Ausstellung: »Front – Heimat Der Luftkrieg über Frankfurt«
Von Klaus Petri
Im ehemaligen Karmeliter-Kloster nahe dem Römerberg ist bis zum 23. März die sehr anschaulich gestaltete Ausstellung »Heimat/Front« zu sehen, bei der es um Hintergründe und Folgen des Luftkrieges 1937 (Guernica) bis 1945 geht. Vor dem Portal ist eines von 200 der damals um Frankfurt installierten Flak-Geschütze aufgestellt. Die 8,8 cm Kanone wurde jüngst bei Grabungsarbeiten am Terminal 3 des Frankfurter Flughafens entdeckt und mit Beton ausgegossen. Nur so konnte sie als Schaustück verwendet werden.
Mit der Inschrift »Hölle für Polen – eine Kinosensation für Deutsche« wurde die Bombardierung Warschaus im Herbst 1939 kommentiert. Rund 20 Tausend Bewohner der polnischen Hauptstadt fanden dabei den Tod. In Frankfurt/Main schätzt man die Zahl der Getöteten auf rund 6.000. Knapp die Hälfte davon wurde in einem Massengrab auf dem Waldfriedhof anonym beigesetzt. Abgeschossene angloamerikanische Bomberpiloten wurden zentral in einem »Durchgangslager-Luft« im Grüneburgpark interniert. Nach dessen Zerstörung im März 1944 wurde das »Dulag« nach Wetzlar verlegt.
Die Nazis hatten die Bevölkerung seit den 30er Jahren auf den Luftkrieg eingestimmt. Der Reichsluftschutzbund zählte 1940 elf Millionen Mitglieder. »Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Luftschutz ist Landesverrat«, lautete drohend eine Plakatparole. Die Firma Osram entwickelte spezielle Verdunkelungsglühbirnen, ein Arzt aus Sachsenhausen deckte seine Scheinwerfer bei Fahrten in die Innenstadt mit Metallklappen ab. In den Treppenhäusern waren Sandsäcke gelagert, die Phosphorbrände eindämmen helfen sollten. Die 34 Millionen vorsorglich produzierten Gasmasken kamen nicht zum Einsatz, weil – anders als im Ersten Weltkrieg – beide Kriegsparteien den Einsatz von Chemiewaffen vermieden.
Als Rarität der Ausstellung bewertete der Historiker und Mitkurator Dr. Andreas Bauer ein Ensemble aus Glas und Porzellan-Geschirr aus einer Frankfurter Bürgerwohnung: Wegen des unterschiedlich hohen Schmelzpunktes der beiden Materialien sind Teetasse und -kanne – nach einem 1000 Grad-»Wärmebad« – unversehrt, während das umgebende Glas nach dem Erkalten an eine Malerei von Salvador Dali erinnert.