An die Wetzlarer Opfer erinnert
Gedenken zum Kriegsende am 8. Mai

Von Klaus Petri
Der 8. Mai 1945 ist die zentrale Zäsur in der jüngeren deutschen Geschichte. Der mörderische Krieg und die braune Terrorherrschaft gingen zu Ende. Die Weichen in Deutschland und Europa konnten neu gestellt werden: Dem mit dieser Erklärung verbundenen Aufruf zu einer Feierstunde des Vereins »WETZLAR ERINNERT« waren am Freitagnachmittag zwei Dutzend Bürger gefolgt. Christel Streubel-Piepkorn, die sich im Förderverein des in Frankfurt ansässigen Fritz-Bauer-Instituts engagiert, hatte 20 Rosen und Nelken mitgebracht, die an mehreren Gedenkorten in der Stadt niedergelegt wurden.

In der Rosengasse 11 wohnte bis zu seiner Ermordung im Februar 1937 der kommunistische Malermeister Heinrich Mootz mit Frau und acht Kindern. Er wurde wegen Widerstandstätigkeit für die Rote Hilfe und die KPD von Berufskollegen denunziert und ins Zuchthaus Wehlheiden bei Kassel gebracht. Das Überpinseln einer NS-Parole 1933 und die Behauptung, die Nazis selbst hätten den Reichstag angesteckt, wurden als »Vorbereitung zum Hochverrat« gewertet. Er starb 67-jährig unter nicht ganz geklärten Umständen. Sein Grabstein ist bis heute auf dem Wetzlarer Friedhof erhalten geblieben. Rosa Best aus der Krämerstraße fiel als Jüdin dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer.

Stolpersteine erinnern an die Schicksale
Vom Standesamt Auschwitz erhielt die Familie 1943 die Nachricht, dass die Mutter an einem »Magen-Darm-Katarrh« verstorben sei. An sie erinnert ein Stolperstein in der Krämerstraße. Die heute 87-jährige Tochter Gisela Jäckel hat Krieg und Holocaust durch den schnellen Vormarsch der Amerikaner im März 1945 überlebt. Zudem ist sie Ehrenmitglied des Vereins »WETZLAR ERINNERT«.

An den Lebensweg des damals noch jugendlichen polnischen Zwangsarbeiters Tomasz Kiryllow wird am Portal des heutigen Hessenkolleg-Gebäudes in der Brühlsbachstraße erinnert. Arne Beppler warb namens des DGB dafür, dass der 8. Mai bundesweit als gesetzlicher Feiertag begangen wird.

Andere Menschen hatten im Laufe des Tages im stillen Gedenken an anderen Gedenkorten in der Stadt Blumen niedergelegt, wie auf dem neuen jüdischen Friedhof, an den Stolpersteinen auf dem Karl-Kellner-Ring und in der Sparkassenpassage an der Gedenktafel zur Erinnerung an das Zwangsarbeiterlager Umgehungsstraße der Fa. Pfeiffer.

Bilder von der Blumenaktion am 8. Mai 2020 in Wetzlar: