Warum wir die Gedenktafel zu Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen
Statement von Gudrun Geißler

Als Ernst Richter von WETZLAR ERINNERT e.V. uns Anfang 2018 ansprach auf die Geschichte des Hauses Niedergirmeser Weg 1, in dem wir seit 40 Jahren Hauptmieter sind, war ich zunächst überrascht. Nie hatten wir davon gehört, dass hier Ende der Zwanziger Jahre bis 1933 der Sitz der Wetzlarer Metallgewerkschaft (DMV) war. Uns war nur bekannt, dass sich in diesem Gebäude viele Jahre die Bahnhofsapotheke befand. Unser einziger Bezug zu Gewerkschaften war, dass die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft einige Jahre Ende der 1970er und Anfang der 1980er bei uns Untermieter war.

Als Ernst Richter uns fragte, ob wir damit einverstanden seien, an »unserem« Haus eine Gedenktafel zum 85. Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 anzubringen, hat der Vorstand des Kinderschutzbundes sehr schnell zugestimmt.

Und so findet heute – am 2. Mai 2018 – unter Beteiligung prominenter Vertreter aus Politik, Gewerkschaften, des Kinderschutzbundes und aus der Zivilgesellschaft eine feierliche Enthüllung der ersten Gedenktafel an die Gräuel der Nazizeit in Wetzlar bei uns statt. Im Anschluss an die Enthüllung der Gedenktafel gibt es in unseren Geschäftsräumen eine eindrucksvolle Bilder-Dokumentation aus der damaligen Zeit. Bei einem Imbiss kam es zu intensiven Gesprächen unter den etwa 50 Gästen.

Weitere Gedenktafeln werden noch installiert, einige werden noch im Laufe von 2019 folgen, vor allem an Standorten der Zwangsarbeiterlager und der Wetzlarer Firmen, in denen Zwangsarbeiter schuften mussten.

Für uns als Kinderschutzbund ist es wichtig, dass wir uns der schwierigen Geschichte unseres Landes stellen. Wir sind überzeugt, dass die Erinnerung an eine menschenverachtende Politik wach gehalten werden muss und sich die wehrhafte Zivilgesellschaft nationalistischem und rechtspopulistischem Gedankengut entgegenstellt. Daher beteiligen wir uns auch regelmäßig an den von »Wetzlar bunt statt braun« organisierten Gegendemonstrationen, wenn Neonazis z.B. als vermeintliche Kinderschützer in Wetzlar aufmarschieren. Dass Neonazis versuchen, den Begriff »Kinderschutz« für ihre Zwecke zu vereinnahmen, macht uns wütend. Denn anders als die Neonazis sind wir für ALLE Kinder da, unabhängig ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion.

Wenn Sie mehr über den Kinderschutzbund wissen möchten, besuchen Sie unsere Webseite.

Gudrun Geißler
Vorsitzende des DKSB Lahn-Dill / Wetzlar e.V.
Niedergirmeser Weg 1 | D 35576 Wetzlar
Tel.: 06441 – 3 36 66
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Tafelstifter für die Gedenktafel: