Warum wir die Gedenktafel zu den Ereignissen der NS-Zeit in Wetzlar unterstützen.
Statement von Siegmar Roscher,
für die Nachfahren von Heinrich Mootz

Für mich als Urenkel von Heinrich Mootz war es irgendwann normal, dass in den Gesprächen unserer Familie der Urgroßvater bestenfalls als Anstreicher- und Malermeister vorkam, nicht aber als Antifaschist. Auch die antifaschistischen Aktivitäten einiger anderer Familienangehöriger wurden im Familienkreis mehr oder weniger durchgehend totgeschwiegen.

Ich kann mich jedenfalls an keine Gelegenheit erinnern, zu der über die politisch motivierten Aktivitäten meines Großvaters überhaupt geredet wurde.

Meiner Überzeugung nach ist dies ausschließlich zu werten als Folge eines auch noch nach dem Krieg weit verbreiteten Schamgefühls, nicht dem gängigen Verhaltensmuster und dem gängigen politischen Mainstream entsprochen zu haben.

Neben der Scham kamen wahrscheinlich noch die Ängste hinzu, genau wegen dieser mangelnden Konformität des Urgroßvaters irgendwelchen zusätzlichen Repressalien ausgesetzt sein zu können.

Scham, Angst und vor allem auch die Ungewissheit, was mit dem Urgroßvater im Zuchthaus wohl geschehen sein mag, nagte sicherlich in erster Linie an meiner Großmutter, sowie meiner Urgroßmutter, die angeblich deswegen auch früh – wie man sagte – aus Gram verstarb.

Als einziges familiäres Andenken an meinen Urgroßvater kann ich mich gut daran erinnern, dass mein Großvater — Alfred Roscher — des Öfteren von »Sippenhaft« sprach, wenn er auf seine Zeit im Konzentrationslager zu sprechen kam.

Siegmar Roscher
Urgroßenkel von Heinrich Mootz
Sprecher für die Nachfahren von Heinrich Mootz, die Familien Kittelmann, Roscher (Wetzlar) und Kraus (Bremen)

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