Recht keine Straftäter. Während des Krieges saßen hier auch Tausende von Ausländern aus ganz Europa ein, die in ihren Heimatländern gegen die deutsche Besatzungsmacht gekämpft oder gegen deren Verordnungen verstoßen hatten.
Die Gefangenen wurden u.a. zur Zwangsarbeit für Rodungs- und Erschließungsarbeiten, Entwässerung der Sumpflandschaft und Bachregulierung eingesetzt. Mit Kriegsbeginn wurden sie von diesen Arbeiten abgezogen und überwiegend mit Aufträgen für die Wehrmacht, in der Rüstungsproduktion, im Munitionslager Münster/Hessen, als Hilfskräfte in der Landwirtschaft und zum Beseitigen von Kriegsschäden eingesetzt.
Die Arbeit im Lager und bei den Außenarbeiten war hart und die Bekleidung sowie Schuhwerk der Gefangenen unzureichend. Die Essensrationen reichten nicht aus und die ärztliche Versorgung war ungenügend. Zudem kamen Viele in den letzten Kriegsjahren bereits unterernährt im Lager an. Mehr als 200 Menschen starben im Lager Rollwald. Anfang 1944 wurde wegen stark ansteigender Todesfälle ein eigener Lagerfriedhof eingerichtet.
Am 26. März 1945 nahmen amerikanische Truppen das Lager Rollwald ein. Es wurde zunächst zur Festsetzung ehemaliger SS-Angehöriger genutzt und später als Kriegsgefangenenlager. Bis 1949 hatte das US-amerikanische »Prisoner of War Information Bureau« hier seinen Sitz.