Ab 1940 Unterkunftsbaracke für »Fremdarbeiter« und
von Juni 1943 bis März 1945 für KHD-Maiden
NS-Beschäftigungssystem
Franziskanerstraße 4
Die Fa. Ernst Leitz GmbH produzierte während des Zweiten Weltkrieges Beobachtungs- und Richtgeräte (darunter auch Bildwandler und automatische optische Steuerungen) für Flugabwehrgeschütze und Einzelteile für fremde Firmen.
Bereits im Mai 1941 war auf dem Gelände an der »Weiherwiese« (beim heutigen Parkplatz »Avignon-Anlage«) eine 550 m² große Holzbaracke für italienische Arbeitskräfte (»Fremdarbeiter«) der Leitzwerke errichtet worden. Denn die ersten fremden Arbeitskräfte, die man dann als »Gastarbeiter« bezeichnete, wurden nicht erst in den 1960er Jahren in die Bundesrepublik Deutschland angeworben.
Gemäß eines Abkommens zwischen dem faschistischen Italien Mussolinis und Hitler-Deutschland wurde ab 1938/39 die Anwerbung italienischer »Fremdarbeiter« in Deutschland möglich, was ab Mitte 1940 verstärkt geschah. Unterbeschäftigung und hohe Arbeitslosigkeit führten insbesondere in ländlichen Gegenden Italiens zu vermehrter Abwanderung nach Deutschland. Ungewöhnlich viele junge Männer packte anfangs noch die Abenteuerlust und die Aussicht auf Freistellung vom heimischen Wehrdienst. Zwangszuweisungen zu bestimmten Arbeiten, wenig Mitspracherechte, die Isolierung von der deutschen Bevölkerung und mangelnde Ernährung führten jedoch schnell zur Verschlechterung der Stimmung unter den italienischen Arbeitern.
Ab März 1942 wurden dort für Kriegs- und Hilfsdienste verpflichtete junge Mädchen und Frauen (»KHD-Maiden«) untergebracht. Im Frühjahr 1943 wurde noch eine zweite Holzbaracke angebaut.
Von den im rechten Winkel angeordneten Baracken existiert heute noch das längere, parallel zur Franiskanerstraße stehende Holzgebäude. Sie gehört das Kulturzentrum FRANZIS Wetzlar, teilweise untervermietet dient sie verschiedenen Vereinen als Büro- und Clubraum. Im großen Veranstaltungssaal des FRANZIS finden auch die Einführungsvorträge zum Weg der Erinnerung statt.